155 - Der Teufelsrocker
sonst würde es sie verrückt machen.
Sie konnte Arme und Beine frei bewegen, und Rufus war nicht da. Nahm er an, sie würde freiwillig, ihm zu Gefallen, hierbleiben? So dumm konnte er doch nicht sein.
Vielleicht rechnete er damit, daß ihre Ohnmacht länger dauerte. War ihm wirklich so ein Fehler unterlaufen?
Vicky hatte keine Ahnung, wo sie sich befand, aber das mußte sich in Erfahrung bringen lassen. Sie erhob sich. Wenn sie erst aus dieser Dunkelheit raus war, konnte sie sich orientieren.
Sie tastete sich an der Wand entlang, doch nach zwei Schritten ging es nicht weiter. Sie stieß gegen ein Hindernis, das glatt wie Glas war.
Ihre Hände glitten darüber hinweg, erreichten eine Ecke, wanderten weiter nach rechts, kamen wieder in eine Ecke - und Sekunden später wußte sie, daß eine Flucht nicht möglich war.
Rufus hatte Vorkehrungen getroffen.
Er hatte diese magische Glasmauer um sie herum errichtet, die sie nicht durchbrechen konnte.
Sie war Rufus’ Gefangene!
***
Ich starrte Roxane und Mr. Silver entgeistert an. »Rufus hat Vicky?«
Der Ex-Dämon nickte.
»Wo ist sie?« wollte ich wissen.
»Wir haben keine Ahnung«, antwortete der Hüne.
»Wie ist er an sie gekommen?«
»Vicky hatte in der City zu tun«, sagte Roxane.
»Allein?« fragte ich aufgeregt. »Ihr habt sie allein gehen lassen, obwohl ihr wißt, daß Rufus in der Stadt ist?«
Mr. Silver gab zerknirscht zu, daß sie einen Fehler gemacht hatten.
»Und was für einen!« sagte ich anklagend. »Er wird Vicky unter Umständen das Leben kosten!«
»Vicky hatte eine geschäftliche Verabredung«, sagte Roxane. »Wir konnten nicht ahnen, was daraus wird. Außerdem wollten wir die Geschäftsbesprechung nicht stören.«
»Ihr hättet ihr Boram mitgeben können. Er kann sich unsichtbar machen. Verdammt, Silver, wenn Vicky das nicht überlebt…«
»Es tut uns leid, Tony«, sagte der Hüne niedergeschlagen.
»Woher wißt ihr, daß er sie hat?«
Der Ex-Dämon wies auf das Telefon. »Er hat sich gemeldet, wollte dich sprechen. Ich glaube nicht, daß für Vicky unmittelbar Gefahr besteht. Rufus braucht sie als Druckmittel. Also muß sie am Leben bleiben.«
Ich begab mich zur Bar und nahm mir einen Pernod. »Habt ihr euch schon überlegt, wie wir Vicky finden können?«
»Das ist zur Zeit unmöglich, Tony«, sagte der Ex-Dämon. »Wir wissen nicht, wohin der Knochendämon sie verschleppt hat. Wenn wir das wüßten, könnten wir sofort etwäs unternehmen. So aber müssen wir warten.«
»Warten«, sagte ich heiser. »Während die Angst Vicky langsam auffrißt.«
»Sie ist kein verweichlichtes Püppchen«, sagte Roxane. »Sie verträgt mehr, als du ihr zutraust.«
»Aber es wäre nicht nötig gewesen…«, brauste ich auf.
»Wir drehen uns im Kreis, Tony«, sagte Mr. Silver.
Das Schrillen des Telefons riß mich herum. Ich hätte fast den Pernod verschüttet. Wenn ich Vicky in Gefahr wußte, reagierte ich immer so heftig.
Ich hoffte, daß Rufus der Anrufer war - und er war es tatsächlich. »Hier spricht wieder Ralph Picernell«, machte er sich über mich lustig. »Oder soll ich den Namen nennen, mit dem ich mich Vicky Bonney vorstellte? Ich nannte mich Ted Brinkerhoff und sah phantastisch aus. Sie fiel prompt auf den schwarzhaarigen Mann mit den männlichen Zügen herein. Mit der Treue deiner Freundin scheint es nicht allzuweit her zu sein.«
»Du gottverdammter Bastard!« brüllte ich in die Sprechrillen.
Rufus lachte gemein.
»Ich schlage dir deinen verfluchten Schädel ein!« schrie ich, doch das amüsierte den Skelettdämon nur.
»Es ist bekannt, daß du den Mund immer sehr voll nimmst, obwohl du eigentlich ein ziemlich kleines Licht bist.«
»Wo ist Vicky? Wohin hast du sie gebracht, Rufus?«
»Sie befindet sich an einem sicheren Ort.«
»Was hast du mit ihr vor?« wollte ich mit krächzender Stimme wissen.
»Vorerst nichts. Ob sie am Leben bleibt, hängt von dir ab.«
»Laß sie frei.«
»Eine séltsame Art von Humor hast du, Tony Ballard.«
»Nimm mich an ihrer Stelle.«
»Vicky Bonney bleibt, wo sie ist«, knurrte der Knochendämon. »Die Furcht um sie, die Ungewißheit, was ich mit ihr alles anstellen werde, wird dich mürbe und gefügig machen. Ich will dich auf dem Bauch liegen sehen, Großmaul. Vielleicht wird sich Ted Brinkerhoff deine Freundin vornehmen. Er hat ihr gefallen.«
»Ich bringe dich um!« schrie ich. »Ich bringe dich um!«
Rufus lachte schallend.
Ich hatte sein höhnisches Lachen immer noch im
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