1562 - Bastion des Bewahrers
Klonen zu halten, die nach Rek-O-Tans Aussage eine Sonderfertigung darstellten? Waren sie kampfgeschult?
Fragen über Fragen. Er erinnerte sich nicht, wann er zum letztenmal mit derart viel Ungewißheit in einen Einsatz gegangen war. Der Bewahrer hatte nie damit gerechnet, daß dieser Stützpunkt im Innern der Polan-T'Berr-Wolke jemals von Aufständischen entdeckt würde. Die vorzüglichen Befestigungen, von denen Rek-OTan gesprochen hatte, dienten vermutlich nicht der Abwehr von Angriffen aus dem interstellaren Räum, sondern der Kontrolle der lebensfeindlichen Umwelt des Planeten. Wer käme auf die Idee, daß Fremde in die dichteste Staubkonzentration des Polan-T'Berr-Sektors einflögen, um dort nach einem Stützpunkt des Bewahrers von Truillau zu suchen? So mußte es doch sein, nicht wahr? Niemand dort unten rechnete mit einem Angriff. Es gab nur rudimentäre Möglichkeiten der Ortung und Tastung. Niemand würde die elf Shifts entdecken, die sich mit einer Geschwindigkeit von etlichen Kilometern pro Sekunde der Planetenoberfläche näherten.
Natürlich war es Wunschdenken. Jeder, der sich auf ein Unternehmen einließ, bei dem es ihm an den Kragen gehen konnte, dachte so. Der Mensch brauchte die Scheinlogik, um sich zu überzeugen, daß das, was er tat, nicht völlig sinnlos war.
Der Shift schüttelte sich, als die ersten Ausläufer der Atmosphäre nach ihm griffen. Auf der Kommandokonsole begannen Warnsignale zu blinken. Bald würde entweder ein Bremsvorgang eingeleitet oder der Schirmfeldgenerator aktiviert werden müssen. Auch für diese Phase des Unternehmens war der geplante Ablauf bis ins letzte Detail in die Autopiloten der Fahrzeuge programmiert. Allein Perry Rhodan hatte das Recht, die Programmierung außer Kraft zu setzen und Entscheidungen über die weitere Vorgehensweise aufgrund der Erfordernisse des Augenblicks zu treffen.
Ein Pfeifsignal ertönte. Der Bremsvorgang hatte begonnen. Ein Geräusch, wie ein Gongschlag, gab zu verstehen, daß ein Prallfeld minimaler Intensität aktiviert worden war. Auf den Bildflächen zeigten sich mattleuchtende Schlieren, die aussahen wie von fernen Scheinwerfern beleuchtete Nebelfetzen. Das Prallfeld war wirksam geworden und verhinderte, daß die Reibung der stetig dichter werdenden Atmosphäre die Hülle des Fahrzeugs nicht über ein erträgliches Maß hinaus erhitzte. Unter dem Einfluß des Prallfelds wurde das Gasgemisch der planetarischen Lufthülle ionisiert. Daher rührten die Leuchterscheinungen.
Wolken türmten sich auf. Die Shifts versanken im Dunst. Die Sinkgeschwindigkeit war inzwischen auf ein paar hundert Meter pro Sekunde reduziert und nahm allmählich weiter ab. Perry Rhodans Blick haftete auf der Anzeige des Orters, die sich vor wenigen Sekunden selbsttätig aktiviert hatte. Das Orterbild war leer bis auf ein paar flackernde Reflexe am linken oberen Bildrand. Der Kurs der Shifts war anhand der Informationen festgelegt worden, die man von Rek-O-Tan erhalten hatte. Die Topar-Kundschafter hatten ermittelt, daß die Genschmiede des Bewahrers sich in Küstennähe auf dem großen Nordkontinent befand. Die Landmasse grenzte nach Süden hin an den Äquatorialozean, aus dessen hocherhitzten Wassermassen ständig dichte Dampfwolken aufstiegen, die über der Küstenebene des Nordkontinents abregneten. Die Genschmiede lag dreihundert Kilometer landeinwärts in bergigem Gelände. Nördlich der Berge dehnte sich eine mit dichter Vegetation bestandene Hochebene. Auf dieser Ebene würden die Shifts landen. Die flackernden Reflexe, die Rhodan auf dem Orterbild sah, rührten von den technischen Einrichtungen der Genschmiede her.
Augenblicke später begann der Taster zu arbeiten. Die Konturen der Oberfläche einer fremden, lebensfeindlichen Welt erschienen auf einem separaten Bild. Halbkugelige Berge, glatt- und rundgewachsen von unaufhörlichen Regenfallen, bildeten die südliche Begrenzung der Darstellung, die sich wie eine Landkarte auf der Videofläche ausbreitete. Irgendwo zwischen diesen Bergen lag die Genschmiede. Irgendwo dort unten war der Landeplatz der Raumfahren, die Perry Rhodan und seine Einsatzgruppe in ihren Besitz bringen mußten, wenn sie an Bord der CASSADEGA gelangen wollten.
Nördlich der Berge erstreckte sich die Hochebene. Ein breiter Strom zog sich durch die dschungelbedeckte Fläche. Der Verlauf des Flusses war durch dichte Dampfschwaden gekennzeichnet, die aus dem kochendheißen Wasser aufstiegen. Inzwischen war es im Bildfeld der
Weitere Kostenlose Bücher