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155 - Die toten Augen von St. Lamberti

155 - Die toten Augen von St. Lamberti

Titel: 155 - Die toten Augen von St. Lamberti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Gestalt plötzlich einen Kopf hatte. Er blickte in ein Totenkopfgesicht, das von einer Kapuze umgeben wurde. Lederartige, fleckige Haut überspannte die Knochen.
    In tiefen Höhlen glühten zwei Augen. Dünnes Haar wehte in das Gesicht. Die verschrumpelten Lippen öffneten sich und legten einen fleischlosen Kiefer mit vereinzelt stehenden Zähnen frei.
    Hinter Phillip war ein Geräusch.
    Er wandte sich hastig um.
    Eine ältere Frau in einem dunklen Stoffmantel und mit einem Wollschal, den sie sich um den Kopf geschlungen hatte, starrte ihn entsetzt mit offenem Mund an. Sekundenlang rührte sie sich nicht, dann schrie sie wie am Spieß, warf sich herum und hastete davon.
    Phillip wandte den Kopf der schattenhaften Gestalt zu.
    Sie war nicht mehr da.
    Nur das Mädchen lag auf den Steinplatten des Bogenganges.
    Phillips golden schimmernde Augen nahmen einen abwesenden Ausdruck an. Er hatte gesehen, daß das junge Mädchen von der Schattenfrau getötet worden war, aber sein Bewußtsein nahm es nicht auf.
    Er trat durch einen Steinbogen auf die Straße hinaus.
    Rechts von ihm ragte der Turm einer Kirche in den nebelverhangenen, nassen Morgenhimmel. Langsam ging er darauf zu. Hinter ihm war das Dröhnen eines Motors. Die Lichtfinger von Scheinwerfern erfaßten ihn. Eine Hupe ertönte kurz, dann war der Wagen vorbei.
    Phillip hatte im Licht der Scheinwerfer das Straßenschild gesehen, auf - dem „Prinzipalmarkt" stand. Doch er nahm den Namen nicht in sich auf.
    Sein Blick war starr auf den Kirchturm gerichtet.
    Er mußte den Kopf weit in den Nacken legen, um zum Turm hinaufblicken zu können. Dann sah er die drei Eisenkäfige im hohen Bogen des Glockenstuhls über der Uhr.
    Es war ihm, als wehe ihm ein kalter Wind von der Kirche entgegen. Das lange weiße Nachtgewand wurde gegen seinen schlanken Körper gepreßt. Die kleinen Brüste begannen zu wachsen.
    Phillip wußte, daß er von jemandem beobachtet wurde. Er sah jedoch niemanden. Irgendwo an der Kirche vor ihm verbarg sich jemand. Er verspürte keine Angst. Langsam ging er auf das Portal zu. Er wußte, daß der Name der Kirche St. Lamberti war.
    Eine Gestalt bewegte sich in einem seitlichen Torbogen.
    Nur für Sekunden erkannte Phillip ein aufgeschwemmtes, zerfressenes Gesicht. Verfaulte, mit Erde behangene Kleidung hing der untersetzten Gestalt von den Schultern. Es schimmerte schleimig in dem widerlichen Antlitz, dessen Augenhöhlen leer waren.
    Das Wesen stieß keuchende Laute aus. Langsam, dann immer schneller, wich es vor Phillip zurück, bis es in einen humpelnden Trab verfiel und mit spitzen Schreien um die Ecke des Kirchenschiffs verschwand.
    Phillip hob den Kopf.
    Blaulicht zuckte durch die Nacht. Das schrille Jaulen einer Sirene malträtierte seine empfindlichen Ohren.
    Er zog sich in den Schatten des Kirchturms zurück.
    Ein Polizeiwagen bog mit quietschenden Reifen in den Prinzipalmarkt ein. Auch von der anderen Seite jagte ein Wagen heran. Sie trafen sich auf Höhe des Bogengangs, wo das Mädchen von der Schattenfrau enthauptet worden war.
    Phillip schritt durch den dichter werdenden Nebel davon. Er sehnte sich nach Wärme. Er würde sich einen Ort suchen, an dem er sich zum Schlafen niederlegen konnte.

    Martin und Tirso hatten Phillips Verschwinden als erste entdeckt. Sie hatten sofort Dorian und Coco alarmiert, und wenig später waren alle Bewohner von Castillo Basajaun auf den Beinen.
    Virgil Fenton fand Dorians offenes Büro, in dem Licht brannte.
    Der Dämonenkiller stürzte in den ersten Stock hinab. Als sein Blick auf den offenen Schrank fiel, stockte ihm der Atem. Er sah, daß sein Kommandostab und der Magische Zirkel verschwunden waren.
    Coco trat neben Dorian und faßte nach seinem Arm. Er sah die Sorge in ihren dunklen Augen. Sie wußten beide, daß Phillips Verschwinden mit seiner nächtlichen Vision zu tun hatte.
    Die anderen standen in der Tür und warteten darauf, was der Dämonenkiller unternehmen würde. Dorian wandte sich ihnen zu und sagte gepreßt: „Geht in den Rittersaal. Ich komme gleich nach. Coco und ich werden euch berichten, was heute nacht geschehen ist. Vielleicht finden wir heraus, wohin Phillip gegangen ist. Ich glaube, er ist in einer tödlichen Gefahr."
    Sie nickten und gingen hinab in die große Halle.
    Coco blieb als einzige zurück. Ira Marginter hatte Martin und Tirso an die Hand genommen.
    „Was hast du vor?" fragte Coco leise.
    „Zuerst werde ich auf dem Hof der Elfen anrufen", erwiderte Dorian. „Unga muß mit

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