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156 - Auf dem roten Planeten

156 - Auf dem roten Planeten

Titel: 156 - Auf dem roten Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Erdmann absolute Priorität. Dann verstehe ich nicht, wieso Jarro Fachhid sich und uns das Risiko aufbürdet, ihn in einem unerprobten Fahrzeug zu suchen…«
    »Wer spricht denn von einem unerprobten Fahrzeug?« Der jüngere der beiden Männer sah nicht zu ihr zurück, während er redete. »Der Transporter ist serienreif. Nur die Zeit ist noch nicht reif für ihn.«
    Athena Tayle runzelte die Stirn, hakte aber nicht nach. Der Sinn stand ihr nicht nach Gerede. Die Tore zu den Hallen standen offen, und sie konnte ein paar der neuen Fahrzeuge sehen, die dort auf ihre nächste Testfahrt warteten. Einen Amphibienrover erkannte sie, zwei riesige rostrote Wüstentransporter und einige Roboter: einen Bohrbagger, der die Form einer Raupe hatte, und zwei spinnenförmige Arbeitsmaschinen, die in Steinbrüchen und bei Ausgrabungsarbeiten eingesetzt wurden. Mit den Vorgängermodellen solcher intelligenten Geräte waren auch die Erdarbeiten für die Station auf dem Phobos bewältigt worden.
    »Eine Titan-Magnesium-Legierung.« Der Mann, der auch bisher schon das Wort führte, klatschte mit der flachen Hand auf die grünbraune Karosserie. »Extrem geringes Eigengewicht und äußerst widerstandsfähig. Praktisch unzerstörbar.« Er deutete auf Sensoren unter Gitterblenden am unteren Rand der Karosserie. »Ultraschall-Navigation für unwegsames Gelände, sprich: für Waldfahrten und Geröllfelder.«
    Der Mann hieß Tartus Marvin, war mittelgroß, hatte kurze schwarzen Locken – naturschwarz, wie es schien – und eine ausgeprägte, leicht nach vorn gewölbte Mundpartie. Er mochte, wie Athena auch, Ende zwanzig sein. Ein Mann in den besten Jahren nach marsianischen Maßstäben. Er arbeitete als Chefingenieur in der Entwicklung von MOVEGONZ TECHNOLOGY und würde die Mission als technischer Berater begleiten.
    Der andere Mann, der Schweiger, war wesentlich älter, so um die fünfzig Marsjahre, schätzte Athena Tayle. Er war kaum zwei Meter groß, sehr schmal und vollkommen kahl rasiert.
    Kein Haar spross auf seinem Schädel, nicht einmal Brauen hatte er. Große hellblaue Augen dominierten sein knochiges, aber keineswegs altes Gesicht. Er hieß Barcon Petero und galt als erfahrenster Testfahrer des Werkes. Er sollte den Transporter steuern.
    Beide Männer waren eingeweiht, und beide gehörten selbstverständlich zum Hause Gonzales; Tartus durch Geburt, Barcon durch Adoption. In den letzten Jahren war die Werksleitung vermehrt dazu übergegangen, Mitglieder des eigenen Hauses bei der Einstellung zu bevorzugen. Für die mittlere und obere Führungsebene galt das schon seit zwei Generationen. Seit Jarro Fachhid Gonzales das neue Stammwerk in Phönix hatte bauen lassen.
    »Rodungslaser, falls es mal gar nicht mehr geht.« Tartus Marvin deutete auf zwei parallele Ausbuchtungen im Bugbereich.
    »Neuronenblocker-Geschütze als Defensivbewaffnung. Für den Notfall habe ich einen Flammenwerfer einbauen lassen.«
    »Sehr gut«, sagte Athena Tayle. Sie schritt um den Transporter herum. Kein schönes Gerät, wenn man es als Ästhet betrachtete; irgendwie klobig und unförmig in den Proportionen. Auf der Erde hätte man es zu früheren Zeiten wohl eher als Panzer bezeichnet. Die Kettenschuhe, vier Paare, waren breit, zugleich aber auch sehr niedrig. Der Transporter war fünf Meter hoch und hatte eine eigenwillige Form. Im Querschnitt ähnelte er ein wenig einem Pilz; oder noch treffender: einem altertümlichen Schlüsselloch. Mit anderen Worten: Der Nutz- und Passagierraum erhob sich zunächst auf einer Breite von zwei Metern sechzig aus der Mitte einer vier Meter durchmessenden Basis über den Kettenschuhen und verbreiterte sich ab einer Höhe von zwei Metern zwanzig auf vier Meter zu einer Art Kuppel, die an ihrem höchsten Punkt zwei Meter zehn hoch war.
    »Überzeugt Sie nicht, unser Waldläufer, was?« Tartus Marvin war ihr gefolgt. Jetzt grinste er sie von der Seite an.
    »Stimmt schon – sieht ziemlich witzig aus, wenn man's zum ersten Mal sieht. Macht aber Sinn, ehrlich…«
    Er und Barcon Petero stiegen auf den siebzig Zentimeter breiten Sims über den Kettenschuhen und öffneten handgroße Boxen in Brusthöhe der Außenwand. Tartus Marvin zog einen Gurt heraus und schlang ihn sich um Hüften und Schultern, Barcon griff nach Haltbügeln im Inneren der Box.
    »Auf jeder Seite elf Stehplätze«, sagte Tartus Marvin.
    »Wozu Stehplätze?« wunderte sich Athena Tayle.
    »Außenarbeiten.« Der Chefingenieur grinste. »Im Wald gibt's öfter mal

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