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1549 - Der steinerne Engel

1549 - Der steinerne Engel

Titel: 1549 - Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gesehen, dass sich so viele Leute im Freien aufhielten. Es schien, als wollten sie den Todesengel auf sich aufmerksam machen und ihn anlocken, damit er ihnen einen Besuch abstattete.
    Beim Aussteigen fiel ihnen die Ruhe auf, und sie sahen auch einen jüngeren Mann mit braunen Haaren, der fast auf der Fahrbahnmitte stand und ihnen abwartend entgegenschaute.
    »Sieht so aus, als würde man uns hier erwarten«, sagte Godwin.
    »Klar. Ich habe den Leuten damals versprochen, zurückzukehren. Es könnte sein, dass die Menschen auf mich gewartet haben. Und jetzt bin ich sogar in Begleitung. Da ist es nur natürlich, dass sie verwundert sind.«
    »Na ja, wollen wir mal schauen, ob es stimmt.«
    Die Bestätigung erhielt Godwin wenig später, als der Mann auf der Straße das Wort ergriff.
    »Du bist ja doch gekommen, Luc.«
    »Ja, das bin ich. Ich hatte es versprochen, wenn du dich erinnern kannst.«
    »Klar.«
    »Dann sag mir noch mal deinen Namen, bitte.«
    »Joaquim Moreno.«
    »Stimmt. Ich erinnere mich an deinen Vater. Wie geht es ihm?«
    »Er schlägt sich so durch, aber er weiß auch, was jetzt zu tun ist, und das habe ich übernommen. Vor fünfundzwanzig Jahren ist er es gewesen.«
    »Stimmt.«
    Moreno blickte Godwin de Salier an, der hinter dem Mönch stehen geblieben war.
    »Wer ist das? ein Freund von dir?«
    »Ja.«
    »Und weiter?«
    »Er heißt Godwin de Salier und wird mich unterstützen. Wir kennen uns schon recht lange. Du kannst ihm ebenso vertrauen wie mir.«
    »Das freut mich.« Der Bann war gebrochen, und Moreno hieß die beiden Männer mit einem Handschlag willkommen.
    Der Templer hatte sich bisher zurückgehalten. Aber er hatte sich umgeschaut. So war ihm nicht entgangen, dass vor der Tür eines Hauses in der Nähe ein Farbeimer stand, auf dessen Rand ein Quast lag. Und er sah die Tür, deren Außenpfosten mit einer roten Farbe bestrichen worden war. Das war allerdings an mehreren Eingängen der Fall, und darüber wunderte er sich schon.
    »Hat dieser Anstrich etwas zu bedeuten, Joaquim? Ich sehe, dass du noch damit beschäftigt bist.«
    »Das hat er.« Moreno nickte. »Ich tue nur das, was getan werden muss. Ich streiche die Türpfosten mit Blut an, um einem bestimmten Wesen den Eintritt in die Häuser zu verwehren.«
    Godwin zeigte nicht, dass er überrascht war. »Was ist das für ein Blut?«
    »Es stammt nicht von einem Menschen, wenn du das geglaubt hast. Es wurde ein Schaf getötet. Dessen Blut habe ich aufgefangen, und ich benutze es, um das Böse davon abzuhalten, in unsere Häuser einzudringen.«
    Godwin warf Luc einen Blick zu. Der Mönch nickte vor seiner Antwort.
    »Ja, so kenne ich es auch.«
    Moreno sagte: »Ich muss weitermachen, damit ich vor Einbruch der Dunkelheit fertig bin. Das allein ist wichtig. Mehr kann ich nicht tun. Danach können wir nur noch hoffen und beten.«
    »Es geht also noch immer um den Todesengel«, sagte Luc Domain.
    »Ja, die Zeit ist um. Es gibt eine neue Generation, und das weiß er auch.«
    »Habt ihr ihn schon gesehen?«
    »Nein.«
    Der Mönch wunderte sich. »Dann ist niemand zu den Felsen hochgestiegen, um ihn sich anzuschauen?«
    »Wir meiden die Gegend.«
    »Ja, ja, das hattest du mir schon bei meinem ersten Besuch erklärt. Ich habe versprochen, dass ich euch im Kampf gegen diese Gestalt helfen will, und ich möchte euch nichts verschweigen. Deshalb kann ich dir sagen, dass Godwin und ich dem Ort bereits einen Besuch abgestattet haben. Wir kommen von den Felsen.«
    Er hatte so laut gesprochen, dass er auch von anderen Bewohnern auf der Straße gehört worden war. Sie trauten sich jetzt näher. So fuhr er erst nach einer Weile fort.
    »Der Platz war leer!«
    Die Worte sorgten für einen Schock. Die Umstehenden schwiegen. Sie wagten nicht zu sprechen, nur Joaquim flüsterte: »Er war nicht mehr da?«
    »Leider.«
    »Dann kann er nur unterwegs sein.«
    Der Mönch nickte. »Auch das stimmt. Er ist unterwegs. Es tut mir leid, dass wir euch keine andere Nachricht überbringen können. Der Fluch soll sich wieder einmal erfüllen.«
    Die Antwort war ein tiefes Schweigen aller Zuhörer. Hoffnungslosigkeit zeichnete sich auf ihren Gesichtern ab. Wenn der Todesengel unterwegs war, dann würde es nicht mehr lange dauern, bis er auch hier erschien.
    Schließlich nickte Moreno.
    »Ich muss weitermachen«, sagte er mit leiser Stimme. »Die anderen Türpfosten müssen noch bestrichen werden. Ich darf nicht warten, bis es dunkel wird.«
    »Das denke ich auch.« Domain

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