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1562 - Totentanz im Tanga-Club

1562 - Totentanz im Tanga-Club

Titel: 1562 - Totentanz im Tanga-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gesicht, das nicht gerade freundlich aussah. Es mochte auch daran liegen, dass sich quer über seine Stirn eine rotblaue Narbe zog.
    Nachdem ich einige Schritte gegangen war, schickte ich einen freundlichen Gruß in den Raum und hatte wenig später meinen anvisierten Platz an der Theke erreicht. In meiner Nähe befand sich ein Brett, das hochgeklappt werden musste, wollte jemand den Platz hinter der Theke verlassen.
    Eine ältere Frau mit blondierten Haaren, die eine lange dunkelblaue Schürze umgebunden hatte, bediente die Gäste. Das brauchte sie bei mir nicht. Ich wandte mich an den Wirt und gab mit einem freundlichen Lächeln meine Bestellung auf.
    »Ein Bier hätte ich gern.«
    Der Wirt nickte und ging zum Zapfhahn. Bis das Getränk im Glas schäumte, blieb mir ein wenig Zeit, die ich nutzen wollte. Ich blickte mich um, wobei ich erst mal nur an der Theke entlang schaute, an der ich nicht allein stand.
    Dort hielten sich einige andere Durstige auf. Nur Männer und keine einzige Frau.
    Auch das machte den Unterschied zur Großstadt aus, wo die Tresen sonst von einem gemischten Publikum belagert waren. Hier regierte noch das Patriarchat.
    Ich wurde angeschaut, aber nicht angesprochen. Wahrscheinlich wollte man mir so zeigen, dass ich nicht willkommen war, aber das störte mich nicht weiter.
    Der Wirt, über dessen Oberkörper sich ein weißes T-Shirt mit dem Aufdruck »Champion« spannte, schob mir das Bier zu.
    »Wohl bekomm's.«
    »Danke.«
    Er blieb bei mir und musterte mich aus seinen kleinen schimmernden Augen.
    »Fremd hier?«
    Ich lachte leise. »Man sieht's, wie?«
    »Genau.« Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Zufall? Oder sind Sie bewusst hierher nach Firbank gekommen?« In seiner Frage war das Lauern nicht zu überhören gewesen.
    »Ist das wichtig?«, fragte ich nach dem ersten Schluck Bier.
    Er nickte. »Für uns schon.«
    »Warum?«
    »Weil wir eigentlich keine Fremden mögen, die wir nicht eingeladen haben.«
    »Interessant«, sagte ich. »Und warum ist das so?«
    »Weil es hier in der Nähe ein Haus gibt, das wir auch nicht mögen. Und die Bewohnerinnen ebenfalls nicht.«
    »Ach ja.« Ich tat ganz lässig. »Jetzt weiß ich, was Sie meinen. Den Tanga-Club.«
    »Genau den.«
    »Daran bin ich vorbeigefahren.« Der Mann kratzte sich hinter dem Ohr und stob damit ein paar helle Schuppen ab.
    »Nur vorbeigefahren?«
    »Ja.«
    Jetzt schüttelte er den Kopf. »Das glaube ich nicht. Nein, das glaube ich nicht, dass Sie am Puff vorbeigefahren sind. Sie haben sich bestimmt dort verwöhnen lassen. Und jetzt trinken Sie hier Ihr Bier, was ich überhaupt nicht mag. Das hätten Sie auch im Puff saufen können.«
    Jetzt wurde es still im Pub. Jeder hatte die Sätze gehört, und in die Stille hinein mischte sich die Spannung, denn jeder Gast wartete auf meine Antwort, die auch erfolgte.
    »Ja, das hätte ich«, stimmte ich ihm nach einer Weile zu. »Aber da gab es niemanden, der es mir hätte servieren können. Die Vögel waren ausgeflogen, Meister. Mein Pech.«
    »Ach, keine Frauen?«
    »So ist es.« Ich wandte meinen Blick von ihm weg und schaute zum Tisch mit den vier Männern hin.
    Sie saßen dort zusammen wie die Ölgötzen, starrten in Richtung Theke und ließen mich nicht eine Sekunde aus den Augen. Sie hockten da wie auf dem Sprung, und deutlich spürte ich die Feindseligkeit, die mir von ihnen entgegenströmte.
    »Schmeiß ihn doch raus, Rocky!«, meldete sich ein Mann, der an einem Tisch allein hockte und seine Haare unter einer Stoffmütze versteckt hatte.
    Rocky nickte und wandte sich an mich.
    »Haben Sie gehört, was da vorgeschlagen wurde?«
    »Der Mann sprach laut genug.«
    »Auch er mag keine Fremden.«
    Ich schaute den Wirt offen an. »Warum sagt ihr mir das? Habe ich euch was getan? Habe ich mich schlecht benommen? Oder habt ihr hier alle etwas zu verbergen?«
    Die letzte Frage hatte Rocky wohl nicht gepasst, denn er zuckte zurück, was mir nicht unlieb war, so musste ich seinen Schweißgeruch nicht länger einatmen.
    Seine Augen verengten sich noch mehr. »Wieso sollten wir etwas zu verbergen haben?«
    Ich hob in einer harmlosen Geste die Schultern an. Nebenbei stellte ich fest, dass es wieder still geworden war.
    »Nun ja, wer so auf Fremde reagiert wie die Leute hier, da kann man schnell auf diesen Gedanken kommen. Vielleicht stimmt es sogar, denn meine Fahrt hierher war schon etwas ungewöhnlich.«
    »Wegen des Clubs, wie?«
    »Nein, Rocky. Es gibt einen anderen Grund. Und ich werde

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