156 - In den Katakomben von St. George
Crenna setzen.
»Du wirst uns nicht sehen«, sagte ich zu Frank Esslins bärtigem Busenfreund, »aber wir werden ständig ein Auge auf dich haben. Versuch nicht, mit gezinkten Karten zu spielen, und laß Loxagon keine Warnung zukommen, sonst bist du dran. Ich könnte mir vorstellen, daß du dein schwarzes Leben noch eine Weile behalten möchtest.«
Die dunklen Augen des bärtigen Riesen funkelten mich haßerfüllt an. »Es wird der Tag kommen, an dem wir uns Wiedersehen, Tony Ballard. Dann werde ich dafür sorgen, daß du dran bist!«
Wir besprachen uns kurz, dann klopfte ich auf das Autodach, und Pakka-dee ließ den Wagen anrollen.
Ich blickte dem Fahrzeug mit gemischten Gefühlen nach.
Niemand wußte, was Loxagon geplant hatte. Theoretisch konnte er bereits in dem Augenblick zuschlagen, wo Daryl Crenna mit Kayba in den Hof fuhr.
Aber würde er das tun? Würde er den Lavadämon gefährden? Er konnte nicht wissen, welche Sicherheitsvorkehrungen Pakka-dee getroffen hatte.
Jeder kannte seine Aufgabe, wußte, was er tun mußte. Wir trennten uns, schwärmten aus. Ich erreichte die Mauer, die den Hof hinter dem Beerdigungsinstitut abgrenzte, kletterte auf einen Müllcontainer und sicherte mir einen Logenplatz.
Ich sah den Wagen des ›Weißen Kreises‹. Pakka-dee und Kayba saßen im Fahrzeug und warteten.
Drüben, auf der anderen Seite des Hofs, sah ich kurz Anthony Ballard. Er ging gleich wieder auf Tauchstation.
Stille brütete in dem leeren Geviert. Hatte es sich Loxagon anders überlegt? Hatte er Thar-pex bereits umgebracht und sich in die Hölle zurückbegeben?
Der Sohn des Teufels war hart und grausam, dem mußten wir alles Zutrauen.
Eine Tür öffnete sich, und ich erblickte einen schlanken Mann mit Oberlippenbart. Das mußte Warren Chamberlain sein. Der Leichenbestatter sah sich mißtrauisch um.
Sollte er prüfen, ob die Luft rein war? Dafür eignete er sich wohl kaum.
Frank Esslin schon eher.
Er trat als nächster durch die Tür -mein einstiger Freund. Jahrelang hatten wir immer wieder Seite an Seite gekämpft. Blind hatte ich mich auf ihn verlassen können. Und dann war er plötzlich umgekippt. Rufus hatte ihm das eingebrockt. Sehr lange stand Frank nun schon im feindlichen Lager, aber ich konnte ihn einfach nicht abschreiben. Ich klammerte mich - es war verrückt - immer noch an die Hoffnung, diesen Mann, dessen Freundschaft mir soviel bedeutet hatte, umdrehen zu können.
Dieser Hoffnung verdankte es Frank Esslin, daß er noch lebte, denn ich hatte bereits Gelegenheit gehabt, ihn zu tüten, hatte es aber nicht getan.
Dank durfte ich dafür nicht erwarten. Nicht, solange Frank auf der schwarzen Seite stand.
Ich konnte mich über dieses Wiedersehen nicht freuen, aber es ließ mich auch nicht kalt.
Warren Chamberlain und Frank Esslin pflanzten sich neben der Tür auf. Wo blieb Loxagon? Der Teufelssohn zeigte sich nicht. Die Spannung wurde unerträglich.
Was sollte der Auftritt von Chamberlain und Esslin? Wieso kam Loxagon nicht endlich mit Brian Colley heraus? Ich fuhr mir mit der linken Hand nervös über das Gesicht. In der rechten hielt ich den Colt Diamondback.
Damit konnte ich zwar Loxagon nicht umnieten, aber für Chamberlain und Frank war es die richtige Waffe. Gegen den Teufelssohn konnte ich nur mit dem Dämonendiskus punkten.
Nachdem zwei weitere Minuten an meinen Nerven gezerrt hatten, bequemte sich Loxagon, in Erscheinung zu treten, und er brachte sein Tauschobjekt mit.
Soweit ich sehen konnte, ging es Brian Colley gut.
Nun stiegen Daryl Crenna und Kayba aus. Pakka-dee trat hinter den Lavadämon und wartete.
Die Szene schien eingefroren zu sein. Nichts geschah. Anscheinend traute Loxagon dem Frieden nicht. Vermutlich rechnete er damit, daß Pakka-dee ihn auszutricksen versuchte.
Nun, mit dieser Annahme lag er richtig, aber wußte er von unserer Anwesenheit?
Als Loxagon Thar-pex losschickte, gab Pakka-dee dem Lavadämon einen Stoß. Kayba setzte sich mit kleinen Schritten in Bewegung. Er ging dem Mann aus der Welt des Guten entgegen.
Der Countdown lief!
Sobald Thar-pex Daryl Crenna erreicht hatte, würden wir losschlagen, und wie ich Brian Colley kannte, würde er sich an diesem Kampf beteiligen.
Ich zählte die Schritte, schätzte die Zeit ab, die ich noch warten mußte.
Warten…, das war immer das Schlimmste für mich. Es rieb mich mehr auf als der Kampf.
***
Mr. Silver hatte sich zur Vorderfront des Beerdigungsinstituts begeben. Er verschaffte sich mit Hilfe der
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