155 - Reiseziel: Mars
irgendwas in seinen Armbandrechner.
Matt hatte plötzlich Mühe, seiner Begleiterin zu folgen. Ihm war schwindlig, der Druck im Kopf steigerte sich zu rasendem Schmerz. Er atmete keuchend.
Chandra stand auf der Liftschwelle und wartete auf ihn. An ihr vorbei wankte er in die Kabine, lehnte sich gegen die Rückwand und atmete tief und schwer.
»Sie sollen die Maske doch aufsetzen! Sie lernen auch nur, wenn es weh tut, was?«
Die Lifttüren schlossen sich. Matts Magen stieg ihm in den Hals, als es abwärts ging. »Sturer Barbar!« Wütend blitzte sie ihn an.
»Arrogante Zicke«, keuchte Matt.
***
»Deine Rosen blühen noch immer prächtig.« Ettondo Lupos Gonzales blieb neben dem Rollstuhl des Patriarchen stehen.
Mit zärtlicher Geste berührte er eine der gelben Blüten.
»Du kommst persönlich?« Jarro Fachhid hielt sich seit Stunden auf seiner Gartenterrasse auf. Mit einer Laserschere entfernte er eine abgeblühte Rose.
»Bis zur Abendsitzung ist noch ein wenig Zeit.« Die Arme auf dem Rücken verschränkt, schritt der Ratsherr zur Balustrade und blickte auf die unteren Gartenterrassen des Pyramidenhauses. Eine weite Parkanlage umgab es. Drei weitere, kleinere Häuser lagen darin. Von hier oben aus konnte man bis zum Wald und zum Raumhafen sehen. »Es ging heiß her. Meta Braxton bleibt vorläufig unter Arrest.«
»Davon ging ich aus.« Der alte Jarro lenkte seinen Stuhl um den Rosenbogen herum und suchte auf dessen anderer Seite nach verwelkten Blüten. »Weiter. Ich bin ganz Ohr.«
»Der Primärrechner auf der PHOBOS wird vollständig von allen Daten gereinigt. Tabula rasa, wie man andernorts und zu anderen Zeiten sagte.« Ettondo, von Haus aus Textilingenieur, beschäftigte sich in seiner Freizeit nicht nur mit antiker Dichtung und einer Sprache, die er Latein nannte, wenn Jarro sich recht erinnerte. Bevor er von den verrückten Hobbies seines Großneffen hörte, hatte der Patriarch nicht einmal gewusst, dass man in den alten Datenbanken der CARTER auch fremdsprachliche Texte finden konnte.
»Gelöscht?« Der Alte ließ von seinem Rosenstock ab und blickte auf. »Wie schade!«
»Ganz und gar nicht, verehrter Großonkel.« Ettondo drehte sich um und lehnte mit dem Rücken gegen die Balustrade. Eine leichte Brise spielte mit dem synthetischen Federbusch auf seinem Hut. »Der Speicherkristall ist nicht beschreibbar. Mit anderen Worten: Das Bewusstsein jenes irdischen Tsuyoshi existiert nach wie vor, vollkommen unberührt von den Erfahrungen, die seine Kopie im Primärrechner und mit der Besatzung machte.«
»Oh…« Der Patriarch lächelte. Manchmal überraschte ihn sein Großneffe mit seinen scharfen Schlussfolgerungen. Er widmete sich wieder dem Rosenstrauch. »Weiter.«
»Der Erdmann wird im Rahmen der Abendsitzung befragt. Er heißt übrigens Matthew Drax und lässt sich Commander nennen. Im Hinblick auf sein Schicksal nach der Vernehmung wurde hart diskutiert. Es haben sich diesbezüglich sehr unterschiedliche Auffassungen herauskristallisiert.« Er stieß sich von der Balustrade ab, verschränkte die Arme vor der Brust und begann mit gesenktem Blick auf und ab zu gehen.
»Das Haus Braxton will mit ihm zusammenarbeiten. Kyra Jolana…«
»Wen hat man zu ihrem Berater berufen?«
»Ihren Sohn Hendrix Peter, einen Juristen und Wirtschaftsfachmann.« Der Patriarch verdrehte die Augen.
»Kyra Jolana Braxton also verspricht sich entscheidende technische und wissenschaftliche Innovationen von einer Zusammenarbeit mit Matthew Drax«, fuhr der Ratsherr fort.
»Das Haus Angelis hat sich nicht festgelegt, scheint aber mit diesem Standpunkt zu sympathisieren…«
»Den du selbstverständlich ebenfalls vertreten hast…«
»Selbstverständlich. Die alte Saintdemar hat vor allzu engem Kontakt mit dem Erdmann gewarnt. Sie befürchtet, dass er die Saat des Konkurrenzkampfes und des übertriebenen Forschergeistes ausstreuen könnte…«
»Konservative Einfaltspinsel!« Schimpfend steuerte der Patriarch seinen Rollstuhl zu einem Zierteich, wo ebenfalls zwei Rosenstöcke blühten.
»Feinde des Fortschritts! Vergangenheitsfanatiker! Was schlägt die Alte vor?«
»Merú Viveca hat allen Ernstes dafür plädiert, den Erdmann einzufrieren, um Zeit und mit ihr neue Entscheidungskriterien zu gewinnen, wie man verfahren soll.«
»Blödsinn! Und die Präsidentin?«
»Cansu Alison Tsuyoshi hat nicht einmal zu verschleiern versucht, dass sie den Erdmann nach dem Verhör beseitigen will.«
Abrupt stoppte Jarro
Weitere Kostenlose Bücher