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155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth

Titel: 155 - Briana - Tochter Irlands - Langan, Ruth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Langan
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vornübergebeugt, als schliefe er. Keane verspürte ein eigentümliches, unangenehmes Kribbeln im Nacken. Im Laufe der Jahre hatte er gelernt, seinen Instinkten zu vertrauen. Und diese Instinkte sprachen momentan deutliche Warnungen aus.
    Einem Impuls folgend, wendete Keane sein Pferd und ritt geradewegs zu dem Karren. Der Stallbursche schaute kurz auf, senkte aber sogleich wieder den Kopf.
    „Habe ich es mir nicht gedacht?“ Keane zog der Gestalt auf dem Kutschbock unsanft den tief ins Gesicht gezogenen Hut vom Kopf. Briana wich in die hinterste Ecke ihrer Bank zurück.
    „Verrate mir doch, wie du es dir vorgestellt hattest, mit diesen Haaren nach Sonnenaufgang unerkannt zu bleiben“, forderte Keane zornig zu wissen. Er stieß jeden nur denkbaren Fluch aus, den er jemals gehört hatte.
    Als er sich wenigstens einigermaßen beruhigt hatte, antwortete Briana: „Ich habe mir ausgerechnet, dass es dann sowieso zu spät wäre, mich wieder zurückzuschicken.“
    „Ach ja?“ Keane musterte sie von oben bis unten und konnte sich plötzlich nur noch mit Mühe ein Lächeln verkneifen, denn Briana trug Reithosen und Hemd eines Mannes, dazu dreckverkrustete Stiefel. „Und woher hast du diese bezaubernden Kleider?“, wollte er wissen.
    „Cora hat sie von einem der Stallburschen ausgeliehen“, gab Briana zögernd Auskunft.
    „Cora? Hast du jetzt sogar schon unschuldige Bedienstete in die Sache mit hineingezogen?“
    „Aber sie steckten doch sowieso schon drin, Keane, siehst du das denn nicht? Jeder Mensch in Irland steckt mit drin. Es gibt keine einzige Familie mehr, die nicht durch ein englisches Schwert ins Unglück gestürzt wurde. Cora, Vinson, Mistress Malloy – einfach alle. Es handelt sich um ihre Brüder und Söhne, Väter und Ehemänner, die neben der Kapelle begraben liegen. Und alle sind unglaublich glücklich, dass du bereit bist, die Dorfbewohner in der Waffenkunde zu unterrichten.“
    Als Keane nicht sogleich reagierte, schaute Briana zu ihm hoch, doch er sah sie nicht an. Vielmehr starrte er blicklos über die endlos weiten, grünen Hügel, die im Glanz der ersten Sonnenstrahlen vom Tau leuchteten.
    Sie sah einen Funken Hoffnung. „Du wirst mich nicht nach Carrick House zurückschicken, oder?“
    Jetzt wandte er sich ihr zu, um ihr in die Augen sehen zu können. Obwohl sein Blick noch sehr unfreundlich war, beschied er ihr in geschäftsmäßigem Tonfall: „Wir werden die Gruppe in zwei Hälften aufteilen und mit den Grundregeln des Kampfes beginnen. Sie sollen über die Vorzüge des Langbogens bei großen Entfernungen Bescheid wissen und auch, wie man mit einem Schwert umgeht, wenn man sich drei oder noch mehr Gegnern gegenübersieht. Es ist unabdingbar für sie, die Vorteile eines versteckten Messers zu kennen, für den Fall, dass man sich in einer schier ausweglosen Lage zu befinden glaubt.“
    Briana wusste, dass sie in ihrer Fassungslosigkeit seltsam aussah. Doch als sie die Tragweite von Keanes Worten aufgenommen und erkannt hatte, schien ihr Herz vor Freude und Erleichterung überzuquellen.
    Sie schnalzte mit den Zügeln, und Pferd und Wagen rumpelten weiter zur Hütte der McCanns, wo mehr als dreißig Männer und Jungen in der Morgendämmerung warteten.
 

  14. KAPITEL
     
    „Aufgepasst, Junge!“ Die Sonne stand schon recht tief an diesem Nachmittag, doch Keane wollte noch nicht zurück nach Carrick House reiten. Er beobachtete zwei robuste junge Bauernburschen, die sich im Schwertkampf maßen. Er rief Befehle, korrigierte hier die Haltung, da die Führung der Waffe.
    Der größere der beiden Jungen fuchtelte wild mit seinem Schwert herum. Er war offenbar sehr aufgeregt, wie ein Mann behandelt zu werden und den Nahkampf zu lernen.
    „Wenn du dich nicht umsichtiger und ruhiger bewegst“, erklärte Keane, wirst du deinem besten Freund den Kopf abschlagen. Willst du das?“
    „Nein, Mylord, aber Ihr habt doch gesagt, ich solle mich verteidigen.“
    „Ja, das stimmt. Aber Blut und Schmerz sollten doch besser den Engländern vorbehalten bleiben, meinst du nicht?“
    „Da gerade von ihnen gesprochen wird“, schaltete sich Hugh McCann ein und lehnte sich dicht zu Keane hinüber. „Ich habe gehört, dass eine Bande von Soldaten in der Nähe von Derry ein Feld überfallen hat. Ein kleines Dorf dort in der Nähe befindet sich im Schockzustand. Mehr als die Hälfte der Männer und Jungen wurden niedergemetzelt, während sie den Boden beackerten.“
    Keane dachte nur kurz nach. „Erst

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