155 - Der Teufelsrocker
ab. Sonst würde ich immerzu an diesen schrecklichen, sinnlosen Mord denken.«
»Ich darf dir als Freund sagen, daß du schon mal besser ausgesehen hast.«
»Wundert dich das? Lindsay stand mir sehr nahe. Ich habe sie geliebt. Wir waren beinahe wie ein Ehepaar.«
»Es ist schlimm, was ihr zustieß, keine Frage, Paul, aber deswegen darfst du dich nicht kaputtmachen. Deine Gesundheit ist angegriffen.«
»Es geht mir gut.«
»Das kannst du mir nicht weismachen. Ich bin Arzt. Ich sehe, was mit dir los ist«, sagte Dr. Fabares. »Laß mich dich untersuchen.«
Robinson kniff die Augen zusammen. »War Shelley bei dir? Hat sie dich darum gebeten?«
»Selbst wenn es so wäre, was wäre schon dabei? Wir sind Freunde…«
»Freunde spielen einander kein Theater vor!« fiel Robinson dem Hausarzt barsch ins Wort. »Du tust so, als kämst du ganz zufällig vorbei, dabei warst du bestellt. Shelley hat dir bestimmt auch von dem Mord erzählt, aber du spieltest den Ahnungslosen.«
»Na schön, Paul, vielleicht habe ich mich kindisch verhalten, aber es geschah nur zu deinem Besten. Ich wollte vermeiden, daß du mich hinauswirfst und mit Shelley brüllst.«
»Und genau dazu kommt es nun!« schrie Paul Robinson aufgebracht. »Mach, daß du fortkommst! Quacksalber! Kurpfuscher! Pillendreher! Und laß dich hier nie wieder blicken!«
***
Vicky Bonney suchte nach einem Geschenk für Tony Ballard. Es gab keinen Anlaß, sie wollte ihrem Freund einfach eine kleine Freude machen. Nachdenklich schlenderte sie durch die Abteilungen des Kaufhauses und wußte nicht, was sie kaufen sollte.
Ein Maskottchen für den Wagen? Einen hübschen Schlüsselanhänger? Pernodgläser?
Vicky konnte sich nicht entscheiden. Als sie an der Buchabteilung vorbeiging, fiel ihr auf, daß ein gutaussehender Mann sie fasziniert ansah.
Sie war das gewöhnt, schließlich war sie kein »Häßliches Entchen«. Sie gefiel den Männern. Manchmal pfiffen sie ihr auf der Straße - was sie nicht schätzte -sogar ungeniert nach.
Der Mann trug einen eleganten dunkelblauen Anzug, seine Schuhe glänzten, als kämen sie direkt aus dem Schaufenster, Krawatte und Stecktuch wiesen dasselbe Muster auf. Alles in allem eine Erscheinung, mit der sich eine Frau sehen lassen konnte. Er hatte jettschwarzes Haar und sehr markante, unverwechselbare Züge.
Vicky hatte dennoch kein Interesse an ihm. Sie war nicht hier, um irgend jemandes Bekanntschaft zu machen.
In der Sportabteilung sah sie den gutaussehenden Mann wieder. Offensichtlich war er ihr gefolgt; das war ihr unangenehm, und sie beschloß, das Kaufhaus zu verlassen.
Da faßte sich der Mann ein Herz und sprach sie an. »Sind Sie Vicky Bonney, die Schriftstellerin?«
Sie bejahte.
»Oh, was für ein glücklicher Zufall«, sagte der Mann strahlend. »Ich… ich habe soeben in der Buchabteilung Ihr neuestes Werk erstanden.« Er zeigte ihr das Buch. »Sie sind eine großartige Autorin. Ich kenne all Ihre Bücher. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Jedes Buch ziert zwar eine Fotografie von Ihnen, aber in natura sehen Sie viel hübscher aus.«
Vicky lächelte. Wer ist nicht zugänglich für ein nettes Kompliment? »Vielen Dank.«
»Würden Sie mir ein Autogramm geben?« fragte der Mann.
»Aber selbstverständlich«, sagte Vicky Bonney.
»Sehr liebenswürdig«, sagte der Mann glückstrahlend. »Ehrlich gesagt, ich hatte Hemmungen, Sie anzusprechen.«
»Warum? Sehe ich so unnahbar aus?«
»Das nicht, aber ich könnte mir vorstellen, daß Ihnen das nicht angenehm ist.«
»Es stört mich nicht«, sagte Vicky.
»Werden Sie oft angesprochen und um ein Autogramm gebeten?«
»Es hält sich in Grenzen«, sagte Vicky lächelnd. Sie nahm dem Mann das Buch aus der Hand.
»Hier können Sie schlecht schreiben«, sagte er. »Wie wär’s, wenn wir zusammen Kaffee trinken würden? Nur ein paar Minuten, Miß Bonney. Sie würden mir damit eine Riesenfreude machen. Und auf einem Tisch könnten Sie besser schreiben.«
Zuerst wollte Vicky ablehnen, doch dann nahm sie die Einladung an. Warum sollte sie diesem begeisterten Fan nicht diese Freude machen? Er war sehr nett, und er mochte, was sie schrieb. Das schmeichelte ihr.
Er wollte ihr zum Kaffee unbedingt einen Kuchen aufdrängen, doch sie lehnte ab und blieb dabei - wegen der Linie, wie sie sagte.
Er lachte. »Ich bitte Sie, Sie haben doch keine Figurprobleme.«
»Die habe ich nur deshalb nicht, weil ich so diszipliniert bin.«
Sie setzten sich an einen der Tische, und
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