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156 - In den Katakomben von St. George

156 - In den Katakomben von St. George

Titel: 156 - In den Katakomben von St. George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Textstellen waren mit Rotstift unterstrichen. Shelley las: Der Kristall lebt beziehungsweise es befindet sich Leben in ihm… Nicht jeder darf den Kristall ungestraft berühren… Der Kristall trifft die Wahl, er entscheidet, wem er gehören möchte, wer ihn fortholen darf. Alle anderen bezahlen dieses Vorhaben früher oder später mit dem Leben.
    Shelley klappte das Buch zu und legte es wieder genau an seinen Platz zurück. Nervös richtete sie ihren Blick auf den Kristall. Befand sich tatsächlich Leben in ihm? Sie konnte keines wahrnehmen.
    Aber dieses geheimnisvolle Leben schien Einfluß auf ihren Vater genommen zu haben.
    Man sprach von einem Ungeheuer, das Lindsay Wells und Ida Jewison ermordet hatte. Ein Monster mit Kristallaugen, mumifiziert, mit tödlichen Krebsscheren. Konnte das wahr sein? Befand sich ein solches Scheusal im Kristall?
    Shelley fuhr sich ratlos über das kurze blonde Haar.
    Sie öffnete die Schreibtischladen und fand die Fotos, die ihr Vater in der Himalayahöhle von den grauenerregenden Wandmalereien gemacht hatte.
    Als sie auf einem Bild ein Monster entdeckte, das haargenau aussah wie jenes, das angeblich Lindsay und Ida umgebracht hatte, preßte es ihr den Brustkorb zusammen.
    »O mein Gott!« stieß sie aufgewühlt hervor.
    Vor langer Zeit hatten unbekannte Künstler diese schrecklichen Szenen an die Höhlenwände gemalt. Hatten sie das Ungeheuer damals gesehen? Ihrer Phantasie konnte es wohl kaum entsprungen sein. Oder doch? Hatte der Kristall ihren Geist beeinflußt? Hatte er diese Schreckensvision hervorgerufen?
    Der Kristall hatte sich für Professor Paul Robinson entschieden! Er wollte nicht länger in dieser einsamen Höhle im fernen Tibet bleiben. Deshalb ließ er sich nach London bringen. Damit das Böse, das in ihm wohnte, Unheil über die Menschen bringen konnte.
    Tränen schimmerten in Shelleys Augen. »Was haben wir getan, Vater? Wir hätten niemals nach Tibet aufbrechen dürfen. Wir haben den Tod nach London geholt. Das Böse. Den Teufel!«
    Shelley zitterte. Sie betrachtete den Himalayakristall mit einem unbeschreiblichen Gefühl. Sie fürchtete und haßte ihn. Sie wollte ihn nicht länger im Haus haben, wagte jedoch nicht, ihn zu berühren.
    Sie legte die Fotografien wieder in die Lade und fand in einer anderen ein großes Notizbuch mit Eintragungen neueren Datums. Es war kein richtiges Tagebuch, denn Paul Robinson schrieb lediglich Dinge hinein, die sich mit dem Kristall befaßten.
    Shelley hatte das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun, konnte sich von dem Geschriebenen aber dennoch nicht losreißen. Sie mußte weiterlesen. Es war wie ein innerer Zwang.
    Endlich! Endlich gehört er mir! Mein Kristall, mein Glücksstern, der von nun an über meinen Wegen leuchten wird. Nach ihm werde ich von nun an mein Leben ausrichten. Er wird mir Kraft und Zuversicht geben, wird mich über alle Menschen stellen, wird Leid und Krankheit von mir fernhalten und mich immer beschützen.
    Der Geist eines Dämons wohnt in ihm, eines Dämons namens Ragamm. Doch ich habe von ihm nichts zu befürchten. Ragamm ist mir zugetan. Er betrachtet mich als seinen Freund.
    Doch mehr als sein Freund bin ich sein Komplize, denn ich weiß, was Ragamm getan hat, aber ich werde es niemandem verraten, auch Shelley nicht. Ich heiße es nicht gut, verdamme es aber auch nicht.
    Was geschehen ist, ist Ragamms Wille. Damit habe ich nichts zu tun, und ich fühle mich in keiner Weise schuldig. Lindsay und Ida mußten sterben, weil Ragamm es wollte.
    Ich werde nichts unternehmen, was mein Bündnis mit dem Kristallgeist gefährden könnte. Ich brauche meinen Glücksstern. Ich will ohne ihn nicht mehr leben. Deshalb darf ihn mir niemand nehmen.
    Zuerst hat er sich Lindsay geholt, dann Ida - und er wird weitermachen, das weiß ich mit absoluter Sicherheit. Wer wird sein nächstes Opfer sein?
    Ich glaube, ich weiß es: Boris. Ja, er hat es auch auf Boris Fabares abgesehen.
    Shelley klappte das Notizbuch erschrocken zu. Ragamm wollte als nächsten den Hausarzt umbringen! Das Mädchen legte die Aufzeichnungen ihres Vaters in die Lade und schloß sie.
    Professor Paul Robinson - Mitwisser von zwei schrecklichen Morden! Erschütternd war diese Erkenntnis für Shelley.
    Sie sprang auf und stürmte aus dem Arbeitszimmer. Ich muß etwas tun, ich muß Boris warnen! schrie es in ihr.
    Im Wohnzimmer stürzte sie sich auf das Telefon und rief den Hausarzt an, doch Boris Fabares meldete sich nicht.
    Das mußte nun nicht unbedingt

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