1552 - Tolots Terror
knapp vierhundert Gewächse ins Bild rückte, war es unversehrt.
Sekunden später endete der Ausflug des Giganten an der letzten intakten Schleuse. „Sollen wir das Schirmfeld umschalten?" fragte Kogano Mint. „Dann öffnen sich an anderen Stellen neue Durchgänge."
Prina dachte eine Weile darüber nach. „Nein", entschied sie dann, „was soll uns das bringen? Solange er sich da drinnen aufhält, krümmen wir ohne seine Erlaubnis nicht einmal einen Finger. Wenn er es verlangen würde, ich würde ihm mit bloßen Händen den Dreck von den Beinen kratzen. Und noch viel mehr als das."
„Was tun wir dann?"
„Zunächst einmal warten wir auf Adan Valodol."
„Er hat gerade noch einmal Bescheid gegeben", meldete Baron Singhai. „Landung auf Sagno Ciff in einer Stunde, spätestens."
Die Ruhe in seiner Stimme ließ Prina plötzlich wütend werden.
Doch was konnte er dafür, daß sich sein Lebensstrauch nicht in Gefahr befand, daß sie selbst ihn irgendwo in den Muunibergen gepflanzt hatte? Nichts, dachte die Linguidin. Sie war ungerecht.
*
Auf den ersten Blick konnte man sehen, wer der Anführer war. Die drei anderen spielten nur eine Nebenrolle.
Adan Valodol gehörte zu jenen Linguiden, die auf Anhieb in jedermann einen unauslöschlichen Eindruck hinterließen. Noch reichte seine Persönlichkeit nicht an die eines Friedensstifters heran. Noch hielt er es für nötig, sich nach Aramus Shaenors Vorbild das Haar purpurn zu färben und wie eine Feuersbrunst zu frisieren, aber die Gabe sprach aus jeder Bewegung und jedem Wort. „Guten Tag, Prina Mauenhaudi. Wir sind so schnell gekommen, wie es unter den gegebenen Umständen möglich war."
„Und was ist mit Shaenor?" fragte sie zaghaft.
Adan Valodol zog ein bedauerndes Gesicht. „Die Konferenz dauert noch immer an. Er kann erst morgen starten, trifft dann aber mit zwei anderen Friedensstiftern ein. Sei dennoch unbesorgt, Prina. Wir werden mit dem Haluter fertig. Wo befindet er sich?"
„Im Park von Sagno Ciff. Unsere Lebenssträucher stehen dort, mußt du wissen."
Zunächst schimmerte etwas wie ungläubiger Schock durch Valodols Verhalten - doch in der Sekunde darauf hatte er sich wieder in der Gewalt. Seine Selbstsicherheit war nicht erschüttert, seine Entschlossenheit ungebrochen. „Baron Singhai und Kogano Mint führen euch hin", sagte sie. „Ich sehe mir die Sache lieber von hier aus an."
Mit gemischten Gefühlen sah sie die sechs Linguiden verschwinden.
Die Entscheidung war ihr schwergefallen, und Prina verzichtete nur aus Verantwortungsgefühl der Stadt gegenüber darauf, direkt dabeizusein. Im Notfall jedoch war ihre Anwesenheit in der Zentrale mehr wert. „Prina?"
Aus dem Hintergrund des Raumes trat Honn, der Schlichter. „Ja? Was gibt es?"
„Ich muß dir etwas mitteilen, auch wenn es nicht leichtfällt. Ich habe Adan Valodol beobachtet, während er mit dir geredet hat. Ich war selbst einmal ein Meisterschüler, mußt du wissen. Ich kenne die Zeichen, die einer wie er gibt. Er hat dich in einer Hinsicht angelogen. „ „Und in welcher?" fragte sie. „Als er von der Konferenz der Friedensstifter sprach. Oja, es gibt diese Zusammenkunft wirklich. Aber das Thema entspricht nicht der Wahrheit, sie reden nicht über die Zukunft der Galaxis. Er hat gelogen.
Valodol empfindet es so, als gäbe es ein noch wichtigeres Thema, das er um keinen Preis jetzt schon nennen darf."
„Wie kannst du so etwas sagen?" warf sie ihm vor. „Aus dir spricht nur Mißgunst. Und selbst, wenn du recht hättest: Was hat es mit unserer Lage in Sagno Ciff zu tun?"
Honn preßte die Lippen aufeinander, drehte sich abrupt um und verließ das Haus. Hatte sie einen Fehler gemacht? War es recht, so mit ihm zu reden? Sie fühlte, daß dieses Gespräch den Graben zwischen ihnen beiden so breit wie ein Meer hatte werden lassen.
Und noch etwas spürte sie: Blicke in ihrem Rücken. Prina wandte mit ungutem Gefühl den Kopf. Dort im Schatten stand Reginald Bull, und sie zweifelte nicht daran, daß der Terraner jedes Wort mitgehört hatte.
Doch sein Blick ging an ihr vorbei. „Sieh auf die Schirme", empfahl der andere.
Prina hatte Mühe, sich von seinen Augen loszureißen. Hinter Bull steckte mehr, als er zugab. Aber als sie die Bilder der Kamera sah, verschwendete sie an ihren Gast von Terra keinen Gedanken mehr - denn Tolot hatte Adan Valodol und zwei weitere Schüler gefangengenommen.
Damit war die einzige Hoffnung, die sie für den Augenblick gehabt hatte,
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