1562 - Bastion des Bewahrers
einskommaacht bar und setzt sich wie folgt zusammen: Stickstoff fünfzig, Sauerstoff dreißig, Wasserdampf zwanzig Prozent. Die über das Jahr und die gesamte Oberfläche des Planeten gemittelte Temperatur beläuft sich auf über einhundert Grad Celsius. Viele Wasserflächen, besonders in den äquatorialen Gebieten, befinden sich ständig in unmittelbarer Nähe des Siedepunkts. Große Mengen Wasserdampf gelangen in die Atmosphäre und werden bei Temperaturstürzen, die häufig sind, als sintflutartige Regenfälle wieder ausgeschieden. Stürme sind an der Tagesordnung. Die Wolkendecke ist rings um den gesamten Planeten fast ständig geschlossen. Sonnenschein ist auf Duur-I-Rasht ein unbekanntes Phänomen.
Trotz der für unsere Begriffe unerträglichen Bedingungen hat sich auf Duur-I-Rasht eigenständiges Leben entwickelt. Es gibt eine artenreiche Pflanzenwelt und eine Fauna, die als höchste Lebensform eine Spezies lebendgebärender, säugender Rieseninsekten hervorgebracht hat. Die Flora von Duur-I-Rasht zeichnet sich durch ungewöhnliche Aggressivität aus. Es gibt zahlreiche fleischfressende Pflanzenarten. Es gibt pilzartige Gewächse, die von allem möglichen Getier leben und ihr Opfer betäuben, indem sie es in Sporendämpfe hüllen. Es gibt Pflanzen, die unterirdisch existieren und Höhlungen im Boden schaffen, die sie nach oben hin so gut getarnt abdecken, daß sie als Fallen dienen. Wer immer sich auf der Oberfläche von Duur-I-Rasht bewegt, tut gut daran, größte Vorsicht zu üben."
Der Kontide bildete ein kleines Pseudopodium aus und gab durch einen Wink zu verstehen, daß sein Vortrag beendet war. „Warum würde der Bewahrer ausgerechnet auf einer solchen Höllenwelt eine Genschmiede einrichten?" fragte Pablo Menez. „Darüber hat schon mancher nachgedacht, ohne eine Antwort zu finden", sagte Ler-O-San. „Daß sich auf Duur-I-Rasht eine Anlage für die Klonzucht befindet, wissen wir freilich erst seit kurzem. Daß es auf dem Planeten starke Befestigungen gibt, ist dagegen schon seit längerem bekannt. Wir wissen nicht, was den Bewahrer dazu veranlaßt hat, ausgerechnet auf einem derart lebensfeindlichen Himmelskörper einen Stützpunkt anzulegen."
„Es könnte sein", fügte Per-E-Kit hinzu, „daß es auf Duur-I-Rasht besondere Bedingungen gibt, die die Aufzucht der Klone begünstigen. Soweit wir wissen, handelt es sich um gentechnische Produkte ganz besonderer Art. Sie sehen nicht aus wie wir, die genormten Truillauer, sondern sind nach einem anderen Vorbild erschaffen. Vielleicht läßt sich eine Genschmiede für derart spezialisierte Zuchtvorhaben nur auf einer Welt wie Duur-I-Rasht einrichten."
„Wir werden Gelegenheit bekommen, mehr darüber herauszufinden", sagte Perry Rhodan..
Pablo Menez grinste. Er hatte einen dünnlippigen, aber ungemein breiten Mund. Wenn er das Gesicht in dieser Weise verzog, entblößte er ein Gebiß, das einem Pferd alle Ehre gemacht hätte. „Was amüsiert dich so?" erkundigte sich Perry Rhodan. „Ich hatte mir's fast schon gedacht", sagte Pablo Menez. „Was?"
„Wenn wir die CASSADEGA nicht direkt angreifen dürfen, müssen wir unser Glück auf Duur-I-Rasht versuchen. Wir schalten die Landekommandos aus, bringen eine oder zwei Raumfähren in unseren Besitz und entern das Residenzschiff. Wenn es das ist, was du vorhast, bitte ich um das Privileg, mit von der Partie sein zu dürfen."
Rhodan lächelte. „Gut geraten, Langer", lobte er. „So ähnlich hab' ich's mir tatsächlich vorgestellt. Und über das Privileg reden wir noch ..."
*
Auf dem Chronometer veränderten sich laufend die Digitalanzeigen. Die Bildfläche über der Kommandokonsole des Shifts vom Typ Shogun zeigte das eintönige, gestaltlose Grau des Hyperraums. Die Nanosyn-Elemente des Autopiloten wisperten untereinander, zum tausendstenmal die vollkommene, bedingungslose Einsatzbereitschaft des schweren Kampffahrzeugs überprüfend. Ziffern- und Zeichenketten huschten über ein Anzeigefeld nahe der oberen Kante der Konsole.
Perry Rhodan nahm die Daten mit mäßigem Interesse zur Kenntnis. Es war alles in Ordnung. Andernfalls hätte sich der mit dem syntronischen Multisystem des Autopiloten gekoppelte Servo schon längst gemeldet. Die Zeiten, da der Fahrzeugführer sich durch Augenschein von der Funktionstüchtigkeit seines Fahrzeugs überzeugen mußte, gehörten zur fernen Vergangenheit. Die einzigen Informationen, die Rhodan mit echter Aufmerksamkeit verfolgte, bezogen sich auf die
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