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155 - Reiseziel: Mars

155 - Reiseziel: Mars

Titel: 155 - Reiseziel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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der irdische Paarhufer und Wolllieferant! Nein, kein Schaf. Was Sie da tragen, ist ein hochwertiges, intelligentes Schutzsystem: selbst reinigend, atmungsaktiv, Wasser abweisend, reißfest. Sogar ein Thermostat hat das gute Stück. Die ganz Harten unter unseren Forschern sind damit nachts in der Wüste unterwegs.« Die Frau stieß sich vom Türrahmen ab und kam näher. »Und haben Sie schon gemerkt, wie sich der Stoff Ihren Körperformen anpasst?«
    »O ja, tatsächlich.« Matthew Drax griff sich unter die Achsel und an die Hüften. Oberteil und Jacke saßen perfekt und spannten dennoch nicht. »Wie komme ich zu der Ehre eines solchen Hightechanzugs?«
    Chandra Tsuyoshi zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, die Kommandantin der PHOBOS hat darauf bestanden, Sie mit diesem System auszustatten.«
    »Aha.« Mayas Verdienst also. Matt klopfte auf das Beinholster. »Ist das für Waffen gedacht?«
    Die Marsfrau lachte laut auf. Sehr vergnügt klang das nicht.
    Kopfschüttelnd kam sie näher. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blieb vor ihm stehen. »Typisch! Daran denkt ihr Erdenmenschen natürlich als erstes!« Der verächtliche Unterton war nicht zu überhören, und sie kam Drax ein wenig arrogant vor, wie sie da breitbeinig vor ihm stand und auf ihn herabblickte. Immerhin zeigte sie zum ersten Mal so etwas wie inneres Engagement.
    »Warum sagen Sie das?« Er musterte sie. »Vorurteile?«
    »Ich bin Historikerin und Sprachwissenschaftlerin. Meine Magisterarbeit habe ich über die Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts geschrieben. ›Die Erde als Schlachthaus‹ lautet die Überschrift des letzten Kapitels.«
    Zwei Atemzüge lang sahen sie sich schweigend an. Bis Chandra sich abwandte und langsam zu einer Schrankwand ging.
    Dass die Marsleute ihm kritisch begegnen würden, hatte Matt erwartet. Doch plötzlich begriff er, wie kritisch sie ihn hier sahen. Und dass er soeben eine verbale Ohrfeige bekommen hatte, begriff er auch.
    »Hören Sie zu, Chandra – wenn ich Maya Joy richtig verstanden habe, waren Ihre Vorfahren, dieser John Carter und diese Akina Tsuyoshi, Kinder des zwanzigsten Jahrhunderts; genau wie ich. Wenn Sie so wollen, stehen diese Leute mir sogar näher als Ihnen.«
    Die Hand schon am Schrankgriff, fuhr sie herum. »Was erlauben Sie sich!«, fauchte sie. »Unser verehrter Gründer und unsere verehrte Erste Präsidentin waren besondere Menschen! Auch in moralischer Hinsicht! Sonst hätten sie nicht das erschaffen können, was sie erschaffen haben…!«
    »Sorry, ich wollte Ihre Götter nicht beleidigen…!«
    »Was reden Sie da!?« Böse funkelte sie ihn an. »Vor fast sechsundzwanzig Marsjahren landete eine Expedition auf der Erde! Die Nachkommen der Erdenmenschen empfingen uns mit Mord und Totschlag! Wir wissen, was aus der Menschheit geworden ist! Sie werden lange suchen müssen, bis sie bei uns auch nur Spuren von Gewalt finden. Sehen Sie sich auf dem Mars um, wenn Sie Gelegenheit dazu bekommen – wir haben ein kleines Paradies geschaffen! Das ist aus den Nachkommen des Gründers und der Ersten Präsidentin geworden…!«
    Sie drehte sich um und öffnete die Schrankwand. »Und was Ihre Story betrifft – raffiniert gesponnen, alle Achtung, doch glauben Sie im Ernst, irgendjemand hier auf dem Mars wird Ihnen diesen Zeitsprung abkaufen?«
    Es lag auf der Hand – diese Chandra repräsentierte marsianische Arroganz in ihrer reinsten Form. Sie hielt sich für etwas Besseres als er. Nun gut, ihr Problem. Drax hatte keine Lust, noch mehr Öl ins Feuer zugießen. »Was ist jetzt mit dieser Tasche?«
    Die Frau warf einige flache Objekte aufs Bett, die wie Pads für Kaffeeautomaten aussahen. »Dafür!« Eine Atemmaske und eine große Brille folgten. Matt begriff: Sauerstoffkapseln!
    »Luftdruck und Sauerstoffkonzentration bei uns entsprechen in etwa den Verhältnissen auf irdischen Viertausendern. Das habe ich nicht selber erforscht, das habe ich mir sagen lassen. Tragen Sie also zeitweise die Maske, damit sie nicht schlapp machen. Solange wenigstens, bis sich ihre roten Blutkörperchen ein wenig vermehrt haben.«
    Matt verstaute die Sauerstoffpatronen in dem Holster und setzte die erste gleich in das Mundteil der Maske ein. Vor dem Spiegel probierte er sie aus. Das transparente Material war weich und geschmeidig. Die Maske saß perfekt.
    »Eine Kapsel reicht für etwa zwanzig Stunden und lässt sich wieder befüllen. Wir benutzen diese Masken bei der Erforschung höherer Berge. Der Olympus Mons

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