1557 - Die Blutbraut aus Atlantis
freuen, dass uns noch dieses Haus geblieben ist.«
»Du sagst es.« Er ging zum Fester und schaute in den mit altem Steinpflaster bedeckten Hinterhof, in dem kleine Gartenmöbel standen, die von der blassen Sonne beschienen wurden. Gras wuchs hier nicht. Auch nach Sträuchern oder Bäumen hielt man vergebens Ausschau. Dafür konnte er durch eine Lücke bis zur Kirche hin schauen, deren heller Glockenturm auffiel.
»Du - ich meine, es ist doch nicht alles, was du mir zu sagen hast, Kosta?«
Er drehte sich nicht um. »Wieso?«
»Das spüre ich. Wir kennen uns lange genug.«
Jetzt drehte er sich um. Auch weil er ihre Schritte hörte.
Rebecca kam auf ihn zu. Sie trug ein weißes Sweatshirt zu einer roten Hose aus Popeline.
Sie nahm seine Hände. »Bitte, sag es mir.«
»Ja, da war noch etwas.«
»Und?«
»Glaubst du an Vampire? Ich meine, glaubst du daran, dass es weibliche Blutsauger gibt?«
Rebecca sagte erst mal nichts. Sie starrte ihren Freund nur an, ließ sich das Gesagte durch den Kopf gehen und flüsterte dann: »Wie kommst du darauf, mich so etwas zu fragen?«
»Weil es sehr wichtig ist.«
»Gut, dann sage ich dir, dass ich Vampire aus vielen Geschichten her kenne. In meiner Heimat sind sie sehr präsent. Wie auch die Hexen, die bei uns Banshees heißen.«
»Damit hat meine Entdeckung nichts zu tun.«
»Womit dann?«
Kosta schaute seiner Freundin direkt in die Augen. »Ich weiß jetzt, dass es Vampire gibt.«
Er hatte gedacht, dass dieser Satz bei ihr einschlagen würde wie eine Bombe. Doch das war nicht der Fall. Sie schüttelte nur leicht den Kopf und lächelte sogar.
»Und woher weißt du das?«
»Ich habe eine Vampirin gesehen. Sie hatte rotes Haar und war einfach nur nackt und schaurig.« Er strich über seinen Körper. »Ihre Haut war vom Kopf bis zu den Füßen grau. So etwas habe ich noch nicht gesehen, das gibt es bestimmt auch kein zweites Mal.«
Rebecca schwieg. Sie holte durch beide Nasenlöcher Luft, sammelte ihre Gedanken und fragte dann: »Wo hast du sie denn gesehen? Hier in der Nähe?«
»Nicht weit von unserer zerstörten Hütte entfernt.«
»Und da war sie einfach so?«
»Nein.«
Rebecca ballte die Hände. Sie war eine sehr temperamentvolle Person.
»Nun rede doch endlich und lass dir nicht jedes einzelne Wort aus der Nase ziehen. Was genau ist passiert?«
»Mich traf zudem noch die Schuld daran.«
»An was?«
»Ich habe sie befreit«, flüsterte er, und Rebecca schaute in Augen mit einem leeren Blick.
»Wen befreit?«
»Eine uralte Vampirin.«
Das war kein Scherz mehr. Das begriff Rebecca in diesem Augenblick. Ihr Freund hatte so verdammt ernst gesprochen, und sie sah auch deutlich die Angst in seinen Augen. Er stand kurz davor, die Fassung zu verlieren. Sie wusste, dass es jetzt an ihr war, etwas zu unternehmen, und so fasste sie seine Hand und führte ihn zu einem Sessel, in den sie ihn drückte.
»Jetzt erzähl mal der Reihe nach, was es da gegeben hat. Bisher sind deine Worte nur ein großes Durcheinander für mich.«
»Ich weiß, Rebecca. Es ist nicht zu fassen. Es ist grausam, aber es ist die Wahrheit.«
Sie wollte nicht fragen, wie die Wahrheit genau aussah. Sie wartete ab, bis sich ihr Freund erholt hatte und so weit war, dass er normal sprechen konnte.
Was Rebecca dann zu hören bekam, das hätte sie sich in ihren schlimmsten Träumen nicht vorzustellen gewagt. Es war eine reine Horrorgeschichte. Da öffnete ein Mensch einen alten Steinsarg und entdeckte einen Inhalt, der in jeden Gruselfilm gepasst hätte.
Eine Frau, die uralt war. Die Blut trinken wollte, darauf deuteten ihre beiden langen spitzen Eckzähne hin. Also eine Vampirin, die eine wahnsinnig lange Zeit in dem Steinsarg überstanden hatte.
Sie wollte fragen, wie es dazu gekommen war, aber das ließ ihr Freund nicht zu. Er hatte ihr noch mehr zu erzählen, und dabei sprudelte es nur so aus ihm hervor.
So erfuhr Rebecca von einer ungewöhnlichen Gestalt. Von einem kleinen Menschen, der sich Myxin nannte und sich als Magier bezeichnet hatte.
»Das wird ja immer fantastischer, Kosta. Und woher ist dieser Myxin gekommen?«
»Auch er hat Atlantis überlebt.«
Sie schüttelte ihre halb gespreizten Hände. »Moment mal. Wie hat er überlebt?«
»Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er ebenfalls schon seit langer Zeit existiert. Atlantis, mehr kann ich dazu nicht sagen. Er behauptete, aus Atlantis zu stammen, und er kennt die Vampirin, und sie kennt ihn. Mehr kann ich dazu nicht
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