1554 - Kinder des Monos
„Diese bedauernswerten Geschöpfe brauchen Hilfe."
„Das ist eine Anregung, über die ich nachdenken werde", versprach Dorina Vaccer.
Auf den Bildschirmen war zu erkennen, daß sie ein Sonnensystem mit mehreren Planeten erreicht hatten. Sie näherten sich einer wüstenartigen Welt, die sich gelblichbraun von dem schwarzen Hintergrund des Weltraums abhob. So gut wie keine Wolken verwehrten den Blick auf diese Welt. „Kannst du mir sagen, was das für ein Sonnensystem ist?" fragte Rhodan. „Es ist das Plaun-System", erwiderte die Syntronik, ohne zu zögern. „Wir werden auf Skiagatan, dem fünften Planeten, landen."
Sie behielt recht. Schon wenig später ging die Flotte der Piratenschiffe in den Orbit um den Planeten, umkreiste ihn einmal und setzte dann zur Landung an. Die PALLU schleppte das Beiboot mit. Sie senkte sich mit ihm auf eine von Schotter überdeckte Ebene am Rand einer großen Schlucht herab. Rhodan fiel auf, daß die Reste von gewaltigen Pflanzen an den Hängen der Schlucht herabhingen. „Ich setze mich jetzt ab", sagte er zu der Friedensstifterin. „Wir sehen uns später wieder."
Sie zuckte mit den Schultern. Offenbar legte sie keinen großen Wert darauf, ihn nach einer Trennung noch einmal zu sehen. In ihrer Überzeugung, alle anstehenden Probleme kraft ihrer besonderen Begabung lösen zu können, übersah sie die ihr drohenden Gefahren.
Rhodan verließ die Zentrale und begab sich in den hinteren Teil des Beiboots. Hier gab es keine Schleuse, jedoch einige Luken, die einen schnellen Zugang zum Antrieb ermöglichen sollten. Er öffnete eine von ihnen, schob sich hinaus, schloß die Luke von außen und sprang ab, als er noch etwa hundert Meter über dem Boden war. Mit Hilfe der Antigravs seines SERUNS glitt er schnell zur Schlucht hinüber. Er verbarg sich hinter einigen Lappen der vertrockneten Pflanze. Von hier aus beobachtete er die Raumschiffe der Monkin.
Die Schotte der PALLU öffneten sich noch nicht, doch aus den anderen Raumschiffen kamen viele Todgeweihte hervor und schwärmten aus. Seine Flucht war bemerkt worden, und jetzt suchten sie ihn. Er wollte sich keiner unnötigen Gefahr aussetzen, löste sich aus seinem Versteck und schwebte an den nahezu senkrecht abfallenden Wänden der Schlucht entlang, bis er ein Versteck fand, in dem man ihn aller Voraussicht nach nicht so bald entdecken würde. Er schob sich hinein und blickte aus seiner Deckung heraus in die Schlucht hinab, in der eine große Zahl von Häusern errichtet worden war.
Die Schlucht bot einen eigenartigen Eindruck. Überall waren Plantagen mit ausgedehnten Feldern angelegt worden, doch keine von ihnen war intakt. Die angebauten Pflanzen waren allesamt verdorrt. Braun und schlaff lagen ihre Blätter auf dem Boden. Der durch die Schlucht ziehende Wind wirbelte Sand auf und trug ihn von den Feldern, die nicht mehr Kraft hatten, ihn zu halten.
Die Häuser boten einen erbärmlichen Anblick. Die meisten von ihnen waren primitiv und sahen aus, als seien sie aus Wrackteilen von Raumschiffen zusammengebaut worden. Nur wenige bestanden aus gebrannten Lehmziegeln. Sie waren es, die noch den besten Eindruck von allen machten.
Aber nicht nur das Erscheinungsbild der Siedlung erschütterte Rhodan, es waren auch die vielen Toten, die neben den Häusern und auf den Feldern lagen, ohne daß sich jemand um sie kümmerte. Es waren alles Todgeweihte, und sie entstammten den verschiedensten Völkern. Es waren Monkin, die von Topsidern abstammten, von Blues, von Akonen, von Aras, von Terranern, von Arkoniden oder anderen.
Rhodan konnte sich zusammenreimen, was geschehen war. Die schlaff von den Wänden der Schlucht herabhängenden Blätter der Riesenpflanzen machten deutlich, was das Verhängnis ausgelöst hatte.
Es war eine überaus ärmliche Welt, in der er sich befand, und doch, als sie vor wenigen Tagen noch intakt gewesen war, mochte sie ihren Bewohnern wie ein Paradies erschienen sein - im Vergleich zu der wüstenartigen Welt außerhalb der Schlucht.
Rhodan beobachtete, wie eine Reihe von Gleitern von den gelandeten Raumschiffen her kam und zum Eingang der Schlucht hinunter flog. Dort stand das größte Gebäude der Siedlung. Es war teilweise aus Lehmziegeln erbaut und bestand zu anderen Teilen aus den verrosteten Fragmenten von Raumschiffen. Er vermutete, daß es der Sitz des Generals war. Der Regierungspalast.
Er war sicher, daß der General Dorina Vaccer dorthin bringen ließ, und er begann, nach Wegen zu suchen, auf denen
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