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1548 - Orbit im Nichts

Titel: 1548 - Orbit im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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neuen, die Kontrolleiste mit den Fingern zu bearbeiten. Diesmal ging er behutsamer zu Werke. Sah sich jede Leuchtfläche an, bevor er sie berührte, und fand schließlich die, die das Fiepen auslöste. Sie strahlte in hellem Blau. Etwas anderes fiel ihm auf, was er zuvor nicht bemerkt hatte: In dem Augenblick, in dem er die blaue Fläche berührte und irgendwo aus dem Innern des Schreibtischs das fiepende Geräusch ertönte, erloschen alle anderen Flächen mit Ausnahme derer, auf der er gerade den Finger hatte, und einer in mattem Rosarot leuchtenden Kontaktfläche am Ende der Kontrolleiste.
    Ohne den Finger von der blauen Taste zu nehmen, berührte er mit dem Daumen der anderen Hand die rosarote Fläche. Von irgendwoher kam ein Geräusch, aber Myles’ Aufmerksamkeit war auf den Schreibtisch fixiert, und er war enttäuscht, daß sich da überhaupt nichts tat. Sämtliche Kontrollflächen waren jetzt wieder beleuchtet. Er hätte das Spiel von neuem beginnen können, aber das erschien ihm sinnlos. Was hatte das Fiepen zu bedeuten?
    Er sah auf. Da stockte ihm der Atem. In der Wand vor ihm, unmittelbar unter dem Chronometer, von dem er vor ein paar Minuten die Uhrzeit und das Datum abgelesen hatte, war eine rechteckige Öffnung entstanden: zweieinhalb Meter hoch und an die zwei Meter breit. Dahinter gähnte Finsternis. Myles griff nach dem Steuerknüppel und dirigierte das Kantormobil um den Schreibtisch herum auf das Loch in der Wand zu. Das Mobil war mit mehreren Lampen und Scheinwerfern ausgestattet. Einer der Leuchtkörper schaltete sich auf Myles’ Zuruf ein. Jenseits der Öffnung befand sich ein Schacht, der in die Tiefe führte. Er war von quadratischem Querschnitt, knapp zwei mal zwei Meter im Ausmaß. Rechts, links und gegenüber bildeten Wände aus dunklem Polymermetall die Begrenzung der Schachtkammer. Die Decke, aus demselben düsteren Material gefertigt, lag zweieinhalb Meter über der Schachtkante. Die Lampe, die Myles aktiviert hatte, schob sich nach vorne und leuchtete in die Tiefe. Irgendwo drunten, nach Myles’ Schätzung etwa acht Meter tief, erzeugte der Lichtschein einen matten, spiegelnden Reflex.
    Erregung hatte Myles Kantor gepackt. Deswegen also hatten sie in mehrstündiger Suche keine Spur von Njels Bohannons Hinterlassenschaft gefunden! Was Bohannon Myles Kantor vermacht hatte, befand sich nicht in den allgemein zugänglichen Räumen des Hauses. Es war irgendwo dort unten versteckt!
    Myles kehrte zum Schreibtisch zurück. Ungeduldig verlangte er eine Verbindung mit Kallia.
    Kallia meldete sich nicht. Ebenso wenig Erfolg hatte er mit dem Versuch, Derivoor Ken zu erreichen. Keiner von beiden war an seinem Arbeitsplatz. Myles rief ihre Namen, aber draußen im Korridor blieb es still. Es kam keine Antwort.
    Er überlegte, ob er nachschauen gehen sollte. Unsinn, dachte er. Wahrscheinlich sind sie irgendwo weiter vorne im Haus und trinken Kaffee.
    Er hinterließ eine kurze Notiz auf seinem Terminal und kehrte zum Schacht zurück. Da war irgendwo im Hintergrund seines Bewußtseins eine warnende Stimme, die ihm klarmachen wollte, er dürfe nicht ohne Begleitung hinunter in die Tiefe gehen. Aber er war viel zu aufgeregt, daß er auf solche Warnungen hätte hören mögen. Dort unten irgendwo lag Njels Bohannons Vermächtnis. Er hatte keine Geduld zu warten, bis Deri und Kallia wieder auftauchten.
    Vom Schreibtisch hatte er einen kleinen Markierstift mitgebracht. Er warf ihn in die Schachtöffnung und sah ihm zu, wie er gemächlich abwärts glitt. Das Antigravfeld war eingeschaltet. Nicht daß es für ihn von Bedeutung gewesen wäre. Der Antrieb des Kantormobils hätte ihn sicher nach unten gebracht.
    Er steuerte das Mobil über den Rand der Schachtöffnung hinaus. Dann drosselte er die Leistung des Triebwerks, bis das Gerät langsam in die Tiefe zu sinken begann.
     
    *
     
    Als er die Sohle des Schachtes erreichte, flammten vor ihm Lichter auf. Durch einen kurzen Gang blickte er in ein mit Computergerät vollgestopften Raum. Zur rechten Hand gab es eine Nische mit einer Sitzgruppe und einem kleinen Servierautomaten.
    Fasziniert ließ Myles das Kantormobil durch den kurzen Korridor gleiten. Hier also hatte Njels Bohannon gearbeitet! Derivoor Ken hatte recht: Bohannon mußte ein reicher Mann gewesen sein. Allein die Technik, die hier installiert war, besaß einen Anschaffungswert von gut und gern einer halben Million Galax.
    Manches von dem, was Bohannon hier an Rechnerkapazität und

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