1549 - Der steinerne Engel
nickte. »Aber wir sind hier, und ich denke nicht, dass wir wieder verschwinden werden. Ich habe versprochen, euch im Kampf gegen den Todesengel zu unterstützen, und das Versprechen halte ich ein.«
»Danke.«
»Noch haben wir Zeit. Kannst du uns sagen, wo wir so lange bleiben könnten?«
»Kennst du das Haus noch, in dem ich wohne?«
»Sicher.«
»Dort könnt ihr bleiben. Meine Familie wartet da. Du kennst sie noch.«
»Klar. Und wenn du mit deiner Aufgabe fertig bist, dann treffen wir uns, um einiges zu besprechen.«
»Mach ich.«
»Und was ist mit deinen Nachbarn hier?«
Moreno drehte sich um die eigene Achse. »Die wissen alle Bescheid, und sie wissen auch, wie sie sich zu verhalten haben. Bei Einbruch der Dämmerung werden sie sich in ihre Häuser zurückziehen. Mehr können wir nicht tun. Wir müssen auf das Blut vertrauen, das den Engel davon abhält, sich seine Beute zu holen.«
»Du denkst dabei an deinen Sohn?«
Moreno erbleichte. »Ja, nur an ihn. Manuel ist drei Jahre alt. Er wäre ein ideales Opfer. Er ist ein Erstgeborener, und das ist ja die Tragik.« Er schluckte.
Luc musste einfach auf ihn zugehen. Er umarmte ihn.
»Keine Sorge, wir schaffen es schon. Noch hat sich der Todesengel nicht im Dorf gezeigt. Er muss die Dunkelheit abwarten, und bis dahin ist uns sicherlich etwas eingefallen.«
»Meinst du das so, wie du es gesagt hast?« Diese Frage stellte der Templer, als sie wieder im Wagen saßen.
»Nein. Ich möchte nur keinem die Hoffnung nehmen. Ich weiß selbst, dass es schwierig werden wird, aber wir dürfen jetzt nicht aufgeben. Dann hat das Böse gewonnen.«
Godwin war der gleichen Meinung, was er auch durch ein heftiges Nicken bestätigte…
***
Wie heißt es so schön? Es geschehen noch Zeichen und Wunder, und das traf bei mir mal wieder zu.
Ich hatte einen Anruf erhalten und hatte die Stimme eines alten Bekannten gehört.
Raniel, der Gerechte!
Zuerst hatte ich es nicht glauben wollen, aber schon nach kurzer Zeit war ich davon überzeugt gewesen, dass es wirklich der Mensch-Engel war. Er wollte mich treffen, um mit mir über eine wichtige Sache zu reden, und er wollte, dass ich bewaffnet kam.
Ferner machte er zur Bedingung, dass ich allein kam und auch Zeit mitbrachte.
Ich kannte Raniel. Er gehörte zwar nicht zu meinen engen Freunden, aber durchaus zu meinen Verbündeten im Kampf gegen das Böse. Da konnte ich auf ihn zählen, doch auch nur, wenn es um Dinge ging, die auch ihn betrafen.
Es war schwer, ihn genau einzuordnen. Er besaß Eigenschaften, von denen die meisten Menschen nur träumen konnten, aber er war auch jemand, der sich unter den Menschen nicht unbedingt wohl fühlte und deshalb seine eigenen Wege ging.
»Und wo sollen wir uns sehen?«
»Da, wo es keine Zeugen gibt. Ich denke, deine Wohnung ist dafür am besten geeignet.«.
»Und wann?«
»So schnell wie möglich, denn es eilt.«
Was immer man über Raniel sagen konnte, ich vertraute ihm. Ich war von ihm zuvor noch nie reingelegt worden und glaubte auch jetzt daran, dass er mich nicht nur treffen wollte, um mir einen angenehmen Tag zu wünschen.
Der Vormittag war bereits vergangen. Glenda Perkins hatte sich in die Mittagspause verdrückt, und hinter mir und meinem Partner Suko lagen einige langweilige Bürostunden.
Suko war in die Kantine gegangen, um sich einen frischen Salat zu holen.
So hatte er von meiner Unterhaltung mit Raniel nichts mitbekommen.
Ich wollte mich an die Bedingungen halten und zu meiner Wohnung fahren. Um Suko nicht im Dunkeln zu lassen, hinterließ ich ihm eine Nachricht.
Wenn er sie las, würde er wissen, dass ich mal weg war und er bitte nicht nach mir fahnden sollte. Ich würde mich wieder melden.
Den Zettel drapierte ich sichtbar auf seiner Schreibtischplatte. Danach wurde es auch Zeit für mich, denn Suko konnte jeden Augenblick zurückkehren.
Ich atmete erst auf, als ich auf der Straße stand und zum Glück gleich ein Taxi fand, denn den Dienstrover wollte ich meinem Freund und Kollegen nicht nehmen.
Es gibt auch Glücksmomente bei einer Fahrt durch London, das erlebte ich an diesem Tag, denn der Fahrer brachte mich ohne Stau bis zu dem Haus, in dem ich wohnte.
Ich war schon etwas nervös, als ich mit dem Lift nach oben fuhr. Mein Herz klopfte stärker als gewöhnlich, und es beruhigte sich auch nicht, als ich meine Wohnung betrat, sie durchsuchte und feststellte, dass kein Besucher auf mich wartete.
Er würde noch kommen, dazu kannte ich Raniel gut genug. Und
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