1562 - Bastion des Bewahrers
Unterhaltung wäre an dieser Stelle wahrscheinlich noch nicht zu Ende gewesen. Aber durch das Rauschen des Regens war plötzlich ein helles Summen zu hören, das unverkennbare Geräusch eines Antigravmotors. Rhodan und seine Begleiter tauchten in die Deckung der Bergwand. Niedriges Gewächs sproß aus sumpfigem Grund. Die Terraner hatten die Waffen schußbereit in der Hand, als sie sich in das Gewirr bleicher, glitschiger Pflanzenstränge zwängten.
Die beiden Truillauer hatten weniger Mühe. Ihre fladenförmigen Körper, umhüllt von einer dunklen Lederhaut, verschmolzen mit dem düsteren Untergrund.
Voraus, hangabwärts, glaubte Perry Rhodan den kuppelförmigen Umriß eines der Bunker der Genschmiede zu erkennen. Aus dieser Richtung kam das Summen des Triebwerks. Wind war mit einemmal aufgekommen und versetzte die unablässig herabströmenden Wassermassen in wehende Bewegung. Durch die Regenhänge hindurch wurde ein Fahrzeug sichtbar, eine große Maschine, ein Transporter: schüsselförmig, mit gut zehn Metern Durchmesser und einem transparenten Überbau. Der Gleiter war aus dem Bunker gekommen, daran bestand kein Zweifel. Er schwebte ein paar Dutzend Meter weit den Berghang empor. Dann nahm er Kurs auf die talabwärts gelegene Ebene, die den Raumfähren als Landeplatz diente.
Der Innenraum des Fahrzeugs war hell erleuchtet. Es passierte den Punkt, an dem Perry Rhodan und seine Begleiter in Deckung gegangen waren, in einer Entfernung von nicht mehr als zwanzig Metern. Es war nicht zu erkennen, wer den Gleiter steuerte.
Wahrscheinlich handelte es sich um eine Robotmaschine. Unter der gläsernen Kuppel gab es mehrere Sitzreihen, auf denen die Passagiere Platz genommen hatten: Klone aus der Genschmiede, die zu einer der Raumfähren gebracht wurden.
Rhodan war starr vor Staunen. Im selben Augenblick hörte er Pablo Menez' Stimme im Helmempfänger. „Wer hätte das gedacht!"
*
Der Transporter war längst im Regendunst verschwunden, das Geräusch des Triebwerks nicht mehr hörbar. „Sato! Hast du das gesehen?"
„Ja", kam die Antwort des Pararealisten. „Wenn du dein Erstaunen darüber zum Ausdruck bringen willst, daß die Klone an Bord des Fahrzeugs von humanoider Erscheinung waren, so kann ich deine Beobachtung bestätigen."
„Humanoid!" sagte Pablo Menez. „Sie sahen aus wie Terraner!"
Einer der beiden Truillauer meldete sich zu Wort. Seine Stimme klang ein wenig verzerrt, weil die Funksysteme der Lederhäute und die Helmfunkeinrichtungen der SERUNS nicht hundertprozentig aufeinander abgestimmt werden konnten. „Es ist seit kurzem bekannt, daß auf Duur-I-Rasht Klone ungewöhnlicher Erscheinungsform produziert werden. Hin und wieder braucht der Bewahrer offenbar Geschöpfe, die nicht wie wir aussehen, sondern anderen Vorbildern nachempfunden sind. Ihr erinnert euch an Per-E-Kits Bericht. Auf der Welt Bipula erhielt das Wesen, das ihr Gesil nennt, den Besuch eines Abgesandten des Bewahrers. Er hieß Kaldar und sah aus wie ihr."
„Ja, so hat Per-E-Kit berichtet", bestätigte Perry Rhodan. „Aus irgendeinem Grund hält der Bewahrer von Truillau es für nötig, humanoide Klone zu züchten. Vielleicht erfahren wir dort unten in der Genschmiede mehr über seine Beweggründe."
„Es wird nicht so leicht sein, da hineinzukommen", sagte Pablo Menez. „Ich meine unbemerkt."
„Vielleicht doch", meldete sich Sato Ambush. „Ich habe gesehen, wo das Fahrzeug zum Vorschein kam, und kenne die Lage der Schleuse."
„Du kannst in diesem Dunkel sehen?" staunte Pablo Menez. „Ich habe Mühe, die Umrisse der Kuppel zu erkennen, die dort vorne irgendwo aus dem Hang ragt."
„Es hat alles mit dem Ki zu tun", erklärte der Pararealist salbungsvoll. „Wer die Kraft beherrscht, die Leib und Seele zusammenhält, wer sich von ihr leiten läßt, der sieht auch in der Düsternis."
„Bei allem Respekt vor deinen Fähigkeiten, Sato", sagte Perry Rhodan. „Ich habe nicht die Absicht, durch eine Fahrzeugschleuse in einen der Bunker einzudringen. Solange wir nicht wissen, was uns erwartet, müssen wir uns so vorsichtig wie möglich bewegen."
„Aah! Aber das ist es eben, worauf ich hinauswill", antwortete Sato Ambush. „Niemand baut in die Wand eines Bunkers nur eine Schleuse, die groß genug ist, um Fahrzeuge passieren zu lassen.
Warum sollte ein einzelnes Wesen, das den Bunker verlassen oder betreten will, jedesmal ein Schleusenschott zu öffnen haben, etwas mehr als zehn Meter in der Breite und
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