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1548 - Orbit im Nichts

Titel: 1548 - Orbit im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Isolation zugebracht hatte.
    Das Dateisegment REDUKTIONSROUTINE KOLIBRI verschwand von der Bildfläche. Die Textzeilen des Inhaltsverzeichnisses begannen wieder zu rollen. Diesmal wurde Myles’ Geduld nur mäßig auf die Probe gestellt. Seit dem Verschwinden von Kolibri hatte er nicht mehr als drei Seiten Verzeichnis gelesen, da tauchte über den unteren Rand der Bildfläche eine Zeile auf, die bewirkte, daß er wie elektrisiert mit dem Oberkörper nach vorne ruckte. Hinter dem Begriff UBI ES: stand dort: INVARIANTE TRANSFORMATION VON WANDERER-POSITIONSDATEN. Myles wartete, bis die Zeile beim Hinauffallen eine der bunten Lesemarkierungen erreichte, dann sagte er: „Diese will ich!"
    Das Bild wechselte. Myles hatte kaum den ersten Blick auf das Datenmaterial geworfen, das der Servo ihm nun vorsetzte, da wußte er, daß er diesmal tatsächlich einen Fund von Bedeutung gemacht hatte. Er mußte feststellen, daß Njels Bohannon ein Problem, das ihm selbst erst vor kurzer Zeit offenbar geworden war, schon viel früher erkannt hatte. Es ging um die Frage, warum aus der vorhandenen Datenmenge die Parameter der Umlaufbahn des Planeten Wanderer nicht eindeutig errechnet werden konnten. Er selbst hatte vor ein paar Tagen erst theoretisiert, daß die vom Galaktischen Ortungssystem (GALORS) ermittelten Koordinaten zwar von der Zahl, aber nicht vom Informationsgehalt her hinreichend waren. Die GALORS-Daten waren zu eindeutig auf jenes „Ereignis" im Hyperraum bezogen, das den jeweiligen Standort der Erde im vierdimensionalen Kontinuum widerspiegelte, Was gebraucht wurde, waren Koordinaten, die von dem Ort eines anderen Ereignisses aus gemessen worden waren.
    Die Überlegungen, die Njels Bohannon angestellt hatte, führten in komplexe, von aller Anschaulichkeit weit entfernte Bereiche der hyperdimensionalen Algebra. Myles Kantor war keineswegs erstaunt, in Bohannons Ausführungen mehrmals einen Bezug auf jene neue Algebra zu finden, die Bohannon hatte entwickeln wollen, um damit einem bestimmten Problem zu Leibe zu rücken. Jetzt kannte Myles auch das Problem: die invariante Transformation von Wanderer-Positionsdaten. Alles, was Myles bisher in der Aufzeichnung gelesen hatte, war Text, der die Überlegungen beschrieb, die Njels Bohannon während der Formulierung seiner Theorie angestellt hatte. Es interessierte Myles, ein bißchen über die angewandte Mathematik zu erfahren, die sich aus der Theorie ergab. Er wies den Servo an, das vorliegende Dokument bis zum Ende zu blättern. Dort fanden sich üblicherweise die Adressen von Zusatzdateien.
    Er hatte sich nicht getäuscht. Es gab eine ganze Liste, deren Einträge allesamt mit UBI ES:INV/ begannen.
    Myles las, bis er auf den Namen ALGEBRA stieß. „Diese möchte ich sehen", erklärte er dem Syntron, als die entsprechende Zeile bis zur Lesemarkierung emporgerollt worden war. „Sofort", kam die Antwort.
    Wiederum wechselte das Bild. Myles Kantors Blick war auf die Videooberfläche fixiert. Er war voller Aufregung. In ein paar Sekunden würde er wissen, ob Njels Bohannon, der sich zu diesem Zeitpunkt an Bord des Passagierschiffs DUCHESS OF JABBAAR auf dem Weg zu seinem Verbannungsort befand, ihm womöglich doch etwas hinterlassen hatte, womit dem Projekt UBI ES zusätzlicher Schwung verliehen werden konnte.
    Da hörte er ein lautes, metallisch klingendes Geräusch, als wäre eine defekte Glocke angeschlagen worden. Er schrak auf und sah sich um. Das Geräusch war von draußen gekommen. Im Computerraum selbst schien sich nichts verändert zu haben. Das heißt ...
    Verwundert blickte er in die Höhe und sah, daß der Servo sich verfärbt hatte. Er strahlte jetzt in grellem, giftigem Grün. Die Deckenbeleuchtung erlosch langsam. Schließlich blieb nur das Licht des Servos übrig.
    Myles Kantor hatte das Mobil unwillkürlich ein paar Schritte von der Konsole fort dirigiert. Die giftgrüne Leuchterscheinung flößte ihm Furcht ein.
    Eine Stimme begann zu sprechen, bei deren Klang ihm das Blut in den Adern stocken wollte.
    Eben hatte er noch an ihn gedacht, an den Mann auf der DUCHESS OF JABBAAR, der auf dem Weg in die Verbannung war. „Wenn du diese Worte hörst", sagte die Stimme höhnisch, „dann hast du den Köder geschluckt, den ich für dich ausgelegt habe."
     
    *
     
    Myles Kantor starrte die grüne Kugel an. „Was ... was willst du hier?" fragte er mit stockender Stimme. „Du kannst ... du kannst gar nicht hier sein. Du bist an Bord der DUCHESS OF ..."
    „Ich nehme an, du

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