1558 - Im Griff der Hölle
Fuß aufsetzte. Er schritt völlig normal die Stufen hinab, wenn auch ein wenig langsam, aber er ließ die Treppe hinter sich, ohne einmal zu stolpern, und hielt vor der ersten Stufe an.
Wir hüteten uns davor, auch nur ein Wort zu sagen. Selbst den Atem hielten wir an.
Was würde der Küster unternehmen? Das Haus verlassen? Oder erst nach uns suchen?
Nachdem er die ersten Schritte hinter sich gebracht hatte, waren wir immer noch nicht schlauer. Er schien sich ziellos zu bewegen. Auf die Haustür jedenfalls ging er nicht zu. Er schaute auch nicht unter der Treppe nach und drehte sich nach rechts, um seinen Weg in die Richtung fortzusetzen.
Bald verschwand er aus unserem Blickfeld. Nur seine Schritte waren noch zu hören.
Auch die verstummten jedoch bald, als er sein Ziel erreicht hatte. Jedenfalls hörten wir nichts mehr von ihm.
Alvarez hatte die Hölle gesehen. Stellte sich die Frage, ob es dem Küster auch so ergehen würde. Wir vernahmen auch weiterhin nichts von ihm, aber wir hörten nach wenigen Sekunden seine Stimme, denn er fing an zu sprechen.
Leider waren seine Worte nur geflüstert, sodass wir nicht in der Lage waren, etwas zu verstehen. Ich verspürte in diesen Momenten eine Gänsehaut, denn mir war eine Idee gekommen. Es war durchaus möglich, dass der Küster vor dem Bild angehalten hatte, um mit dem Motiv Kontakt aufzunehmen und damit jemandem zu erklären, dass er dazugehörte. Ich wollte unbedingt wissen, welche Worte er sagte.
Ich nickte Sean Kilrain kurz zu, dann wandte ich mich von ihm weg. Ich musste sehr leise sein und versuchte sogar, ein Rascheln meiner Kleidung zu vermeiden.
Es dauerte nicht lange, da schaute ich auf den Rücken des Küsters. Es war das eingetroffen, was ich mir vorgestellt hatte. Er stand vor dem Bild und starrte es an.
Es schien ihm Kraft zu geben. Eine Weltkugel, die von einer mächtigen Klaue im festen Griff gehalten wurde. Es war ein Sinnbild dafür, dass sich der Teufel auf der Siegerstraße befand.
Zwar waren seine Arme gebrochen, doch der Küster hielt sie trotzdem ausgestreckt und hatte die Hände gegen den Bilderrahmen gelegt, als wollte er sich daran festklammern und das Bild nie mehr loslassen.
Aus seinem Mund drangen Worte, die ich nicht verstand. Sie waren in einer fremden Sprache formuliert worden, und sie erinnerten mich an Beschwörungsformeln.
Da das Bild recht hoch hing, war ich in der Lage, es ebenfalls zu sehen, obwohl der Küster davor stand. Es war die Kugel zu sehen, auch die vier dicken Krallen, die sie hielten. Und ich hatte plötzlich das Gefühl, dass mit dem Bild etwas geschah. Mit einer Bewegung hatte das nichts zu tun. Jedenfalls ging es nicht vom Küster aus. Es gab eine Veränderung, und die war innerhalb des Bildes entstanden.
Glänzte die Weltkugel heller als vorher?
Das konnte durchaus sein. Meinem Gefühl nach war dieser goldene Glanz noch kälter geworden. Man konnte von einem bösen und auch kalten Spiegel sprechen, der allerdings nicht das Bild des Küsters wiedergab.
Ich ging noch näher heran. Das war gut so, denn nun entdeckte ich die nächste Veränderung, für die ich keine normale Erklärung fand. Die gab es wohl auch nicht, denn hier herrschten andere Gesetze.
Dort, wo sich die vier gekrümmten, hornigen Krallen abmalten, war das Bild verändert worden. Die Spitzen der Krallen hatten es an vier Stellen zerstört und etwas zum Vorschein gebracht, was es vor kurzem noch nicht gegeben hatte.
Rote Tropfen.
Blut…
Synonym für das Leben, und nicht nur für Vampire interessant. Schon in Goethes Faust stand geschrieben, dass Blut ein ganz besonderer Saft ist. Das bekam ich hier zu sehen.
Es quoll an vier verschiedenen Stellen aus der Leinwand hervor, und so etwas war normal nicht zu erklären. Dieses Bild stand unter dem Einfluss der Hölle.
Ich hatte mir Ähnliches gedacht. Dass es allerdings so intensiv war, das überraschte mich schon, und ich fühlte mich nicht eben wohl in meiner Haut.
Der Küster hatte mich nicht zur Kenntnis genommen. Er stand auch weiterhin vor dem Bild und sprach mit ihm. Seine Worte waren aber auch weiterhin nicht zu verstehen.
Mir ging es um die Intensität seiner Worte, die sehr stark war. Er gab sich voll und ganz hin, bei ihm hatte der Teufel gewonnen.
Es gehört zu meinem Job, dass ich so etwas nicht zulassen konnte. Mich interessierte weniger Martin Bloom, ich wollte an das Bild heran. Darin steckte die Wurzel allen Übels, und allein sie musste ausgerottet werden.
Auf
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