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155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

Titel: 155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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widerstand dem Impuls, seine Schläge gnadenlos und mit großer Kraft zu führen. Keane wusste, dass er Briana damit zu Boden schicken würde. Doch er wollte sie nicht demütigen, trotz- und alledem. Er hatte nur herausfinden wollen, wie talentiert und begabt sie tatsächlich im Umgang mit dem Schwert war.
    Allerdings war der Gedanke, ihr nur einen Hauch von Schmerz und ein winziges bisschen Peinlichkeit zu verursachen, doch sehr verlockend.
    „Äußerst unklug“, meinte er. „Manchmal ist es absolut überlebensnotwendig, sich zurückzuziehen, weil man sonst möglicherweise die Sonne des nächsten Tages nicht mehr würde aufgehen sehen.“
    Briana spürte in ihrem Rücken einen Baumstamm und wusste, dass sie am Ende ihrer Rückzugsmöglichkeiten angelangt war. Nun musste sie ernsthaft kämpfen, ob sie wollte oder nicht.
    „Ein wahrer Ire würde eher sterben, als vor dem Schwert eines Engländers zu fliehen“, stieß sie bitter hervor.
    Keane lächelte böse. „Das erzähl doch mal den Söhnen Irlands, die neben der Kapelle begraben liegen. Und erzähl es ihren Witwen und Kindern, die nun niemanden mehr haben, der für sie sorgt oder sie schützt.“
    „Sie haben mich.“ Briana hob ihr Schwert hoch in einem letzten Versuch, ihre Verteidigung zu stärken.„Und bald werden diese tapferen Männer hier, die gekommen sind, um die Kunst der Selbstverteidigung mittels Waffen zu lernen, nicht nur für ihre eigenen Familienangehörigen, sondern für ganz Irland kämpfen.“
    „Dann würde ich vorschlagen, dass diese Männer jetzt ganz genau aufpassen.“ Mit einer blitzschnellen Bewegung entwaffnete Keane sie, indem er mit der Schwertspitze nur leicht ihre Hand berührte.
    Briana wusste nicht, wie ihr geschah. Fassungslos starrte sie Keane an, als ihr Schwert zu Boden fiel. Bevor sie sich danach bücken konnte, packte Keane sie hart an der Schulter und zog sie zu sich hin. Mit seiner Schwertspitze berührte er ihre Kehle.
    „Und so entwaffnet ihr euren Gegner und macht ihn bewegungsunfähig“, rief er den Umstehenden sadistisch lächelnd zu. „In diesem Fall muss ich natürlich von IHR sprechen.“
    Die Männer brüllten vor Lachen, nahmen ihre Mützen ab und traten nacheinander näher, um Lord Alcott mit einem Händeschütteln zu seinen exzellenten Kenntnissen zu beglückwünschen. Keane hob Brianas Schwert auf und rammte es neben seinem in den Boden zum Zeichen seines Sieges.
    Briana fühlte, dass ihre Wangen vor Scham und Wut heiß und rot geworden waren. Nicht einmal ihre Brüder, Conor und Rory, die möglicherweise die besten Schwertkämpfer in ganz Irland waren, hatten es je schafft, sie zu besiegen, ohne dass dabei auch nur ein einziger Tropfen Blut vergossen wurde.
    Zu kämpfen und zu gewinnen, ohne den Gegner zu verletzen, zeugte von einem derart überlegenen Können, wie Briana es noch niemals zuvor gesehen hatte.
    Sie dachte angestrengt nach und kniff dabei die Augen ein klein wenig zusammen. Wer genau war eigentlich dieser Keane O’Mara? Und wo hatte er auf diese herausragende Weise kämpfen gelernt?
    Und noch wichtiger erschien ihr die Frage, warum ein dermaßen begabter Mann sich so vehement dagegen sträubte, sein Schwert gegen den Feind zu erheben.
    „Wirst du jemals wieder mit mir reden?“ Briana trabte auf ihrem Pferd neben Keane, der auf seinem Hengst saß, her. „Oder bist du etwa immer noch beleidigt, weil ich deine geheiligten Familienschwerter von der Wand genommen habe?“
    Er drehte ihr das Gesicht zu, und sie erschrak vor dem harten, kalten Ausdruck in den rauchgrauen Augen. „Das macht nur einen kleinen Teil meines Ärgers aus.“
    „Aber irgendjemand musste diesen Menschen doch zu Hilfe eilen. Es ist grausam und unmenschlich, sie den Engländern gegenüber wehrlos und unbewaffnet zu lassen.“
    Keane griff nach ihren Zügeln und zog ihr Pferd dicht an seines. „Du wagst es, mir gegenüber von Grausamkeit und Unmenschlichkeit zu sprechen? Weib, du hast ja nicht mal den Schimmer einer Ahnung von dem einen oder dem anderen.“
    „Aber du, wie?“
    „Ich habe von beidem gekostet, und das war genug für den Rest meines Lebens. Hast du überhaupt eine Ahnung davon, was du den Leuten antust?“ Er bedachte sie mit einem eindringlichen Blick.
    „Ich vermittle ihnen Hoffnung.“
    „Hoffnung!“ So wie Keane es aussprach, klang es eher so, als habe er es ausgespien. „Was du ihnen anbietest, ist nichts als eine grausame Lüge. Diese Lüge wird dich dein Leben lang

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