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156 - In den Katakomben von St. George

156 - In den Katakomben von St. George

Titel: 156 - In den Katakomben von St. George Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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wie Ragamm einen Mord nach dem anderen beging. Vielleicht bildete sie sich nur ein, daß sie nichts mehr für Dr. Fabares tun konnte.
    Vielleicht hatte der Arzt noch eine Chance. Er hatte möglicherweise deshalb nicht abgehoben, weil er nicht zu Hause war. Ärzte werden auch abends - und manchmal sogar mitten in der Nacht - zu Kranken gerufen.
    Er muß nicht tot sein! ging es dem Mädchen durch den Kopf, während cs durch das abendliche London raste. Ein Anruf kann ihn aus dem Haus geholt und ihm das Leben gerettet haben!
    Shelley fuhr zu schnelll und zu unkonzentriert. Sie dachte immerzu an den schrecklichen Mord, den sie verhindern mußte. Eine Frau überquerte die Straße. Shelley sah sie zu spät. Die Frau schrie, Shelley bremste, der Wagen rutschte auf die entsetzte Frau zu. Shelley preßte die Kiefer zusammen. Konnte sich das noch vermeiden lassen?
    Der Talbot drehte sich.
    Shelley hörte einen dumpfen Aufprall, und dann war die Frau weg. Das Mädchen sprang aus dem Wagen.
    Die Frau tauchte neben dem Fahrzeug auf, blaß, zitternd - aber anscheinend unverletzt.
    »Sind Sie okay?« fragte Shelley krächzend.
    »Ja, ich bin in Ordnung.«
    »Wirklich?«
    »Mir ist nichts passiert«, sagte die Frau. »Tut mir leid, Ihnen diesen Schrecken eingejagt zu haben.«
    »Ist nicht so wichtig«, sagte Shelley. »Ich hätte nicht so schnell fahren dürfen, aber ich habe es schrecklich eilig. Wenn es Ihnen also wirklich gutgeht…«
    »Fahren Sie getrost weiter«, sagte die Frau. »Ich werde mir nicht heimlich die Nummer Ihres Wagens aufschreiben und meinen Anwalt bitten, Sie zu verklagen. Ich hatte Glück, dafür danke ich dem Himmel. Entschuldigen Sie nochmals.«
    Shelley stieg ein. Ihre Knie zitterten. Der Motor war abgestorben, sie startete ihn wieder und fuhr weiter, und sie versuchte, ihre Gedanken nicht wieder vorauseilen zu lassen, denn ein zweiter Unfall würde bestimmt nicht so glimpflich abgehen.
    Endlich erreichte sie das Haus des Arztes. Sie läutete, aber drinnen dröhnte es so laut, daß Boris Fabares sie unmöglich hören konnte.
    Sie wußte, daß er Opern liebte und daß er sie gern laut hörte. Wenn er Opernplatten spielte, mußte es ihm gutgehen. Shelley atmete erleichtert auf. Ihre Angst, Ragamm könnte auch ihn getötet haben, schien unbegründet gewesen zu sein.
    Das Mädchen ging um das Haus herum.
    Sie blickte durch das Wohnzimmerfenster. Boris war nicht zu sehen. Sie klopfte an die große Glasschiebetür, rief Boris, doch er reagierte nicht.
    Chor und Orchester legten mit einem Crescendo los, das das Haus erbeben ließ. Shelley fand, daß es Boris mit der Lautstärke ein bißchen übertrieb.
    Sie versuchte durch die Küchentür ins Haus zu gelangen, und dort schaffte sie es. Sie stellte fest, daß die Tür defekt war, brachte das jedoch nicht mit dem in Zusammenhang, was sie bis vor kurzem befürchtet hatte.
    Der Mensch neigt dazu, sich immer an das Positive zu klammern. Das tat auch Shelley Robinson.
    »Boris!« rief sie, während sie aus der Küche trat.
    Sie erreichte die Wohnzimmertür. Außer der dröhnènden Musik war nichts zu hören.
    Ein süßlicher Geruch stieg ihr in die Nase, als sie das Wohnzimmer betrat. Die Musik verflachte etwas. Aus den Stereoboxen kamen dumpf grollende Paukenschläge.
    Damit Boris nicht über ihr plötzliches Erscheinen erschrak, machte sie sich mit lauter Stimme noch einmal bemerkbar.
    Etwas lenkte Shelleys Schritte zum Relaxingstuhl.
    Als sie ihn erreichte, traf sie der Schock mit ungeheurer Wucht.
    Also doch zu split! durchzuckte es Shelley.
    Alles war voll Blut.
    Die Musik war so unpassend, daß Shelley sich die Ohren zuhielt, während sie vor dem Toten stand und den Blick nicht von ihm wenden konnte.
    Sie hatte Lindsay Wells und Ida Jewisons Leichen nicht gesehen, aber die sollten ebenso ausgesehen haben. Der Anblick ging Über Shelleys Kräfte. Schmerzhaft brannte er sich in ihr Gehirn - und liebliche Flötentöne tanzten durch den Raum, heiter, beschwingt. Völlig deplaciert.
    Shelley stürzte sich auf das Gerät, drückte wahllos auf die Knöpfe, bis sie den richtigen durch Zufall fand. Dann war es still in Boris Fabares’ Haus.
    Entsetzlich still. Quälend still!
    Das war fast noch schlimmer. Shelley kam alles wahnsinnig unwirklich vor. Das erlebe ich alles gar nicht! versuchte sie sich einzureden.
    Ich bin immer noch daheim, und es ist alles nur ein böser Traum, der furchtbarste, den ich jemals geträumt habe.
    Aber ihr Verstand sagte ihr, daß es sich bei

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