Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
155 - Reiseziel: Mars

155 - Reiseziel: Mars

Titel: 155 - Reiseziel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
nur wenige hundert Kilometer entfernt.« Chandra gefiel sich als Fremdenführerin, wie es aussah. Der Job entspannte sie irgendwie. »Für den Boden-Überlandverkehr benutzen wir schwere, und dennoch schnelle Großraumtransporter. Die werden ebenfalls von MOVEGONZ TECHNOLOGY hergestellt. Für kurze Überlandstrecken gibt es viersitzige Rover.«
    »Und die zweitausend Kilometer nach Utopia legen Sie mit der unterirdischen Bahn zurück?«
    Erstaunt, ja fast etwas erschrocken sah Chandra ihn an.
    »Man hat Ihnen von der Bahnstrecke der Alten erzählt?«
    Matthew Drax nickte. »Und von dem rätselhaften Strahl im großen Krater bei Utopia. In der Nähe der letzten Bahnstation entspringt er doch irgendwo, oder?«
    Sie reagierte nicht. Das war’s also schon zu dem Thema.
    Seine Neugier auf Dokumente und Artefakte dieser ominösen Alten wuchs, aber er wusste sich zu beherrschen.
    Obwohl es Nachmittag war, herrschte noch dasselbe Dämmerlicht wie am Morgen, als Matt Drax auf dem Raumhafen in den Gleiter gestiegen war. »Wird es hier nie richtig hell?«, wandte er sich an seine Begleiterin.
    Chandra zeigte sich befremdet. »Es ist doch richtig hell.«
    Sie stieg vom Transportband und blieb vor einem Schaufenster stehen. Matthew Drax verließ das Band ebenfalls; er blickte zurück: Drei hoch gewachsene, dürre Männer in silbrig schimmernden Anzügen folgten ihnen im Abstand von vielleicht siebzig Schritten. Er hatte nichts anderes erwartet.
    Unter den Passanten auf der anderen Boulevardseite entdeckte er vier weitere Wachmänner. Sie hatten ihre Truppe also verstärkt.
    »Stimmt was nicht?« Chandra hatte seine suchenden Blicke bemerkt.
    »Alles in bester Ordnung.« Matt wandte sich dem Schaufenster zu. Zu seiner großen Überraschung sah er darin ein Aquarium mit Zierfischen und einige Käfige voller bunter Vögel. »Es gibt Tiere auf dem Mars?«
    »Hat man Ihnen das auf der PHOBOS nicht erzählt?« Matt verneinte. »Viele sind es nicht«, sagte Chandra. »Etwas mehr als zweihundert Arten. Kerbtiere, Vögel, Fische und ein paar Reptilienarten. Eine Forscherin namens Lyvia Braxton hat vor hundertzehn Marsjahren ein Ausgrabungsfundstück der Alten enträtseln und nutzbar machen können. Ein Pool von DNA-Proben aus einer teilweise zerstörten Sammlung. Für die Rekonstruktion blieb einiges übrig, genug um daraus nach und nach ein ökologisches System aufzubauen…«
    »Sie wollen mir nicht erzählen, dass diese Tiere Ureinwohner des Mars gewesen sind!« Matt glaubte nicht recht zu hören.
    »Was denn sonst? Etwa irdische Fauna?«
    Ein Reißverschluss schien durch ihre Miene zu gehen. »Alles was von der Erde kommt, schätzen wir nicht besonders, wie Sie vielleicht schon bemerkt haben, Commander Drax.« Schon wieder eine Spitze!
    Aber diesmal schlug Matt zurück – so sanft wie möglich.
    »Nennen Sie mich doch bitte Maddrax«, bat er mit treuherzigem Blick. »Das nimmt Ihren verbalen Ohrfeigen vielleicht etwas an Härte.«
    Für einen Moment schnappte sie nach Luft – dann senkte sie den Blick. »Das hier ist hoch entwickeltes Marsleben«, fuhr sie rasch fort, ohne auf sein Angebot einzugehen. »Die ökologischen Systeme, in denen es sich vermehrt, können sich inzwischen schon selbst erhalten. Lyvia Braxton sprach von ›Altleben‹. Wir haben diesen Begriff übernommen.«
    Staunend betrachtete der Erdmann die bunten Vögel und schillernden Fische.
    Altleben…
    Diese Welt war einst grün und fruchtbar gewesen? Pflanzen hatten sie bedeckt, Tiere sie bevölkert? Und eine Intelligenz, die in der Lage war, Genpools anzulegen, widerstandfähige Baustoffe zu entwickeln und unterirdische Bahnstrecken zu bauen? Welch eine atemberaubende Vorstellung!
    »Kommen Sie endlich… Maddrax!« Schon zehn Schritte weiter, winkte die Weißblonde. Er grinste, als sie den Namen benutzte, den Aruula ihm einst gegeben hatte. »Ich zeige Ihnen die Gründergedenkstätte von Elysium.« Sie deutete auf einen etwa achtzig Meter hohen Kuppelbau auf der anderen Seite einer einmündenden Straße.
    Sie verzichteten auf das Laufband und benutzten ihre Füße.
    An der Kreuzung, kurz vor der Fußgängerunterführung, hatten ein paar Männer und Frauen einen Verkaufsstand aufgebaut.
    Auf den ersten Blick fiel dem Mann aus der Vergangenheit auf, wie sehr die Händler sich von den anderen Passanten unterschieden. Sie trugen einfache, erdfarbene Mäntel, Hosen und Jacken aus grobem Leinen, geflochtenen Pflanzenfasern und einem Stoff, der nach Baumwolle aussah.

Weitere Kostenlose Bücher