Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1555 - Saladins grausamer Klon

1555 - Saladins grausamer Klon

Titel: 1555 - Saladins grausamer Klon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Ich wusste, dass sie versuchte, mit dem Klon Kontakt aufzunehmen.
    Übergangslos und ohne Vorwarnung bewegte er sich. Aber nicht zuckend oder starr, er ging schon geschmeidig nach vorn, und er kannte nur ein Ziel.
    Glenda schaute ihm entgegen. Sie lächelte nicht. Ihr Gesicht blieb gespannt. Sie durfte nichts von ihrer Konzentration verlieren.
    Es war allerdings auch möglich, dass der Klon überhaupt nicht auf Glenda reagierte und er nur seinen vorgeschriebenen Weg gehen wollte. Er ließ sich von nichts stören, er ging vorwärts, er schwebte und gab dabei kein Geräusch von sich. Er legte den Weg recht schnell zurück, und er hätte jetzt nur den Arm auszustrecken brauchen, um Glenda zu berühren.
    Ich konnte mir vorstellen, dass sie nur darauf wartete, um dann ihre Kräfte einzusetzen, aber sie hätte sich auch um mich kümmern müssen, um mich mit auf die Reise zu nehmen, wohin auch immer.
    Sie tat es nicht.
    Und der Klon ging weiter. Er verkürzte die Entfernung um mehr als die Hälfte.
    Dann war er da, das heißt, er stand so dicht vor Glenda, dass sie sich fast berührten.
    Ich hielt den Atem an. Ich wollte eingreifen und ihr zumindest klarmachen, dass die Reise gleich beginnen würde, doch das konnte ich mir sparen. Glenda schien sich noch nicht wegbeamen zu wollen. Und weil dies so war, blieb auch ich auf meinem Platz stehen.
    Unwahrscheinlich. Unglaublich. Alles, was ich mir vorgestellt hatte, stimmte plötzlich nicht mehr, weil etwas kaum Fassbares geschah. Der Klon eroberte Glenda Perkins und nicht umgekehrt. Seine Gestalt erfasste sie und gab ihr einen neuen Rahmen, Wie ein dünnes Etui umgab der Klon ihren Körper.
    Ich war so geschockt, dass ich nicht eingriff. Außerdem wusste ich nicht, was ich hätte unternehmen sollen. Es lag allein in Glendas Macht, denn sie musste eine Gegenwehr aufbauen.
    Das tat sie nicht!
    Sie wehrte sich nicht. Sie stand auf der Stelle, sie schien noch mehr erstarrt zu sein, und um ihren Körper herum wurde das grünliche Flimmern immer stärker.
    Ich konnte nur den Kopf schütteln und wusste nicht, was ich tun sollte.
    Glenda bewegte sich nicht. Sie nahm alles hin. Keinen Ansatz einer Gegenwehr war zu erkennen.
    War die andere Seite so stark?
    Wahrscheinlich. Es gab keine andere Erklärung. Glenda wollte sich nicht wehren.
    Sie gab sich kampflos hin, und ich stellte mit Erstaunen fest, dass sie sich dabei nicht mal unwohl zu fühlen schien.
    Sekunden verstrichen, und ich musste erleben, dass der Klon nicht mehr zu sehen war. Er war voll und ganz in Glendas Gestalt eingedrungen und in ihr verschwunden. Wie man es auch drehte und wendete, es war einfach so. Es gab nur noch Glenda.
    Ich starrte sie noch immer an. Ich wollte mit ihr sprechen, sie etwas fragen, aber mir gelang es ein paar Sekunden lang nicht, auch nur ein Wort hervorzubringen.
    »Glenda…«, flüsterte ich schließlich. Ich erkannte die eigene Stimme kaum wieder.
    Sie reagierte nicht, deshalb rief ich ihren Namen lauter. Ich wollte, dass sie reagierte. Ich musste wissen, was mit ihr los war.
    Diesmal reagierte sie. Aber sie gab mir keine Antwort. Sie hob nur in einer unendlich langsamen Bewegung den rechten Arm und fuhr mit der Handfläche durch ihr Gesicht. So handeln Menschen, wenn sie gedanklich weggetreten sind und erst allmählich in die Realität zurückkehrten.
    Ich rief erneut ihren Namen, und diesmal drehte sie den Kopf und schaute mich an.
    Vorhin war die Dunkelheit ein Vorteil für mich gewesen. Jetzt nicht mehr, da sich die Konturen des geheimnisvollen Klons nicht mehr vor dem Hintergrund abmalten.
    Wir standen im Düstern, und es gefiel mir nicht, dass ich Glenda nur so schwach sah.
    »Kannst du mich verstehen?«
    Sie nickte.
    Mir fiel der erste Stein vom Herzen, aber beruhigt war ich nicht, denn wir standen erst am Beginn, das wusste ich genau. So sehr Glenda Perkins mir auch vertraut war, in diesem Moment erinnerte sie mich schon an eine Fremde.
    »Kannst du dich normal mit mir unterhalten?«
    Ihre glatte Stirn legte sich in Falten. Sie schien nachzudenken. Ich fürchtete bereits, keine Antwort mehr zu erhalten, als sie mir eine Frage stellte.
    »Was willst du wissen?«
    Gut! Sie konnte reden. Ich lächelte und stellte eine schlichte Gegenfrage.
    »Wie geht es dir denn?«
    »Wieso? Warum sollte…« Glenda schüttelte den Kopf. Dann fragte sie: »Findest du nicht, dass es hier zu dunkel ist?«
    »Ja, wenn du meinst.«
    »Das will ich nicht. Ich – ich – warum soll ich hier im Dunkeln stehen und

Weitere Kostenlose Bücher