1547 - Sabotage auf Terra
Terrania. Dann komme ich vorbei und lasse mich befragen!"
Er vermied den Begriff „Verhör", weil er wußte, daß dies nicht zutraf. In der Zeit der modernen Menschheit, und dazu rechnete er das Jahr 1171, fanden altertümliche Polizeimethoden keine Verwendung mehr. „Danke!" hörte er den Ersten Terraner sagen. „Falls es dich interessiert, der Abteilungsleiter für Sicherheitsfragen im siebenundachtzigsten Bezirk, sein Name ist Dinsterman, hat einen Rüffel erhalten und muß sich zudem noch wegen Anstiftung zum Hausfriedensbruch verantworten."
„Der soll mir den Buckel runterrutschen. Ich bringe meine Zeugenaussage und die Dokumente des Syntrons mit, wenn ich auf Besuch komme!"
Damit war das Gespräch zu Ende. Enza drosselte die Geschwindigkeit des Fahrzeugs und korrigierte leicht den Kurs. „Das hättest du auch anders haben können", meinte sie.
Exepuis lehnte sich zurück und schüttelte lächelnd den Kopf. „Ohne dieses Aufsehen wäre die Sache nicht bei Kuusinen gelandet", erwiderte er. „Dann hätten mich Typen wie dieser Dinsterman Tag und Nacht verhört, um mich zu Aussagen zu bewegen, die ich vermutlich gar nicht hätte machen können. So herum ist es besser, glaube mir."
„Vielleicht", meinte Enza. „Aber wenn du dir noch ein paar solcher Eskapaden leistest, bist du für die Mitarbeit im Team nicht mehr tragbar."
Gaylord Exepuis seufzte und faltete die Hände ineinander. „Manchmal bin ich ein Träumer von einer anderen Welt und wünsche mir, mein Bungalow stünde an einer menschenleeren Küste irgendwo in den Tiefen des Weltalls. Dann hätte ich endlich meine Ruhe."
„Dann brauchtest du nur noch einen Zellaktivator, um das Leben ausgiebig genießen zu können, nicht wahr?"
Er lief vor Zorn rot an. „Das ausgerechnet mir!" bellte er. „Wenn ich nicht wüßte, daß du mich nur provozieren willst ..."
Enza nickte ernst. „Eine gute Seite haben die Nachforschungen von Abteilungen wie die Dinstermans. Wenn ich nicht von Anfang an über deine Flausen informiert gewesen wäre, hättest du die Stelle im Projekt nie bekommen!"
*
Strangeness stellte im Grunde genommen einen abstrakten Begriff dar. Ein absoluter Wert ließ sich nicht definieren, nur die Unterschiede konnten meßtechnisch bestimmt werden. Zur Vereinfachung hatten die galaktischen Wissenschaftler schon vor langer Zeit der Strangeness des Standarduniversums den Wert Null zugeordnet. Die in den Hyperraum eingebetteten, vermutlich unzähligen Paralleluniversen besaßen abweichende Werte unterschiedlicher Qualität. Im einen unterschied sich die Lichtgeschwindigkeit um eine Winzigkeit vom bekannten Standardwert, in einem anderen war das Plancksche Wirkungsquantum ein wenig größer oder kleiner.
Entsprechend der Festlegung eines bestimmten Ereignisses im Hyperraum benötigte die Hyperphysik fünf Koordinaten, drei räumliche, eine zeitliche und eine Strangeness-Koordinate. Mit diesen konnte die Existenz eines Paralleluniversums zunächst einmal definiert werden. Mit „Definition" war eine Orts- und Zeitbestimmung gemeint, wenngleich diese Begriffe auf den fünfdimensionalen Raum nicht direkt anwendbar waren, denn sie beinhalteten lediglich die Möglichkeiten einer Beschreibung des Standarduniversums, wie die Galaktiker es kannten.
Die Möglichkeiten und die Vorgehensweise der Untersuchung eines Gegenstands auf seinen derzeitigen und ursprünglichen Strangeness-Wert verliefen wesentlich komplizierter, als die reine Definition vermuten ließ. Mit den Mitteln des gewohnten Raum-Zeit-Kontinuums fiel es schwer, eine Definition so zu erweitern oder an die Realität anzupassen, daß daraus konkrete Aussagen über einen hyperdimensionalen Zustand gemacht werden konnten.
Die Messung des Strangeness-Wertes und die mathematische Annäherung mit Hilfe der fünfdimensionalen Algebra stellten deshalb höchst unzureichende Mittel dar, und die Wege, die das Team beschreiten mußte, um an sein Ziel zu kommen, waren noch längst nicht bekannt.
Nakken hätten sich über die Anstrengungen im Waringer-Building vermutlich kaputtgelacht, wenn sie zu einer solchen Regung fähig gewesen wären. Idinyphe hätte beißenden Spott für Myles und seine Mitarbeiter übrig gehabt. Und Rhodan hatte sich nicht anmerken lassen, was er darüber dachte, daß das Team es in weniger als einem Jahr schaffen wollte, zu brauchbaren Ergebnissen zu kommen.
Myles’ Augen brannten, weil er seit einer halben Stunde auf die Projektion des Syntrons
Weitere Kostenlose Bücher