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1548 - Orbit im Nichts

Titel: 1548 - Orbit im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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beschäftigte.
    Myles lauschte noch eine Weile.
    Aber von Deri war nichts mehr zu hören. Myles machte sich an die Arbeit.
     
    *
     
    Im Lauf etlicher Stunden lernte Myles Kantor, den Schreibtisch zu bedienen. Es gab eine Unzahl von Fächern, Laden und Behältnissen, die nicht immer leicht zu öffnen waren. Manche funktionierten mit Drucktasten oder Kontrollflächen. Andere waren von einer Kontrolleiste aus zu bedienen, die am Rand der Tischplatte montiert war. Eine weitere Gruppe von Fächern reagierte auf Zurufe.
    In der Zwischenzeit hatte Myles gelernt, wie das Interkomsystem des Hauses funktionierte. Er sprach mit Derivoor Ken und Kallia Nedrun und erfuhr, daß es ihnen bislang ebenfalls noch nicht gelungen war, an Informationen von nennenswerter Bedeutung heranzukommen. Njels Bohannon hatte seinen Nachlaß offenbar gut versteckt, und Myles begann sich zu fragen, welchem Zweck seine großartige Ankündigung gedient haben mochte, die er in seinem Schlußwort ausgesprochen hatte. Myles Kantor sollte die Früchte seiner wissenschaftlichen Arbeit ernten. Aber wo waren diese Früchte?
    Draußen war es längst dunkel geworden, als Myles Bestandaufnahme zu machen begann. Er war überzeugt, daß er heute nichts Wichtiges mehr finden würde. Er war gerne bereit, morgen wiederzukommen und die Suche fortzusetzen. Aber fürs erste war er müde, frustriert und halbwegs bereit, Njels Bohannon für einen Schwätzer zu halten, der seine Schlußerklärung nur abgegeben hatte, um sich dem Publikum gegenüber in ein besseres Licht zu setzen. Wahrscheinlich gab es gar keinen „Nachlaß." Myles hielt es durchaus für denkbar, daß Njels seinen Projektleiter nur in eine Falle locken und lächerlich machen wollte. Was, wenn in diesem Augenblick versteckte Aufnahmegeräte jede seiner Bewegungen aufzeichneten, wie er voller Eifer nach einer Hinterlassenschaft suchte, die gar nicht existierte? Wieviel würde ein Sensationsreporter dafür geben, eine solche Aufzeichnung in die Hand zu bekommen, mit der er seinen Zuschauern vor Augen führen konnte, daß Myles Kantor so genial, wie er immer dargestellt wurde, in Wirklichkeit gar nicht war. Hier sah man ihn doch, wie er in den Unterlagen eines seiner ehemaligen Mitarbeiter herumwühlte, auf der Suche nach Erkenntnissen, die er dann als seine eigenen darstellen konnte!
    Mit mißmutigen Blick musterte Myles das, was er bisher gefunden und auf der Tischplatte des Schreibtischs aufgestapelt hatte. Persönliche Notizen waren darunter, die ihn nichts angingen; Anmerkungen zu Seminaren, Meetings und Konferenzen, an denen Njels Bohannon teilgenommen hatte. Am interessantesten war noch ein Bündel Schreibfolien mit Formelkram. Anscheinend hatte Bohannon versucht, zwecks Lösung eines hyperphysikalischen Problems eine neue Algebra zu entwickeln. Weit war er damit nicht gekommen, aber Myles empfand es als faszinierend, daß er, was ihm zu diesem Fragenkomplex eingefallen war, per Hand niedergeschrieben hatte. Es gab heutzutage nicht mehr viele Menschen, die sich handschriftlich betätigten.
    Gänzlich unvermittelt leuchtete eine kleine Bildfläche über der rechten Hälfte des Schreibtischs auf. Kallia Nedrun war darauf zu sehen. Sie lächelte freundlich. „Falls es dich interessiert: Die DUCHESS OF JABBAAR ist soeben gestartet", sagte sie.
    Er mußte ziemlich verdutzt dreingeschaut haben; denn Kallia lachte hellauf. „Gerichtsverhandlung, Njels Bohannon, Verbannung", erinnerte sie ihn. „O ja", murmelte er. An der Wand gegenüber dem Schreibtisch war ein Chronometer in die Täfelung eingearbeitet. Es zeigte 18.39 Ortszeit am 14. November 1171. Myles fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Dann sind wir ihn endlich los", sagte er fahrig. „Richtig", bestätigte Kallia Nedrun. „Laß uns wissen, wann du nach Hause gehen willst. Ich glaube, die Suche bringt uns heute nicht mehr viel."
    Die Bildfläche erlosch. Myles Kantor neigte sich in seinem Sitz zur Seite und ließ die Finger der rechten Hand gedankenverloren über die Kontrolleiste gleiten, von der aus sich einige der Schubfächer des Schreibtischs betätigen ließen. Ein paar Laden führen auf und schlossen sich wieder. Dann aber hörte er ein Geräusch, ein halblautes Fiepen in den höchsten Frequenzen des akustischen Spektrums, die das menschliche Ohr gerade noch wahrzunehmen vermochte. Er zog die Hand zurück, als hätte er etwas Heißes berührt. Ein paar Sekunden zögerte er. Dann gewann die Neugierde die Oberhand. Er begann von

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