1556 - Mongolen-Tod
Lebensmittel stehen dort. Vergiss nicht, dass wir hier Selbstversorgung haben.«
»Schon klar.«
»Willst du da runter?«
Suko winkte ab. »Nein, aber ich denke darüber nach, ob ich John informieren soll.«
»Deine Sache.«
Es wurde wieder still zwischen den beiden Männern. Die Tür hinter ihnen an der Rezeption stand offen. Ungesehen konnte keine Person in der Halle erscheinen. Sie hatten alles im Blick. Auch die beiden Lifttüren. Hinter einer Scheibe wurde es hell.
Ein Zeichen, dass die Kabine das Erdgeschoss erreicht hatte.
Suko glaubte nicht, dass John den Rest der Strecke mit dem Lift gefahren war. Die paar Stufen konnte er locker zu Fuß zurücklegen.
»Da ist jemand.« Auch Raiser hatte es jetzt gesehen und wurde sofort von Suko zurückgedrängt.
»Geh in Deckung! Duck dich!«
Raiser tat es zum rechten Zeitpunkt, denn die Tür war so weit offen, dass jemand über die Schwelle treten konnte.
Es war nicht nur eine Person, zwei kamen.
Aber eine war Sarina. Sie hatte sich eine Geisel geholt.
Vom Aussehen her eine Japanerin, die Hot Pants trug und ein Nichts von Oberteil.
Ein Arm hielt ihren Körper umschlungen. Der zweite Arm war angewinkelt, und die Hand hielt ein Messer, dessen Spitze die dünne Haut an der Kehle der Frau berührte und dort bereits eine Schnittwunde hinterlassen hatte, aus der ein dünner Blutfaden rann.
Es war ein böser Albtraum, den Suko und Raiser erlebten.
Raiser hatte es hinter der Theke nicht mehr ausgehalten und hatte sich wieder erhoben.
Er brachte kein Wort hervor, und darüber war Suko froh. So konnte er die Verhandlungen führen, falls Sarina dies zuließ.
Suko hob beide Arme an, um anzudeuten, dass er nicht vorhatte, sich auf einen Kampf einzulassen. Er wartete darauf, dass Sarina ihre Geisel mehr auf ihn zuschieben würde. Eine kürzere Distanz hätte ihm die Chance verschafft Buddhas Stab einzusetzen. Aber Sarina blieb kurz vor der Lifttür stehen.
Suko ging auf die beiden zu. Die Arme ließ er oben, Sarina sollte sehen, dass seine Absichten friedlich waren. Bereits nach zwei Schritten wurde er von ihrer Stimme gestoppt.
»Geh nicht mehr weiter! Bleib, wo du bist!«
»Okay. Du hältst die Trümpfe in der Hand.«
»Stimmt!« Sie hatte eine dunkle Stimme, die vom Timbre her auch einem Mann hätte gehören können. »Und jetzt?«
Sarina öffnete ihren Mund, sagte aber nichts.
Suko stellte fest, dass sie ebenso aussah wie auf dem Film. Ihre Haut zeigte ein dunkles Grau. Das lange schwarze Haar hing in Fransen auf ihre Schultern. Das Gesicht hätte man als schön bezeichnen können, wenn es wie in diesem Fall nicht eine nahezu brutale Härte gezeigt hätte.
Die Farbe der Augen erkannte Suko nicht. Aber er glaubte, dass sie sich der Haut angeglichen hatte. Hohe Stiefel bis über die Waden, eine enge Hose, eine Weste als Oberteil. So konnte sie sich wunderbar bewegen und wurde nicht von einer Kleidung behindert.
Der Bogen hing über ihrer linken Schulter. Die Pfeile im Köcher auf ihrem Rücken ragten über der rechten Schulter empor, und für einen Moment wurde Suko an seine Partnerin Shao erinnert, wenn sie als Phantom der Nacht erschien, um das Böse zu bekämpfen. Sarina jedoch war darauf aus, ihre Rache durchzuziehen, und nahm dabei auch in Kauf, dass Unschuldige getötet wurden.
»Was willst du?«, fragte Suko.
»Ihn!« Sie musste Raisers Namen nicht erst aussprechen.
Suko warf einen knappen Blick über die Schulter zurück. Er sah Raiser hinter der Theke stehen. Seine Hände lagen starr auf der Platte. Überhaupt war seine ganze Gestalt in eine Starre gefallen, und er konnte nicht mal atmen.
»Ich warte nicht gern!« Suko sprach für Raiser. »Was soll er tun?«
»Einfach herkommen.«
»Und was ist mit deiner Geisel?«
»Es liegt an ihm, ob ich ihr die Kehle durchschneide oder nicht.«
»Was geschieht dann?« Sarina lachte rau. »Ich habe einen Pakt mit den Göttern geschlossen. Sie haben mir erlaubt, diesen Weg zu gehen. All die Toten müssen gerächt werden, erst dann haben ihre Seelen Ruhe. Ich habe die Gottheiten angefleht, und sie haben mich erhört. Sie haben mich stark gemacht. Ich bin durch ein heiliges Feuer gestärkt worden, und mit Feuer und meinen Pfeilen ziehe ich meine Rache durch. Es gibt keinen anderen Weg. Einen nach dem anderen hole ich mir. Und jetzt ist er an der Reihe. Seine beiden Knechte sind bereits tot.«
Suko blieb auch weiterhin ruhig. »Du hast gehört, was sie gesagt hat, Raiser?«
»Ja, verdammt!«
»Dann richte
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