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1549 - Der steinerne Engel

1549 - Der steinerne Engel

Titel: 1549 - Der steinerne Engel
Autoren: Jason Dark
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schriller Laut der Todesangst. Bestimmt wusste er, dass sein Ende nah war, denn die anderen Kräfte ließen ihn nicht mehr los.
    Er verging.
    Nicht mal schnell, aber doch zügig, denn das Licht hatte eine Macht, über die selbst ich mich noch wunderte. Es war in den Körper eingedrungen und trat jetzt wieder hervor.
    Nur hatte es sich verändert.
    Was da über die Haut des Todesengels zuckte, das waren keine Lichtreflexe mehr, sondern kleine weißblaue Flammen. Ein Feuer, das zerstörte.
    Zum ersten Mal ließ meine Spannung etwas nach, denn ich wusste jetzt, dass ich gewonnen hatte.
    Der Todesengel, der so vielen Menschen im Laufe der Zeit den Tod gebracht hatte, starb.
    Das Feuer fraß ihn auf. Es kannte kein Pardon, und es hatte sich auch in die mächtigen Flügel hineingefressen. Sie vergingen. Dabei sprühte ein weißblaues Licht in die Höhe, und dann sah ich, dass der Körper immer kleiner wurde.
    Das Licht, das von meinem Kreuz ausgestrahlt wurde, fraß die Horrorgestalt auf.
    Dann sackte sie zusammen.
    Ich konnte nicht anders. Ich musste meine linke Hand zur Faust ballen und stieß einen Schrei des Siegers aus.
    Er war noch nicht verhallt, als auch der letzte Rest des Todesengels zusammenbrach.
    Es sah so aus, als würde sich seine Gestalt verflüssigen und sich auf dem Boden ausbreiten. Dort schimmerte es wie ein Spiegel, der wenig später ebenfalls verging.
    Ich hatte gewonnen.
    Nein, nicht ich. Es war mein Kreuz gewesen, das ich nun gegen meine Lippen drückte und dabei ein wunderbares Gefühl empfand…
    ***
    »Gratuliere, John!«
    Ich erwachte wie aus einem Traum, als ich Raniels Stimme hörte. Ich drehte mich um, sah ihn und auch Godwin de Salier, den der Gerechte wie ein kleines Kind an die Hand genommen hatte.
    »Ich habe einfach nur Glück gehabt«, erwiderte ich mit belegter Stimme.
    »Nein, das hast du nicht. Du bist der Sohn des Lichts. Dir gehört das Kreuz und somit die Macht, um auf einer Ebene kämpfen zu können, die mir verwehrt bleibt.« Er nickte mir zu, ließ Godwin los und ging einfach davon.
    Ich wusste, dass es keinen Sinn hatte, ihn aufhalten zu wollen. Er tat immer das, was er für richtig hielt, und das war auch gut so. Der Gerechte setzte eben seine eigenen Zeichen.
    Godwin ging an mir vorbei und blieb dort stehen, wo sein Freund Luc Domain lag. Er bückte sich. Er hob den Kopf des Mönchs an und legte ihn in seinen Schoß. Fast zärtlich strich er über die Wangen des Mannes hinweg.
    Ich hörte, dass eine Tür geöffnet wurde.
    Joaquim Moreno hatte seinen Platz auf dem Dach verlassen. Er traute sich noch nicht so recht ins Freie. Erst als ich beruhigend winkte, kam er näher.
    »Du hast ihn wirklich getötet?«
    »Ja.«
    »Dann - dann…«, er musste schlucken, »… dann ist es also vorbei?«
    »Ja.«
    »Wir müssen hier in Porte keine Angst mehr haben?«
    »Nein, nie mehr.«
    Er wollte etwas sagen, doch ihm versagte die Stimme. Er drehte sich um und verschwand in seinem Haus.
    Ich aber ging zu Godwin, der seine Haltung nicht verändert hatte.
    Er schaute aus feuchten Augen zu mir hoch und flüsterte mit rauer Stimme: »Es ist ein harter Preis, den wir zahlen mussten.«
    »Ja, Godwin. Aber so ist es leider im Leben. Es geht niemals glatt. Das haben wir oft genug erleben müssen, und es wird auch niemals aufhören, das sage ich dir…«
    ENDE
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