1562 - Bastion des Bewahrers
seinen nach biophysischen Prinzipien gestalteten Sitz, festgehalten von Gurten aus Formenergie, fühlte sich unwillkürlich an Worte erinnert, die einer vor langer Zeit gesprochen hatte: „Es werde Licht."
Die Farben, die von der Bildfläche herableuchteten, waren durch relativistische Effekte verzerrt. Nammen-Dar war in Wirklichkeit wesentlich gelber, als es die optische Darstellung dem Auge weismachen wollte. Die elf Schiffe des Verbandes waren mit einer Geschwindigkeit von siebzig Prozent Licht aus dem Hyperraum hervorgebrochen. Die Zeitdilatation zwängte die Minuten zusammen.
Unglaublich schnell materialisierte aus den Dunstwolken die glänzende Scheibe eines Planeten. Unmittelbar daneben, nur ein paar Bogenminuten vom Rand der Planentenscheibe entfernt, wurde ein winziger Lichtfleck sichtbar: das Residenzschiff des Bewahrers von Truillau! Der Ort, an dem Gesil gefangengehalten wurde!
Perry Rhodans Herz schlug rascher. Der Einsatz war mit aller erforderlichen Sorgfalt vorprogrammiert. Die Autopiloten der Fahrzeuge enthielten das Programm. Man brauchte ihnen keine Anweisungen mehr zu geben. Sobald das Schott sich öffnete, würden sie ihre Mannschaften ans Ziel bringen, wie die taktische Planung es vorsah. Perry Rhodan war der einzige, der das vorgegebene Programm ändern oder außer Kraft setzen konnte. Was wäre, wenn er dem Syntron den Befehl gäbe, unmittelbar auf die CASSADEGA vorzustoßen? Vielleicht hatte er Glück. In dem Durcheinander, das in wenigen Augenblicken beginnen würde, bestand durchaus die Möglichkeit, daß die SHO-15 das Residenzschiff unbemerkt erreichte.
Er schob den Gedanken eilig beiseite. Er selbst hatte diesen Einsatzplan entwickelt. Er durfte ihn jetzt nicht über den Haufen werfen. Wenn alles nach Programm ablief, würde Gesil in spätestens zehn Stunden frei sein.
Wenn er jetzt einen Alleingang unternähme, nur weil ihn die Ungeduld plagte, setzte er den Erfolg des gesamten Unternehmens aufs Spiel.
Ein zweites Mal war Lugia Scinagras Stimme zu hören. „Der Vorstoß verläuft planmäßig", sagte die Kommandantin der AR-CHÄON. „Bereitet euch aufs Ausschleusen vor. Die CASSADEGA hat uns erkannt und baut Feldschirme auf. Der Angriff beginnt in wenigen Sekunden."
Ein dünner, milchiger Schleier legte sich über das Bild, das über der Konsole schwebte. Die ARCHÄON hatte ihre mehrfach gestaffelten Schirmfelder aktiviert. Das Geflirre der Zeichen und Ziffern auf der Anzeigeleiste hatte aufgehört. Im Augenblick gab es nichts mehr zu berichten. Alles, einschließlich der Syntrons und des Autopiloten, wartete auf die Sekunde, in der sich das Schleusenschott öffnete. Der fremde Planet hatte sich inzwischen über den größten Teil der Bildfläche ausgebreitet. Deutlich waren die einzelnen Wolkenformationen zu unterscheiden, die sich wie dünne Bänder um das Rund der Planetenscheibe schlangen. Nirgendwo drang der Blick bis zur Oberfläche der ungastlichen Welt vor. Die CASSADEGA wuchs ins Blickfeld. Sie war ein imposantes Fahrzeug mit ihren zwei Kilometern Länge.
Ein Blitz zuckte auf. Es war nicht zu erkennen, welcher der elf Angreifer zuerst gefeuert hatte. Das Residenzschiff war in einen Flammenmantel gehüllt. Der Leib der ARCHÄON rüttelte, als die Bordgeschütze das Feuer eröffneten. Ein paar Sekunden lang sah es so aus, als müßte die mächtige CASSADEGA gleich den ersten Salven zum Opfer fallen. Aber die Flammen, die aus dem Schiffsleib zu schlagen schienen, waren in Wirklichkeit nur die Reaktion des Feldschirms, der die Treffer absorbierte und dabei aufleuchtete. Das Feuer der Muschelschiffe und der terranischen Einheiten war so dosiert, daß das Residenzschiff keinen ernsthaften Schaden nehmen konnte.
Die CASSADEGA dagegen kannte keine derartige Rücksicht. Sie fühlte sich angegriffen und wehrte sich mit allem, was ihr an Feuerkraft zur Verfügung stand. Das Bild, das Perry Rhodan vor sich sah, wurde undeutlich, als die ARCHÄON mehrere Treffer erhielt und die Staffel der Schirmfelder in sämtlichen Farben des Spektrums zu flackern begann. Das Schiff schüttelte sich. Aus der Ferne war das Gellen der Alarmsirenen zu hören. Perry Rhodan zog den leuchtenden Energiering des Mikrophons zu sich heran. „Kommunikation von seiten des Residenzschiffes?" fragte er. „Nicht ein Mucks", antwortete Lugia Scinagra prompt. „Sie haben weder versucht, uns anzusprechen, noch wollen sie sich mit jemand anderem unterhalten. Sie sind sich ihrer Sache anscheinend recht sicher
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