Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
156 - In den Katakomben von St. George

156 - In den Katakomben von St. George

Titel: 156 - In den Katakomben von St. George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
diesem blutigen Anblick um eine grausame Tatsache handelte.
    Wieder hatte die Bestie zugeschlagen.
    Dies war der dritte Mord des Himalayamonsters!
    Shelley wich rückwärtsgehend von der Leiche zurück. Sie konnte nichts mehr für Boris tun, das war eine bittere, aber leider wahre Erkenntnis.
    Das Mädchen stieß gegen einen Stuhl, gegen den Wohnzimmertisch, gegen eine Kommode. Sie tastete sich aus dem Raum und ins Bad, wo sie sich übergab.
    Sie wusch ihr Gesicht hinterher mit kaltem Wasser und schaute in den Spiegel. Eine fremde Person blickte ihr entgegen. Ein Mädchen mit grauer Gesichtshaut und Augen, die das nackte Grauen widerspiegelten, das sie gesehen hatten.
    Ihre Glieder erstarrten zu Eis, als hätte man sie schockgefroren, als ihr plötzlich in den Sinn kam, die Bestie könnte noch im Haus sein.
    Entsetzt, mit Panik im Gesicht, fuhr sie herum. Sie stützte sich auf das Waschbecken und lauschte angestrengt, doch außer ihrem verrückt hämmernden Herz hörte sie nichts.
    Ich muß weg! schrie es in ihr. Muß raus aus diesem Totenhaus! Wenn ich bleibe, lebe ich vielleicht auch nicht mehr lange!
    Sie wollte nicht so enden wie Boris, deshalb stürmte sie schluchzend aus dem Bad. Sie hatte Gleichgewichtsstörungen, wankte wie eine Betrunkene.
    Die Diele schien mächtig zu schaukeln. Es fiel dem Mädchen unheimlich schwer, die Balance zu halten. Es kam ihr so vor, als würde sich die Haustür immer weiter von ihr entfernen. Endlich erreichte sie sie dann aber doch, öffnete sie und torkelte zu ihrem Wagen.
    Wenn du in diesem Zustand mit dem Auto fährst, baust du garantiert einen Unfall, warnte sie eine innere Stimme.
    An der Straßenecke stand eine Telefonbox. Shelley wollte die furchtbare Bluttat der Polizei melden. Daran hatte sie in Boris’ Haus noch nicht gedacht.
    Außerdem hätte sie dort drinnen nicht die Nerven gehabt zu telefonieren.
    Sie zwängte sich in die enge Box und wählte den Polizeinotruf. Ob ihr aufgeregtes, hysterisches Gestammel, das von ständigen Schluchzlauten unterbrochen wurde, zu verstehen war, wußte sie nicht. Sie wollte zuviel auf einmal sagen, deshalb kam alles nur in unzusammenhängenden Bruchstücken heraus.
    Der Beamte am anderen Ende bat, sie möge sich beruhigen, doch sie zitterte, weinte, stammelte und schluchzte weiter und hängte dann auf.
    Als sie aus der Telefonbox trat, wußte sie nicht mehr, was sie gesagt hatte.
    Hatte sie ihren Namen genannt? Hatte sie überhaupt gemeldet, daß Dr. Boris Fabares tot war? Vermutlich hatte sie das gesagt, aber hatte sie auch erwähnt, daß er ermordet worden war?
    Hoffentlich glauben die nicht, ich hätte das getan! dachte Shelley erschrocken.
    Hatte sie die Adresse genannt? Vielleicht wußte die Polizei jetzt nicht, wohin sie kommen sollte. Möglicherweise tat man das Ganze als Anruf einer Geisteskranken ab.
    Genauso hatte sie sich benommen -wie eine Verrückte.
    Ich muß noch einmal telefonieren! sagte sich Shelley. Ich muß denen klarmachen, daß ich nicht verrückt bin, daß Boris tatsächlich tot in seinem Haus liegt, ermordet von einem Unge heuer, das wir von Tibet hierher gebracht haben. Ich muß das alles melden…
    Das dachte Shelley zwar, aber sie tat es nicht. Sie entfernte sich von der Telefonbox, hatte nicht mehr dir Kraft, den Blick auf Dr. Fabares’ Leichenhaus zu richten.
    Tränennaß waren ihre Wangen. Sie ließ sich in ihren Talbot fallen und brachte den Motor nicht in Gang, weil sie einfach alles falsch machte.
    Die simpelsten Grundregeln mißachtete sie, und der Wagen reagierte darauf auf seine Weise: er streikte. Zuerst flehte, dann fluchte sie. Schließlich schlug sie mit den Fäusten auf das Lenkrad und schrie: »Nun komm schon! Spring endlich an!«
    Nach dem x-ten Versuch bequemte sich der Talbot zu einigen Hustern, und dann kam er endlich in Schwung.
    Shelley ließ den Wagen wie eine Rakete abzischen.
    ***
    Das Fahrzeug war gemietet. Hinter dem Steuer saß ein blonder Mann, sehr elegant, etwas hager. Es war lange her, da hatte er in New York gewohnt und für die WHO, die Weltgesundheitsorganisation, gearbeitet. Er war Tropenmediziner gewesen, aber eines Tages war er unfreiwillig ausgestiegen.
    Rufus, der Dämon mit den vielen Gesichtern, war schuld daran gewesen. Der Knochendämon hatte den Frontenwechsel des WHO-Arztes erzwungen, hatte ihn zum Söldner der Hölle gemacht und unter seine Fittiche genommen.
    Lange Zeit hatte dieser Mann gegen die Mächte der Finsternis gekämpft, und plötzlich hatte er zu

Weitere Kostenlose Bücher