155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth
Wehklagen der Frauen, die in grenzenloser Panik versuchten, ihre Kinder vor den blutrünstigen Soldaten zu schützen.
Innerhalb von Minuten war das gesamte Getreidefeld niedergetrampelt und zerstört worden. Wie in einem Blutrausch nahmen die Soldaten die Verfolgung der in grenzenloser Panik fliehenden Bauern auf und verschonten nicht einen einzigen von ihnen.
Doch auch als sie den letzten der Iren niedergemetzelt hatten, schien ihre Mordlust noch nicht gesättigt zu sein. Nun wandten sie all ihre Aufmerksamkeit den fünf Reitern zu, die in rasendem Tempo auf ihren Gäulen über die Felder zu fliegen schienen. Die Engländer schwärmten fächerförmig aus, um jede Chance der Flüchtenden, zu entkommen, von vornherein zu vereiteln.
Der Anführer der kleinen Gruppe erkannte die Ausweglosigkeit der Situation. Er bedeutete seinen Begleitern, einen Ring um Briana herum zu formen. „Kommt her, Leute. Wir müssen die Lady Briana mit unserem Leben verteidigen.“
„Gebt mir ein Schwert!“, rief sie leidenschaftlich. Doch ihre Worte gingen in dem ohrenbetäubenden Lärm donnernder Pferdehufe und dem Grölen und Johlen der Soldaten unter.
Briana und ihre Eskorte sprangen von den Pferden ab, die im selben Augenblick völlig verängstigt davonrannten. Die jungen Männer scharten sich im Kreis um Briana. Die Ausweglosigkeit ihrer Situation war ihnen durchaus bewusst, doch gleichzeitig wussten sie, dass sie bis zum letzten Atemzug das Leben der ihnen anvertrauten Lady Briana verteidigen würden.
„Sieh nur, Halsey!“, rief einer der Soldaten dem Anführer der Gruppe zu, der sich daraufhin im Sattel umdrehte. „Diese Burschen hier wollen es tatsächlich mit uns aufnehmen.“
„Na, dann wollen wir ihnen doch geben, was sie sich wünschen“, erwiderte der Angesprochene, warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals. Es war offenkundig, dass er dieses Morden in vollen Zügen genoss. „Ich werde ihnen höchstpersönlich die Ehre erweisen, von meinem Schwert getötet zu werden. Ihr anderen passt auf, dass keiner von den Feiglingen versucht zu entkommen.“
Und so geschah es. Der Soldat mit Namen Halsey nahm sich als Ersten den Anführer von Brianas Eskorte vor und streckte ihn mit einem gewaltigen Stoß seines Schwertes nieder. Der Bursche war tot, bevor er auf dem Boden aufschlug.
Auch dem zweiten Iren erging es nicht viel anders. Zwar versuchte er mutig, Halsey einen echten Kampf zu liefern, doch wann immer er es schaffte, einem seiner Hiebe auszuweichen, schlugen ihn irgendwelche Soldaten von hinten auf den Kopf oder Rücken und fügten ihm schwere Verletzungen zu. Als sich der Bursche, der kaum älter als ein Junge war, kaum noch auf den Beinen halten konnte, versetzte ihm Halsey einen Stoß mitten ins Herz.
„So, nun bleiben nur noch drei übrig“, rief er selbstgefällig und grinste dabei teuflisch. „Wer will sich als Nächstes mit mir messen?“
Die letzten beiden von Brianas Eskorte standen kampfbereit, die Rücken einander zugewandt, zwischen ihnen ihre Schutzbefohlene. Mit Mut und Geschicklichkeit kämpften sie einen Kampf, von dem sie wussten, dass sie ihn nicht überleben würden. Selbst wenn sie Halsey würden unschädlich machen können, so war ihnen die Horde der Soldaten doch zahlenmäßig hoffnungslos überlegen.
Aber sie hatten geschworen, Lady Briana sicher zurück nach Hause zu geleiten. So unausweichlich ihr eigener Tod in den nächsten Minuten auch war, so würden sie doch bis zum bitteren Ende darum kämpfen, das dem Herrn über Ballinarin gegenüber abgelegte Gelöbnis zu erfüllen.
„Glaubt ihr Narren wirklich, zwei irische Bastarde könnten einen englischen Soldaten kampfunfähig machen?“, stieß Halsey hasserfüllt hervor. „Nicht mal ein Dutzend von euch könnten mich übertrumpfen.“
Als ob er beweisen wollte, wie recht er mit seiner Prahlerei hatte, streckte er den Jungen, der ihm am nächsten stand, mit einem einzigen Hieb nieder und wandte sich sogleich seinem nächsten Widersacher zu. Dieser wehrte sich mannhaft, so gut er konnte. Doch nach wenigen Augenblicken hatte Halsey auch ihn zu Boden gezwungen und versetzte ihm triumphierend den tödlichen Stoß.
Unter dem Beifall und Gejohle seiner Männer wandte sich Halsey nun Briana zu, die seinen Blick unerschrocken erwiderte. Wenn das klösterliche Leben sie eines gelehrt hatte, dann war es die Überzeugung, dass dem Tod weniger mit Furcht als vielmehr mit einer gewissen freudigen Bereitwilligkeit zu begegnen sei. Sie
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