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155 - Reiseziel: Mars

155 - Reiseziel: Mars

Titel: 155 - Reiseziel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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eines Unfalls.« Dutzende von Menschen wandelten durch die Halle, und alle sprachen leise und ähnlich andächtig, wie Chandra es tat.
    Vorbei an Wrackteilen der BRADBURY, einem alten Raumanzug der NASA, Glasvitrinen mit Briefen und persönlichen Gegenständen der Gründermütter und -väter führte Chandra ihn durch die Gedenkstätte. Wie in Trance passierte der Mann von der Erde die stummen Zeugnisse einer Vergangenheit, die nicht die seine war und dennoch die gleichen Wurzeln hatte. Bilder, Texte, Artefakte und Landkarten zogen an ihm vorbei. Ihm war, als würde er träumen.
    »Das ist er.« Chandra blieb vor einem sicher zwanzig Meter hohen Porträtfoto stehen. »Das ist John Carter, der Gründer.«
    Eine Zeitlang betrachteten sie das Männergesicht auf dem Bild.
    Das kräftige Kinn und die Skeptikerfalte zwischen den Brauen fielen Matt auf. Carter schien eine willensstarke Persönlichkeit gewesen zu sein. Anders hätte er kaum überleben und zusammen mit den anderen Siedlern eine außerirdische Kolonie gründen können. Matt Drax empfand großen Respekt vor dem Mann.
    »Er war Journalist«, sagte Chandra leise. »Zu Zeiten des vorletzten Präsidenten ging er im Weißen Haus aus und ein. Barbara Schwarzenegger soll mit ihm befreundet gewesen sein. Durch ihre Fürsprache setzte sich ihr Mann dafür ein, dass John Carter als Berichterstatter mitfliegen konnte. Der US-Präsident und der Gründer hatten für dieselbe Zeitung gearbeitet.«
    Matt runzelte die Stirn. Diesmal war er es, der sie von der Seite musterte. Sie schien es nicht zu merken, war vollständig in Carters Konterfei versunken. »Bringen sie da nicht ein bisschen was durcheinander, Chandra? Der vorletzte Präsident der Vereinigten Staaten hieß George W. Bush und handelte mit Öl. Seine Mutter hieß Barbara. Der letzte mir bekannte Präsident war kein Journalist, sondern Schauspieler –Schwarzenegger war mein Oberbefehlshaber – und seine Frau stammte aus der Kennedy-Familie. Mit Vornamen hieß sie nicht Barbara, sondern…« Er verstummte.
    Auf einmal begriff er – es war ein Test! Die Wortverballhornungen, die kleinen Fehler – alles Tests.
    Chandra prüfte sein Wissen über die Zeit vor dem Kometen!
    Matt ließ sie einfach stehen. Er war wütend. An der nächsten Ecke bog er in einen Gang ein und stieß prompt mit einem Paar zusammen. »Der Mann von der Erde«, flüsterte die Frau erschrocken. Beide wischten sich über die Kleider und wichen zurück. »Der Erdmann!« Die Frau gebärdete sich hysterisch.
    »Ganz ruhig, Ma’am…« Matt legte ihr beschwichtigend die Hand auf die Schulter. »Ich bin nur ein Mensch und kein Monster…«
    »Rühren Sie mich nicht an!«
    Ihr Begleiter schlug nach seinem Arm und zog seine Frau von ihm weg. »Er hat mich berührt!«, schrie sie. »Der Erdmann hat mich berührt!« Besucher der Gedenkstätte liefen von allen Seiten zusammen. »Er hat mich berührt…!«
    Matthew Drax begriff überhaupt nichts, er war wie vor den Kopf gestoßen.
    »Wir müssen gehen, Maddrax!« Chandra winkte ihm.
    Hinter ihr her lief er zum Ausgang.
    Er holte sie ein, gelangte an ihre Seite und zog sich die Sauerstoffmaske von Mund und Nase. »Was war da los? Was hat diese Hysterie zu bedeuten?«
    »Ihr Bild ist seit Stunden in beiden Sendern, was glauben Sie denn!« Sie erreichten den gläsernen Eingang. »Die Leute haben Sie erkannt!«
    »Ist das ein Grund, so zu schreien?! Das Paar ist ja regelrecht in Panik geraten!«
    »Sie hatten Angst, Erdmann.« Chandra zog die Tür auf.
    »Man fürchtet sich bei Ihnen anzustecken.«
    »Bitte…?!«
    Seite an Seite liefen sie die Vortreppe hinunter.
    »Ich weiß, Sie wurden gründlich entseucht. Aber für die einfache Bevölkerung sind Sie trotzdem ein Herd an Viren und Keimen. Viele fürchten sich sogar davor, von Ihnen mit Aggression, Habgier und Zerstörungswut angesteckt zu werden.«
    Matt rang nach Worten wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    »Setzen Sie die Maske auf, Maddrax!«, wies ihn Chandra an. »Merken Sie nicht, wie Sie japsen?«
    Matt Drax blieb auf der mittleren Stufen stehen. »Ihr seid ja übergeschnappt…« Ihm war als hätte ihn eine Faust an der Stirn getroffen. »Ihr seid ja vollkommen übergeschnappt…«
    »Da sind Sie ja!«, rief eine Frauenstimme. Unten an der Treppe standen sechs oder sieben Männer in silbrig schimmernden Anzügen, in Ihrer Mitte eine Frau, die Drax noch nicht gesehen hatte. »Die Abendsitzung beginnt in einer halben Stunde«, sagte sie. »Wenn Sie

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