Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1549 - Der steinerne Engel

1549 - Der steinerne Engel

Titel: 1549 - Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
spürten plötzlich den eisigen Hauch, der über sie hinweg strich. Es war wohl die Kälte des Todes, die die Gestalt begleitete.
    Godwin glaubte, sein Herzschlag würde für einen Moment aussetzen.
    Ihm war ganz anders. Er fühlte sich als Lebender vom Tod gestreift, und das musste einfach eine Reaktion hervorrufen.
    Wenig später war alles vorbei.
    Die beiden Männer saßen noch immer bewegungslos auf ihren Sitzen.
    Sie konnten zunächst nicht sprechen. Sie mussten das Glück, dass sie noch am Leben waren, erst mal verdauen.
    Der Templer bewegte nur die Augen. Er versuchte, in den Innenspiegel zu schauen, um den Weg des Engels zu verfolgen, der wohl nicht mehr steinern war. Er sah ihn nicht mehr. Möglicherweise war er in die Höhe gestiegen und hatte sich so entfernt.
    »Und jetzt, Godwin?«
    »Wir leben!«
    Luc Domain musste lachen. »Da gebe ich dir recht. Wir leben, und das ist verrückt. Aber ich sage dir, dass uns der Tod gestreift hat. Ja, der Tod. Ich habe ihn erlebt. Es war seine Kälte, und soll ich jetzt behaupten, dass es im Jenseits kalt ist?«
    De Salier entspannte sich wieder. Ein Lächeln der Erleichterung huschte über seine Züge.
    Aber auch er musste den Schweiß von der Stirn wischen, denn er war ein Mensch und keine Maschine. In der normalen Umgebung sah er sich in einer fremden Welt, aber er war auch ein Mensch, den die Ereignisse in seinem Leben schon gezeichnet hatten. Zu oft war er mit dem Unmöglichen konfrontiert wurden, und er brauchte nur an sich selbst zu denken, um sich auch als unmöglich zu bezeichnen.
    Er war ein Mensch, der bereits zur Zeit der Kreuzzüge gelebt hatte und ein Mann namens John Sinclair hatte ihn aus der Vergangenheit in diese Zeit geholt, in der sich Godwin gut zurechtgefunden hatte und sich sogar zum Anführer einer Templer-Gruppe hochgearbeitet hatte.
    »Er hat uns verschont, Godwin. Aber warum hat er uns verschont? Kannst du mir das sagen?«
    »Nein.«
    »Waren für ihn vielleicht nicht interessant genug?«
    »Das ist schon möglich.«
    »Und jetzt?«
    »Sollten wir unseren Weg fortsetzen.«
    Luc nickte. »Ja, klar.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist doch verrückt, einfach so tun, als wäre nichts passiert. Ich - ich habe damit echte Probleme.«
    »Warum?«
    Er senkte den Kopf. »Das ist nicht leicht zu beantworten. Ich habe gedacht, dass es nicht so weitergehen würde. Ich kann mich noch immer nicht damit anfreunden, dass es tatsächlich Menschen gibt wie diesen Engel. Oder war das kein Mensch?«
    »Keine Ahnung, Luc. Aber für mich hat er schon so ausgesehen.«
    Godwin hob die Schultern. »Ein Mensch und zugleich ein Engel, wenn ich an die Flügel denke.«
    »Richtig«, flüsterte der Mönch. »Nur kein Engel, wie man ihn sich normalerweise vorstellt. Die Flügel gehören dazu, da will ich ja nichts sagen, aber das andere…«
    »Es gibt nicht nur gute oder positive Gestalten«, erklärte der Templer.
    »Das habe ich in meinem Leben lernen müssen.«
    »Ach?«
    Godwin wusste, worauf Luc hinauswollte. »Es ist am besten, wenn wir uns keine weiteren Gedanken machen. Wir sollten zusehen, dass wir unser Ziel erreichen.«
    »Ich habe trotzdem noch eine Frage, Godwin. Kannst du mir wirklich nicht sagen, weshalb er uns verschont hat?«
    »Das ist nicht einfach.«
    »Weiß ich.«
    De Salier wusste die Antwort. Ob sie allerdings stimmte, war ihm unklar.
    »Er wollte uns vielleicht nicht, weil er andere Pläne hat. Wir sind deshalb für ihn uninteressant gewesen, und ich muss auch noch hinzufügen, dass er uns nicht als Feinde angesehen hat. Er hat etwas ganz anderes vor. Sein großer Plan hat eben nichts mit uns zu tun.«
    »Noch nicht.«
    Godwin warf dem Mönch einen Seitenblick zu.
    »Sehr richtig. Und ich fürchte, dass sich das bald ändern wird. Bei der Wahrheit sollten wir schon bleiben.«
    Der Mönch gab keine Antwort. Erneut griff er nach dem Zündschlüssel und drehte ihn.
    Diesmal sprang der Motor ohne Problem an. Der Jeep nahm Fahrt auf.
    Sie fuhren weiter talwärts, und Godwin de Salier fragte sich, ob ihre Fahrt vielleicht in der Hölle endete…
    ***
    Es war kein Ort, in dem sich Godwin de Salier hätte wohl fühlen können.
    Es war ihm einfach zu eng, und die Umgebung verdiente den Begriff Tal nicht. Die Häuser standen eher in einer Schlucht, die nach Westen hin einen breiteren Ausgang hatte, als läge dahinter das Land der Hoffnung.
    Ein Bergdorf in den Pyrenäen mit den entsprechenden Bewohnern.
    Aus der Höhe hatten die beiden Männer nicht

Weitere Kostenlose Bücher