1561 - Der Überfall

Titel: 1561 - Der Überfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt

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mit einem Wrack habe ich eine Ader."
    „Ich weiß", erwiderte Achberad. „Auf Shint’oong hast du mit deiner durch einen Hypersturm zermantschten Space-Jet wahrhaftig die Notlandung des Jahrhunderts hingelegt. Ich habe den Eintrag in deiner Personaldatei gelesen."
    Legreldi schloß die Augen, als er an das Erlebnis dachte. Seine Space-Jet hatte sich in jammervollem Zustand befunden, und dazu war die Atmosphäre Shint’oongs von einem Gezeitensturm, ausgelöst von seinem schlingernden Riesenmond, aufgewühlt gewesen. Schlimmer konnte es diesmal auch nicht kommen. Dieser Gedanke gab ihm neue Zuversicht. „Es geht los!" sagte er und schaltete auf Manuellsteuerung ...

    *

    Die Notlandung entwickelte sich zu einer Kombination von Achter- und Geisterbahnfahrt. Das einzige noch intakte Gravojet-Triebwerk konnte die Jet zwar abbremsen, aber es drehte den Diskus bei jedem Bremsschub so herum, daß die Wirkung sich ins Gegenteil verkehrte. Deshalb mußte Ischgur Legreldi die Bremsphasen kurz halten und danach jedesmal abwarten, bis die Jet eine Drehung vollendet hatte.
    Dazu kam, daß sich bei jedem Schub ein Teil der Schiffszelle ablöste und davonflog. In einer Höhe von vierzig Kilometern fielen außerdem die Andruckabsorber aus. Die Raumfahrer wurden durch die G-Belastung tief in ihre Kontursessel gestaucht. Legreldi verlor für fast eine ganze Minute das Bewußtsein.
    Als er wieder zu sich kam, hatte sein Vorgesetzter die Steuerung übernommen. Die Mini-Space-Jet schlingerte und hüpfte so stark, daß die Männer in ihren Gurten herumgezerrt wurden. „Wenn es ginge, würde ich jetzt noch aussteigen!" schrie Achberad durch das Kreischen reißenden Materials und das an- und abschwellende Röhren des GJ-Triebwerks. „Vorhin ist auch noch das letzte Ortungssystem ausgefallen. Wir schleudern blind und werden unten gegen den erstbesten Berg rasen."
    „Prizza ist eine Wasserwelt!" schrie der Tharer zurück. „Da gibt es wahrscheinlich keine Berge.
    Laß mich wieder ran! Ich fliege nach dem Höhenmesser in meinem SERUN."
    „Das ist Wahnsinn!" protestierte Achberad. „Er ist nicht auf Prizza eingestellt." Dennoch übergab er die Steuerung an seinen Gefährten.
    Ischgur Legreldi konzentrierte sich voll und ganz auf seine Aufgabe und verbannte alle anderen Gedanken aus seinem Bewußtsein. Als sein Höhenmesser nur noch tausend Meter anzeigte, kippte er die Jet zum nächsten günstigen Zeitpunkt auf die Seite und konnte durch das Kanzeldach die Oberfläche Prizzas sehen.
    Er schätzte die Höhe auf neunhundert Meter. Die Verhältnisse dieses Planeten wichen demnach nur geringfügig von denen Terras ab.
    Zur Zeit befand sich ein riesiger blauer Ozean unter dem Diskus. In Flugrichtung entdeckte der Tharer die flache Küste eines kleinen Kontinents oder einer großen Insel. Hinter dem gelbweißen Uferstreifen erstreckte sich ebenes, mit abgestorbenen Bäumen bedecktes Terrain. Anscheinend hatten die Prizappa auch unter den Spätfolgen alter Umweltsünden zu leiden wie viele Völker.
    Legreldi konnte nicht länger hinsehen, denn er mußte die Jet wieder in Normallage bringen, weil sie sonst endgültig destabilisiert worden wäre.
    Aber sein Entschluß stand fest. Er Wollte eine Notwasserung nahe der Küste versuchen, denn bei einer Notlandung auf festem Boden hätte sich die Jet wahrscheinlich in ihre Einzelteile zerlegt.
    Das konnte aber auch so passieren, denn das Schiff schleuderte immer wieder unkontrolliert hin und her. Als es endlich mit der Unterseite Wasserkontakt bekam, prallte es ab, flog noch etwa dreihundert Meter weiter und drehte sich nach dem nächsten Aufsetzen wie ein Brummkreisel, so daß die Raumfahrer nur noch rote Schleier vor ihren Augen sahen.
    Eine halbe Minute später kam die Jet nach einem kräftigen Stoß zum Stehen. Als Ischgur Legreldi wieder sehen konnte, hatte sich die Umgebung verändert. Statt einer mißhandelten Natur lag neben der Space-Jet eine zirka hundert Meter durchmessende Plattform auf dem Wasser. Typisches Flimmern über mehreren kreisrunden Öffnungen ließ auf die Mündungen von Antigravschächten schließen. „Wie kommen wir jetzt hinaus?" fragte Chosel Achberad. „Die Antigravröhre unter uns ist sicher mit Trümmern verstopft."
    „Wozu ist Little Bücket ein wandelnder Desintegrator?" gab Legreldi zurück. „Moment noch!" bremste Achberad Legreldis Eifer. „Erst überlegen!"
    Aber er hatte die Rechnung ohne den Wirt beziehungsweise ohne die Prizappa gemacht.