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1548 - Orbit im Nichts

Titel: 1548 - Orbit im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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alle ihm zur Verfügung stehende Leistung pumpte, um überhaupt durchzukommen. Dann kamen Sendungen wie die zustande, die Myles Kantor soeben empfing.
    Sie bestand nur aus Text, und manchmal vergingen Sekunden, bis der nächste Buchstabe sich an seinen Vorgänger reihte.
    Myles war aufmerksam geworden, als er die Wortfolge Bedenken aufzuzählen las. Dabei handelte es sich nämlich um einen mit dem Pararealisten vereinbarten Kodebegriff, der eine gewisse Aussage über die Sendung machte, die Sato Ambush von Akkartil ausstrahlte. „Ich arbeite, wie schon berichtet, mit dem nakkischen Kosmologen namens Chukdar zusammen", ging es weiter im Text. „Es gelang mir vor kurzem, Chukdar einen Hinweis zu geben, der es ihm anscheinend ermöglichte, bei seiner Suche nach den Orbitalparametern des Kunstplaneten Wanderer einigen Fortschritt zu erzielen.
    Ich war fest überzeugt, daß Chukdar seine Erkenntnisse vereinbarungsgemäß mit mir teilen werde. Aber er ist spurlos verschwunden, und niemand weiß, wo er sich herumtreibt.
    Ende der Sendung.
    Gezeichnet: Sato Ambush."
    Myles Kantor hatte die Lehne seines Sitzes ein wenig nach vorne schnellen lassen, als er die letzten Worte las.
    Er saß bolzengerade auf dem Kantormobil. „O nein! Das macht ihr mit mir nicht!" rief er aufgeregt. „Servo, ich brauche eine Verbindung mit Akkartil."
    „Ich gebe mir Mühe", antwortete der Servo. „Du hast selbst gesehen, wie miserabel die Funkstrecke war. Es könnte eine Zeitlang dauern, bis wir durchkommen."
    „Versuch’s!" rief Myles.
    Im Lauf der folgenden Minuten unternahm der Multisyntron, der auch für die Kommunikationsbedürfnisse des Projekts zuständig war, mehrere Versuche, Akkartil anzusprechen. Ein ums andere mal meldete der Servo mit stoischer Gelassenheit: „Sämtliche Kanäle, die nach Akkartil führen, sind von starken Störgeräuschen überlagert."
    Nach dem sechsten Versuch winkte Myles Kantor ab. „Laß es gut sein", trug er dem Servo auf. „Ich glaube nicht an die Störgeräusche. Ich glaube, sie wollen uns nicht mit Sato Ambush sprechen lassen."
    Sein Mißtrauen war nicht unbegründet. Schon vor langer Zeit, als er sich noch inoffiziell für die Suche nach Wanderer interessiert und noch nicht die Leitung dieses Projekts übernommen hatte, war es zwischen ihm und Sato Ambush zu einer Vereinbarung gekommen. Myles Kantor traute nämlich den Nakken nicht so recht über den Weg. Es gab zwar ein Übereinkommen, wonach Nakken und Terraner sich gegenseitig über alles auf dem laufenden zu halten hatten, was mit der Suche nach der Kunstwelt in Verbindung stand. Aber Myles war nicht sicher, ob die Gastropoiden sich im Ernstfall - d.h. dann, wenn die Suche in die kritische Phase eintrat - an das Abkommen halten würden. Er rechnete stets damit, daß die Kommunikation zwischen ihm und dem Pararealisten von den nakkischen Hyperfunktechnikern zensiert und, wenn von etwas die Rede war, das die Nakken nicht an die Öffentlichkeit gelangen lassen wollten, verändert würde. Viel konnte man nicht dagegen unternehmen.
    Aber es gab Kodezeiger, die man in den Text einbauen konnte und die dem Empfänger der Nachricht zu erkennen geben würden, ob er wirklich die Originalnachricht erhielt oder etwas Verfälschtes.
    Die Worte „aufzählen", „auflisten" und dergleichen machten den Empfänger darauf aufmerksam, daß hier eine Aussage über die Länge des Textes zu finden sei.
    Gewöhnlich war es der Begriff, der dem Kodezeiger unmittelbar vorausging, aus dem man entnehmen konnte, aus ungefähr wieviel Worten der Gesamttext der Sendung bestand. „Bedenken", deuteten einen Umfang von 1200 bis 1500 Worten an. („Sorgen" hätte auf 800 bis 1200, „Ungereimtheiten" dagegen auf mehr als 1500 Worte hingewiesen.) Der Text, den Myles soeben empfangen hatte, bestand, Header und Trailer eingeschlossen, aus knapp über 100 Wörtern.
    Die Nakken hatten also den größten Teil der Nachricht gestrichen. Vermutlich hatte Sato Ambush darüber berichtet, welche Art von Hinweis er Chukdar hatte zukommen lassen und wie ungefähr die Methode beschaffen war, die der nakkische Kosmologe anzuwenden gedachte, um die Orbitalparameter der Kunstwelt zu ermitteln.
    Die Bildfläche war erloschen. Der Text der Sendung war gespeichert für den Fall, daß jemand sich noch einmal mit ihm befassen wollte. Myles griff den Steuerknüppel des Kantormobils und dirigierte das Fahrzeug in Richtung der Tür. „Ich bin ein paar Stunden lang unterwegs", sprach er zum Servo.

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