1550 - Die neue Bestimmung
den ehemaligen Aktivatorträgern identisch. Über deren Schicksal waren die Linguiden mittlerweile in groben Zügen informiert.
Die Zellaktivatoren - so hatten sie erfahren - verliehen ihren Trägern für die Dauer von zwanzigtausend Jahren die relative Unsterblichkeit. Perry Rhodan und einige andere hatten solche Geräte erhalten, damit sie eine Aufgabe erledigen konnten: genau jenen Auftrag, der jetzt - wie es schien - auf die Friedensstifter übergegangen war.
Dann hatte ES die Aktivatoren plötzlich zurückverlangt.
Normalerweise hätte dies den sofortigen Tod der „Unsterblichen" zur Folge gehabt. Aber ES hatte seinen bisherigen Helfern im letzten Augenblick doch noch eine Gnadenfrist eingeräumt und ihnen eine sogenannte Zelldusche gewährt. Diese Zelldusche stoppte den Alterungsprozeß für die Dauer von zweiundsechzig Jahren.
So hatten es die Betroffenen gelernt, und daran hatten sie geglaubt.
Und sich gründlich geirrt.
Denn aus Gründen, die für Dorina Vaccer völlig unverständlich waren, stimmte die Rechnung nicht.
Es schien, daß die Zeit für das geheimnisvolle Wesen namens ES in einem anderen Tempo verstrich, als es für die Galaktiker oder die Linguiden der Fall war. Während im Normalraum nur zwei von diesen zweiundsechzig Jahren vergangen waren, hatte ES deren zwanzig hinter sich gebracht.
Und nun behauptete die Superintelligenz, daß sich diese Differenz im Zeitablauf auch auf die Lebenserwartung der ehemaligen Aktivatorträger auswirken würde: Es blieben ihnen zwanzig Jahre Weniger, als sie gedacht hatten, und diese Frist würde womöglich noch weiter schrumpfen.
Dorina Vaccer fand das alles ziemlich unverständlich, und sie war sich absolut sicher, daß es den anderen Friedensstiftern auch nicht anders erging.
Daß die Kunstwelt Wanderer einem anderen Zeitablauf unterlag und daß es tatsächlich Möglichkeiten geben sollte, dem Tod aus dem Weg zu gehen- damit konnte sie sich zur Not abfinden. Selbst die Aussage, daß die auf der Kunstwelt verabreichte Zelldusche auch im Normalraum für eine viel kürzere Zeitspanne wirken sollte, als man ursprünglich angenommen hatte, fiel in die Kategorie jener Behauptungen, bei denen ihr nichts anderes, übrigblieb, als sie zu akzeptieren, da sie sie ohnehin nicht nachprüfen konnte.
Aber daß ein einzelnes Wesen - eben ES - über eine solche Machtfülle verfügen sollte... ...nein, dieser Gedanke ging ihr gegen den Strich.
Abgesehen davon: Wenn ES so mächtig war - wozu brauchte es dann die Hilfe so schwacher und kurzlebiger Wesen wie der Linguiden?
Und selbst wenn man diese Frage beiseite ließ: War es für die Friedensstifter wirklich wünschenswert, sich zu Erfüllungsgehilfen einer so seltsamen und undurchsichtigen Macht machen zu lassen?
Es hatte ja schon begonnen.
Dorina Vaccer kannte den Begriff „Todesurteil", aber sie hatte stets geglaubt, daß sie als Linguidin mit Grausamkeiten dieser Art nichts zu tun haben würde.
Jetzt aber hatte sie ein solches Urteil überbracht.
Sie fühlte sich mißbraucht und gedemütigt, und sie fragte sich verzweifelt, wie sie dazu kam, einer Stimme zu gehorchen, von der sie noch nicht einmal wußte, zu welcher Art von Wesen sie gehörte.
Trotzdem war sie im Begriff, auch den anderen Befehl zu erfüllen: Sie befand sich auf dem Weg zum Ort ihrer Geburt.
2.
17.12.1171 NGZ, Kaokrat-System „Sie sind zweifellos auf dem Weg ins Kaokrat-System", stellte Reginald Bull fest. „Dorina Vaccer stammt von dort, nicht wahr?"
„Vom Planeten Taumond", bestätigte Tamosh Unda. „So steht es jedenfalls in unseren Unterlagen. Die sind allerdings nicht gerade sehr umfangreich, wenn es um die Friedensstifterin geht."
Reginald Bull schwieg.
Tamosh Unda war ein Perfektionist. Er würde nie zufrieden sein. „Werden wir landen?" fragte der Akone hoffnungsvoll. „Wir werden es versuchen", stellte Bull in Aussicht. „Aber freue dich nicht zu früh - ich glaube kaum, daß man dir eine Gelegenheit geben wird, mit dieser Friedensstifterin zu reden."
„Wer weiß!" erwiderte Tamosh Unda leichthin.
Er hatte Dorina Vaccer zwei Jahre zuvor auf dem Planeten Drostett kennengelernt. Seither schwärmte er geradezu für sie.
Normalerweise wäre das für Reginald Bull ein Grund gewesen, Tamosh Unda künftig demonstrativ auf Distanz zu halten. Er war und blieb von unstillbarem Mißtrauen gegenüber den Linguiden erfüllt, und er haßte Leute, die kritiklos dem Charisma der Friedensstifter erlagen.
Aber bei Tamosh
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