1555 - Saladins grausamer Klon
möchte dich fragen, wie dir mein Klon gefällt.«
Bisher war das Gespräch nur so dahingeplätschert, doch die letzte Frage hatte nicht nur auf Glenda wie ein kalter Wasserguss gewirkt, auch ich war plötzlich hellwach.
Er hatte von einem Klon gesprochen. Auf die Idee war ich noch gar nicht gekommen. Zwar sah dieser Klon nicht genauso aus wie sein Ebenbild, aber eine gewisse Ähnlichkeit war ihm nicht abzusprechen.
Ich spürte, wie es mir kalt den Rücken hinäblief und meine Haut dabei allmählich vereiste.
Glenda schaute mich an. Sie war blass geworden, denn auch sie ahnte, was das bedeuten konnte.
»He, du sagst ja nichts mehr.«
»Ich denke nur nach.«
»Und dir gefällt nicht, was ich sagte - oder?«
»Es kommt darauf an.«
»Klar, das kommt es, Glenda. Und es ist kein Bluff. Ich habe dir einen Klon geschickt, der etwas ganz Besonderes und was ganz Großes ist. Er ist ein Kind der Zukunft, und ich habe es geschafft, ihn schon jetzt entstehen zu lassen. Was sagst du dazu?«
»Weiß ich nicht«, flüsterte sie.
»Ich höre, dass du beeindruckt bist.«
»Ja, das kann ich nicht abstreiten. Aber ich möchte gern wissen, ob dein Klone mehr kann als du.«
»Wie kommst du darauf?«
»Dein Ableger ging durch die Fensterscheibe, und sie zerbrach dabei nicht. Das ist schon ungewöhnlich. Daraus kann man folgern, dass dein Klon nicht aus Fleisch und Blut besteht.«
»Könnte man so sagen.«
»Was ist er dann?«
Wieder hallte sein Lachen durch den Raum. »Er besteht aus einem Material, das du hier auf der Welt vergebens suchst. Ich verspreche dir, dass du noch deinen Spaß mit ihm haben wirst.«
»Und du willst noch weitere Klone herstellen?«
»Hm - vielleicht habe ich das schon. Du solltest dich überraschen lassen. Ich kann dir nur eines sagen: Sie werden dir von nun an im Nacken sitzen. Du kannst ihnen nicht mehr entrinnen. Du musst nur daran denken, was in deinen Adern fließt. Es ist das Serum, das auch ich in mir habe. Deshalb gehören wir zusammen. Ich, mein Klon und du. Wir bilden so etwas wie ein Dreieck, weil wir auf der Welt einmalig sind. Noch mal - ich habe ihn geschaffen, und ich habe ihn dir geschickt: Er wird jetzt stets in deiner Nähe sein…«
Glenda wollte etwas sagen, doch dazu ließ Saladin sie nicht mehr kommen. Er hatte das Gespräch unterbrochen.
Glenda stand auf ihrem Platz wie jemand, der alle Hoffnung verloren hatte. Sie schüttelte den Kopf, sie versuchte auch, etwas zu sagen, aber kein Wort kam über ihre Lippen. Es war gut, dass ein Sessel in der Nähe stand, in den sie sich fallen lassen konnte.
»Sag was, John«, flüsterte sie.
»Im Moment bin ich überfragt.«
»Das kann ich mir denken, denn ich bin es auch. Mit einer derartigen Botschaft habe ich nicht gerechnet. Jetzt stecke ich in der Klemme.« Fast verzweifelt schaute sie mich an, und sie tat, mir wirklich leid.
»Er hat tatsächlich so etwas wie einen Klon erschaffen. Die Gestalt gleicht ihm zwar nicht völlig, doch eine Ähnlichkeit ist vorhanden. Da hast du schon richtig gelegen.«
»Aber was können wir tun? Glaubst du daran, dass er uns auf den Fersen bleiben wird?«
»Uns nicht, dir.«
Sie lachte auf. »Aha, dann soll ich mich also allein mit dem Klon beschäftigen?«
»Das habe ich nicht gesagt. Ich bleibe natürlich an deiner Seite.«
Es war nicht einfach, einen klaren Gedanken zu fassen. In meinem Kopf drehte sich alles. Es war etwas völlig Neues eingetreten. Wir hatten es hier nicht mit einem Dämon oder einem anderen Höllenboten zu tun, hier war etwas geschaffen worden, das uns mehr als gefährlich werden konnte.
Nur nicht auf dem normalen Weg. Dieser Klon hatte nichts mit Gentechnik zu tun, sondern mehr mit Magie.
Glenda, die sehr blass geworden war, stand auf und sagte: »Ich brauche auf den Schreck was zu trinken. Du auch?«
»Einen kleinen Whisky.«
»Okay.«
Sie gönnte mir und sich den Schluck. Unsere Gläser stießen zusammen. Wir tranken, und das kam besonders bei Glenda selten vor. Zumindest brachte der Alkohol etwas Farbe zurück in ihr Gesicht. Sie vertauschte den Sitzplatz mit der Sessellehne und schaute durch die breite Scheibe in die Dunkelheit.
»Etwas muss uns einfallen, John«, murmelte sie. »Ich will nicht am Gängelband des Hypnotiseurs laufen. Anscheinend gibt er sich mit seiner Gabe nicht mehr zufrieden. Er will wohl einen noch größeren Kick haben, und den gönne ich ihm nicht. Ich frage mich auch, was er als Nächstes vorhat.«
»Stimmt. Also müssen wir an
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