Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
156 - Auf dem roten Planeten

156 - Auf dem roten Planeten

Titel: 156 - Auf dem roten Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
Vom Netzwerk:
musst doch den Start der BRADBURY im November 2009 mitverfolgt haben. Es war die erste bemannte Expedition zum Mars…«
    »Natürlich habe ich das mitbekommen!« Matt horchte auf: Der Alte da drin schien ihm zu glauben! Beinahe sechs Jahre war er in dieser Zeit unterwegs, die nicht seine Zeit war, aber noch nie hatte ihm jemand auf Anhieb geglaubt, dass er aus der Vergangenheit kam! »Milliarden von Menschen haben das damals an den TV-Geräten verfolgt«, fuhr er fort. »Sie startete aus dem Orbit, nicht von der Erde. Ich kannte kein Besatzungsmitglied persönlich. Was ich über diese Leute weiß, weiß ich aus Zeitungen und Fernsehsendungen. Wir von der Air Force waren etwas sauer damals, weil keiner unserer Leute mit flog. Carter, der einzige US-Bürger an Bord, war ja nur Journalist…«
    Der Junge – wie hieß er gleich? – sah ihn aus großen Augen an. Sein Mund stand leicht offen, manchmal bewegte er die Lippen ein wenig. Als wäre er in Trance.
    »Wir lebten damals das dritte Jahr in Deutschland…«
    »Wir?«, kam es aus der Hütte.
    »Meine Frau Liz und ich. Sie arbeitete als Fotografin für…«
    Er stutzte, sein Gedächtnis ließ ihn im Stich. »… für ein kalifornisches Museum. Ich war auf dem neuen Luftwaffenstützpunkt in Berlin Köpenick stationiert…«
    Es verwirrte ihn, dass ihm der präzise Name von Liz'
    Arbeitgeber nicht mehr einfiel. Das alles war doch erst sechs Jahre her! Oder verwirrte der Junge ihn so sehr? Aquarius sah ihn an, als könnte er in sein Hirn schauen.
    »In Deutschland interessierte man sich natürlich vor allem für die Deutsche an Bord der BRADBURY, wie hieß sie doch gleich…?«
    »Marianne Angelis«, sagte die Stimme aus dem Baumhaus.
    »Marianne, richtig! Ihr Gesicht war eine Zeitlang in allen Blättern und Talkshows zu sehen. Ein ziemlich schönes Gesicht, ich erinnere mich gut an sie…«
    Ein Telepath? Heiß durchzuckte es ihn. Der Junge belauschte seine Gedanken, natürlich!
    Drax bremste seinen Wortschwall. »Kommen wir zum Punkt – was also verschafft mir die Ehre dieses Gesprächs?«
    »Warum trägst du diese Atemmaske?«, wollte der Unsichtbare wissen.
    »Die Luft bei euch ist eine Spur zu dünn für mich, und der Luftdruck ein wenig zu niedrig. Ich muss mich erst daran gewöhnen. Was willst du von mir, Meister der Baumsprecher?«
    »Man spricht den Meister mit ›Erster Baumsprecher‹, ›Weltenwanderer‹ oder einfach mit ›Verehrter‹ an«, mischte Windtänzer sich ein.
    »Okay, okay.«
    »Sie werden dich töten, wenn sie dich finden«, sagte die alte Stimme.
    »Wer wird mich töten?«
    »Der Rat, oder besser: Exekutivkräfte des Rates, vielleicht auch so genannte Wissenschaftler. Durch Einfrieren, oder indem sie dich in dein Raumschiff setzen und einen Kurs in den leeren Raum programmieren. Halte dich an uns, dann werden sie dich nicht finden.«
    Matt Drax zog es vor zu schweigen.
    »Wenn du ein freier Mann sein willst, musst du der Technik, dem Krieg und der Raumfahrt entsagen und die Sprache unserer Mitgeschöpfe lernen. Nur im Einklang mit dem Kosmos und der Natur kann menschliches Leben sich wirklich entfalten und menschlicher Geist eine Welt gestalten, in der es sich lohnt zu leben.«
    »Ich hasse den Krieg, auf Technik werde ich nicht verzichten, und die Raumfahrt brauche ich, weil ich wieder nach Hause will. Über den letzten Punkt lasse ich mit mir reden.«
    »Du läufst Gefahr, den Rest deines Lebens in Gefangenschaft zu verbringen, wenn du unsere Lehren ablehnst.«
    »Versuche mich zu überzeugen, Erster Baumsprecher.«
    »Windtänzer wird das tun.«
    »Was habt ihr gegen mich, dass ihr mir die Freiheit rauben wollt?«
    »Die Vergangenheit kann niemand mehr verändern, Maddrax.« Der Alte senkte die Stimme. Während er sprach bewegten sich die Vorhänge in der Türöffnung. Er schien direkt dahinter zu stehen. »Die Zukunft durchaus, je nachdem, wie man die Gegenwart gestaltet.«
    »Ich verstehe nicht ganz. Eine hypothetische Veränderung der Zukunft setzt die Kenntnis einer hypothetischen Zukunft voraus, sonst macht es keinen Sinn, von Veränderung zu sprechen.«
    »So ist es, Maddrax. Und du bist uns angekündigt, und mit dir Krieg und Blut und Leid. Deswegen wirst du einer von uns, oder du bleibst bis an dein Lebensende ein Gefangener.«
    »Angenommen, ich wäre der, den eure Weissagung angekündigt haben soll, dann wäre es doch sicherer, ihr würdet mich töten.«
    »Richtig. Aber wir töten nicht.«
    »Dann gebt mich dem Rat zurück und

Weitere Kostenlose Bücher