1554 - Kinder des Monos
sterben muß. Der Schock war so groß, daß ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Aber ich starb nicht.
Ich konnte hören, was ihr gesprochen habt. Daher weiß ich, daß ihr mich für tot gehalten habt. Aber irgendwann gewann ich meine Kraft zurück, und ich habe mich in eine Höhle geschleppt. Dort bin ich all die Tage gewesen."
Sie konnte es noch immer nicht fassen. Für sie - wie für alle Todgeweihten - war es nichts Ungewöhnliches, jemanden sterben zu sehen. Als Shohank zusammengebrochen war, hatte alles auf sein Ende hingedeutet. Daß er dennoch überlebt hatte, ließ sie an geheimnisvolle Kräfte glauben, die irgendwie ins Spiel geraten waren. „Was willst du von mir?" fragte sie mit bebender Stimme. „Von dir gar nichts", antwortete er. „Ich warte nur, bis der General zurückkommt. Dann rechne ich mit ihm ab."
„Du willst mit ihm abrechnen?" schrie sie, und dann lachte sie laut. „Was bist du doch für ein Idiot! Du hast das ganze Elend über uns gebracht. Dir haben wir zu verdanken, daß Parais untergegangen ist. Du hast keinen Grund, dich an irgend jemandem zu rächen, denn nur du allein bist schuld. Wir hätten Grund, dich an den nächsten Baum zu hängen."
„Das sehe ich anders", entgegnete er kühl. „Und der General wird es spüren."
Er stand auf und packte sie mit beiden Händen. „Wo ist der General?" herrschte er sie an. „Im Rusuma-System", antwortete sie zögernd. „Ich habe gehört, wie er mit den Raumfahrern darüber sprach. Er dachte, daß ich noch schlafe, aber ich bin aufgestanden und habe gelauscht."
„Und was will er im Rusuma-System?" Er schüttelte sie. „Laß dir doch nicht alles aus der Nase ziehen."
„Ich sage überhaupt nichts mehr", erwiderte sie trotzig.
Sie wollte ihn zurückstoßen, doch er hielt sie fest. Wie Stahlklammern umspannten seine dürren Finger ihre Arme. Sie hätte nicht gedacht, daß er über so viel Kraft verfügte. „Du tust mir weh", stöhnte sie. „Das ist sofort vorbei, wenn du mir sagst, was der General vorhat."
„Es geht um einen Beutezug. Der General will den Springern Güter abknöpfen."
Shohank lachte wild. „Das ist doch nicht alles! Was noch?"
„Ich weiß es nicht", erklärte sie. „Wirklich nicht."
„Das kann nicht alles sein. Was hat er noch gesagt?"
„Ich weiß nur, daß er von den Friedensstiftern gesprochen hat", erinnerte sie sich. „Sie sollen im Rusuma-System sein."
Shohank ließ sie los und stieß sie aufs Bett. „Na also!" lobte er sie. „Ich wußte doch, daß mehr dahinter steckt."
Er setzte sich zu ihr und blickte sie mit beiden Mündern grinsend an. Sein Gesicht verzog sich dabei zu einer scheußlichen Fratze. „Ich verstehe dich nicht", stammelte sie entsetzt. Sie fürchtete, daß er sich auf sie stürzen würde. „Weil du zwar hübsch, aber ein Dummkopf bist." Er setzte sich neben sie aufs Bett und vergrub sein Gesicht in den Händen. „Begreifst du denn nicht? Er will einen Zellaktivator. Er will einem Friedensstifter den Zellaktivator abnehmen, um damit sein Leben zu retten. Aber vielleicht bringt er dir auch einen mit."
Er sprang auf, und jetzt wirkte sein Gesicht wie eine Totenmaske.
Keinerlei Leben schien in ihm zu sein. „Aber er soll sich getäuscht haben", sagte er leise. „Er wird den Zellaktivator nicht lange tragen, denn ich werde ihn an mich nehmen und damit verschwinden!"
„Das würdest du wirklich tun?"
„Es wird mir ein Vergnügen sein!"
*
„Mich beschäftigt eine Frage", sagte Dorina Vaccer, während sie zusammen mit der Flotte der Piraten durch den Weltraum rasten. Sie blickte Rhodan an, und es schien so, als nehme sie ihn zum erstenmal bewußt wahr. „Warum hat Monos den Ausschuß, den die cantarischen Klon-Fabriken produziert haben, nicht einfach beseitigt? Er war doch sonst alles andere als zimperlich. Warum hat er sich die Mühe gemacht, Mißgeburten wie diese Piraten auf weit entlegene Welten zu transportieren, damit sie dort ihre jammervolle Existenz in Ruhe und Frieden zu Ende leben können?"
„Das ist etwas, über das ich auch schon häufig nachgedacht habe", entgegnete er. „Wir können nur Vermutungen anstellen.
Wahrscheinlich sollte der Gen-Müll bei einer drohenden Niederlage von Monos als letzte Reserve dienen, die man ohne Rücksicht auf Verluste in die Schlacht werfen kann."
Rhodan beugte sich vor. „Es wäre eine wichtige Aufgabe für die Friedensstifter, sich um die Monkin zu kümmern", fügte er geradezu beschwörend hinzu.
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