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155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

Titel: 155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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Tragik, dass sie ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt hier vorbeikamen. Bevor sie begraben werden, sollte jemand ihre Umhänge und Waffen auf irgendwelche Namen oder Wappen hin untersuchen. Vielleicht können wir herausfinden, aus welchem Dorf sie stammten.“ Keane wandte sich zum Gehen.
    Er hatte sich erst wenige Schritte entfernt, als sein Diener aufgeregt rief: „Mylord, einer dieser Burschen lebt noch!“
    „Bist du dir dessen gewiss?“
    „Oh ja!“Vinson beugte sich dicht zu dem Jungen herunter und spürte einen hauchzarten warmen Luftzug. „Er atmet noch“, stellte er fest.
    „Seinem Aussehen nach zu urteilen, hat er erbitterte Gegenwehr geleistet. Bring ihn zu mir nach Hause, und versorge ihn mit allem, was er braucht.“
    „Sehr wohl, Mylord“, erwiderte der alte Vinson. „Sein Herzschlag ist allerdings so schwach, dass er den Transport möglicherweise nicht übersteht.“
    Keane stieß einen unwilligen Laut aus. So viele junge, hoffnungsvolle Leben wurden vergeudet in diesem ungleichen Kampf zwischen Iren und Engländern! „Wir können nur alles tun, was in unserer Macht steht“, stieß er hervor, „um sein Leben zu retten. Und inständig hoffen, dass er sich unter unserer Fürsorge und Pflege von seinen schweren Verletzungen erholen kann.“
    Er schwang sich in den Sattel seines Hengstes, den ein Diener herabgeführt hatte. Langsam setzte er sich in Richtung Kapelle in Bewegung. Es war ein langer, trauriger Ritt dorthin, wo er versuchen wollte, den verzweifelten, trauernden Dorfbewohnern ein wenig Trost zu spenden. Keane wusste, dass die Menschen von seinem Großvater jede nur erdenkliche Hilfe und Unterstützung angenommen hätten. Da er selber jedoch als Außenseiter galt, würde man sein Angebot schroff zurückweisen.
    Auf dem Weg zur Kapelle versank Keane in tiefes, grüblerisches Schweigen. Er versuchte, sich innerlich zu wappnen gegen all den Zorn und Hass, den Kummer und die ohnmächtige Wut und Trauer, die ihm entgegenschlagen würden.
    Langsam, aber sicher bildete sich im irischen Volk eine Grundstimmung unbändigen Hasses gegen die Engländer. Im Gefolge dieses Hasses wurde der Ruf nach Rache und Vergeltung immer lauter. Früher oder später würde es zum offenen Krieg zwischen Iren und Engländern kommen und damit zu noch mehr Tod und Verwüstung, denn die Engländer würden ihren Anspruch auf das Land und seine Bewohner niemals aufgeben.
    Obwohl Keane für das Bedürfnis nach Vergeltung seitens der Iren Verständnis aufbringen konnte, erkannte er doch gleichzeitig sehr deutlich die Ausweglosigkeit eines offenen Kampfes. Irland war ein kleines, armes Land. Auch der größte und erbittertste Rachedurst bildete kein ernst zu nehmendes Bollwerk gegen die Engländer.
    Hatte er, Keane, diese Lektion nicht selber schmerzlich lernen müssen? Hatte er nicht bereits den höchsten Preis bezahlt dafür, dass er sein Wirken und Schaffen dem falschen Ziel gewidmet hatte?
    Die Erinnerung an den erlittenen Verlust durchfuhr Keane wie ein scharfes Messer. Er krümmte sich kaum merklich vor innerem Schmerz. Oh ja, er hatte gelernt – und teuer bezahlt! Aber deswegen hatte er noch längst nicht alle Hoffnung aufgegeben. Vielmehr hatte er es in Sachen Geduld zu einer wahren Meisterschaft gebracht. Es würde noch eine kleine Weile länger dauern, bis er die Angelegenheiten seines Vaters geordnet hatte.
    Doch dann würde er dieses traurige Land mit seinen bitteren Erinnerungen für immer verlassen. Irgendwann und irgendwo würde er versuchen, ein neues Leben anzufangen. Ganz egal wo! Hauptsache, er musste sich nicht länger mit der Vergangenheit befassen, die für ihn nichts als traurige, schmerzliche Erinnerungen barg.
    „Guten Abend, Mylord!“ Vinson nahm Keane den schweren Umhang ab. „Mistress Malloy hat ein Mahl für Euch auf dem Herdfeuer warm gehalten.“
    Keane schüttelte den Kopf, wobei Regentropfen in seinem dunklen Haar glitzerten. „Ich habe keinen Appetit, Vinson. Bring mir lieber einen Becher Ale. Ich ziehe mich in meine Räume zurück.“ Keane ging langsam auf die breite Treppe zu, die nach oben führte. Dabei belastete er das linke Bein stärker als das rechte. Meistens ignorierte er die Schmerzen in dem rechten Bein, doch wenn er so unendlich müde und erschöpft war wie an diesem Abend, gab er der Schwäche nach.
    „Sehr wohl, Mylord.“ Der alte Diener räusperte sich, und Keane wusste, das Vinson noch etwas Wichtiges auf dem Herzen hatte. Es war immer das Gleiche: Wenn er etwas

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