1562 - Totentanz im Tanga-Club
nach, wie die Menschen hier wohl ihr Geld verdienten.
Zwischen den Häusern gab es freie Flächen, und aus manchen Kaminöffnungen quoll hellgrauer Rauch.
Ein paar alte Laternen warfen ihr schwaches Licht auf den Boden. Nebel herrschte zum Glück nicht, sodass ich mit der Sicht zufrieden sein konnte.
Es gab auch hier in Firbank so etwas wie einen Ortsmittelpunkt, der aber nichts Besonderes war. Der größte Teil lag im Dunkeln, aber wer Durst hatte und ihn gern löschen wollte, der konnte seinen Fuß in ein Gasthaus setzen, das einfach nicht zu übersehen war. Es gab zwar keine Außenbeleuchtung, dafür eine Reihe von nebeneinander liegenden Fenstern, durch deren Scheiben Licht drang und sich gelbgolden auf einem schmalen Gehweg verteilte.
Auf meiner Fahrt in den Ort hatte ich von den vier Hexenfrauen nichts gesehen.
Auch im Dorf selbst waren sie bisher nicht aufgetaucht.
Das hatte allerdings nichts zu sagen, denn ich ging nicht davon aus, dass sie sich aus dem Staub gemacht hatten. Gestalten wie sie würden ihre Versprechen halten, daran gab es nichts zu rütteln.
Ich ging eine kleine Runde, nachdem ich meinen Wagen verlassen hatte, schaute und horchte, denn ich traute meiner Umgebung nicht, so friedlich sie auch war.
Dazu kam, dass Assunga mich gut genug kannte, um zu wissen, dass ich nicht aufgegeben hatte. Ich gehörte zu denen, die etwas bis zum Ende durchzogen, und dabei wollte ich möglichst als Sieger dastehen.
Noch sah es nicht so aus.
Da das Wetter nicht besonders war, wunderte es mich nicht, bisher keinen Menschen im Freien gesehen zu haben. Nur weiter vorn stieg jemand in seinen Wagen und fuhr davon.
Sofern ich mich erinnerte, waren die vier Männer nicht zu Fuß an den Ort ihrer Tat gelangt. Sie waren mit einem Auto gefahren, und ich holte mir noch mal eine bestimmte Szene der Flucht ins Gedächtnis zurück. Es musste ein recht geräumiges Fährzeug gewesen sein. Schließlich hatten sie Platz gebraucht, um auch Cora Bendix zu transportieren. Hier jedenfalls war nirgends ein derartiges Fahrzeug abgestellt worden.
Der kleine Rundgang hatte mich nicht weiter gebracht. Mir blieb nur der Anlaufpunkt, den ich mir schon zuvor ausgesucht hatte. Das war das Gasthaus mit den erleuchteten Fenstern.
Ich ging auf die Tür zu.
Obwohl sie geschlossen war, drang das Gemurmel der Stimmen bis zu mir. Ich sah den Griff, drückte ihn nach unten und stieß die Tür auf.
Es war nicht wie im Western, wenn der einsame Marshai den Saloon betritt, um jemanden zu verhaften, aber so ähnlich fühlte ich mich schon.
Die Gäste hier hatten mit dem Erscheinen eines fremden Mannes nicht gerechnet.
Das sah ich an den Augen der Männer, die mein Eintreten bemerkt und die Köpfe der Tür zugedreht hatten.
Auch ich ließ meine Blicke schweifen und wusste zwei Sekunden später, dass ich hier genau richtig war…
***
Links von mir und fast an der Wand stand ein runder Tisch, an dem vier Männer saßen.
Diesmal trugen sie keine Masken, aber wie sie da saßen, wirkten sie wie eine verschworene Gemeinschaft. Vor ihnen standen Gläser, aus denen sie Bier oder Schnaps getrunken hatten, und natürlich hatten auch sie mich gesehen.
Ich hatte nicht wie sie eine Maske getragen, und so brauchte keiner von ihnen zu raten, wen sie vor sieh hatten.
Ich erkannte zudem an ihrem Verhalten, dass sie genau wussten, wer ich war. Sie bemühten sich zwar, ihr Erschrecken in Grenzen zu halten, doch das gelang ihnen überhaupt nicht.
Das Zusammenzucken, das Anhalten der Luft, die Blicke, die sie sich gegenseitig zuwarfen, auch wenn sie nur kurz waren - das alles deutete darauf hin, dass die Fronten von vornherein geklärt waren.
Bei meinem Eintritt war es zwar nicht unbedingt still geworden, doch ein Teil der Gespräche war schon verstummt und man beobachtete mich mit nicht eben freundlichen Blicken. Ich empfand sie mehr als abschätzend oder leicht lauernd.
Darum kümmerte ich mich nicht. Ich gab zudem mit keiner Geste zu verstehen, dass ich die vier Männer erkannt hatte.
Ich wollte mich völlig normal verhalten wie jeder andere Gast, der das Gasthaus betrat, und deshalb führte mich mein Weg zur Theke hin, die vor mir so etwas wie eine breite Mauer bildete. Hinter ihr stand ein Mann, der schon allein von seiner Gestalt her Respekt einflößte.
Früher hätte man zu ihm Catcher gesagt. Heute hieß das ja Wrestler. Daran erinnerte er mich. Eine mächtige Figur, die allerdings auch Fett angesetzt hatte. Ein Kopf ohne Haare, und ein
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