1562 - Totentanz im Tanga-Club
stand auf der Stelle, die Welt um mich herum schien eingefroren zu sein, und doch durchlief mich ein Zittern, das ich nicht kontrollieren konnte.
Dann schwankte ich. Ich richtete meinen Blick nach vorn, sah aber, dass die Realität recht verzerrt war. Sie hatte sich verschoben. Ich erkannte Assunga, die mit wehendem Mantel nach vorn lief und ihre Arme ausbreitete.
Dann musste ich zu Boden, weil mich irgendeine Kraft nach vorn zog. Ich schaffte es, mich mit den ausgestreckten Armen abzustützen, bevor ich auf den Bauch fallen konnte.
So blieb ich knien, hob den Kopf etwas an und schaute nach vorn, wo sich das Geschehen abspielte.
Ich musste zugeben, dass Assunga genau gewusst hatte, was sie tat. Sie hatte mich an einer empfindlichen Stelle getroffen, mich fast bewegungsunfähig gemacht und mich auf diese Weise gedemütigt, denn ich bekam das Geschehen mit, konnte aber nicht eingreifen.
Die vier nackten Frauen hatten ihren Boss erreicht. Alan Sutler war nur noch ein vor Angst schlotternder Wicht. Es war schon ein Wunder, dass er es noch schaffte, sich auf den Beinen zu halten. Er schwankte dabei von einer Seite zur anderen, drehte sich auch mal, doch er kam nicht von der Stelle. Der Hexenkreis war zu eng. Dann griffen sie zu, nachdem Assunga ihnen einen Befehl erteilt hatte.
Sie begannen mit ihrem Totentanz.
Sie stießen den Mann von einer Seite zur anderen, aber sie sorgten zugleich dafür, dass er nicht zu Boden fiel.
Ich hörte ihn jammern und schreien, was nicht allein durch das Schubsen verursacht wurde. Da musste es noch etwas anderes geben, und das sah ich in den nächsten Sekunden.
Da half mir auch mein Kreuz nicht, und ich sah, wie sich Alan Sutler veränderte, als er von den acht Händen zugleich angefasst wurde. Von ihnen ging etwas aus, das ich nur als Hexenkraft einstufen konnte.
Assunga hatte ihre Zeichen gesetzt, und sie arbeitete mit den gleichen Mitteln, die auch gegen die Hexen verwendet wurden.
Feuer-Hitze!
Alan Sutler fing an zu glühen. Er brannte nicht, er glühte nur, denn es schlugen keine Flammen aus seinem Körper. Es war nur die tödliche Glut, die ihn verzehrte.
Es war ein schreckliches Bild, das ich gezwungenermaßen mit ansehen musste.
Assunga hatte genau gewusst, was sie tat. Sie selbst griff nicht ein. Sie schaute zu, und auf ihrem Gesicht glaubte ich ein zufriedenes Lächeln zu sehen.
Alan Sutler sah von Sekunde zu Sekunde immer schlimmer aus. Seine Haut rötete sich stark und platzte dann einfach weg, und sein Schreien endete in einem schrecklichen Wimmern. Dann brach er zusammen. Die vier Frauen brauchten ihn nicht mehr anzufassen. Sie hatten ihren Totentanz beendet. Zu ihren Füßen lag der verglühte Körper, der noch vor Kurzem ein normaler Mensch gewesen war und das nie mehr sein würde, denn der Tod hatte ihn ereilt.
Es war still geworden. Selbst Assungas Schritte waren nicht zu hören, als sie auf mich zukam.
Sie blieb stumm, sie lächelte nur, und das sagte mir mehr als alles andere. Es war das Lächeln einer Siegerin, und es würde sie besonders freuen, dass sie auch einen Sieg über mich errungen hatte.
Locker blieb sie vor mir stehen und fragte: »Kannst du dir denken, was ich jetzt mit dir anstellen könnte?«
»Versuch es doch!«, presste ich hervor.
»Nein, nicht heute. Irgendwann einmal, wenn sich gewisse Dinge verändert haben. Dann sehen wir uns wieder. Dann gibt es nur uns beide, John Sinclair.« Sie deutete auf den Toten. »Ich habe den ersten Teil des Spiels gewonnen, aber es ist noch nicht vorbei. Es geht weiter, denn meine Freundinnen und ich lassen uns nichts gefallen.«
Sie tippte mich an. »Fahr nach Hause, John Sinclair. Du kannst uns hier nicht aufhalten. Kümmere dich um Mallmann und seine Vampire, aber lass uns in Ruhe.«
Sie tippte mich noch mal an. »Es ist auch zu deinem Besten.«
Damit hatte sie alles gesagt. Ein letzten Nicken noch, dann drehte sie sich um und ging davon.
Sie nahm die vier nackten Frauen in die Arme. Zuvor hatte sie den Mantel geöffnet und so weit wie möglich ausgebreitet.
Alle vier fanden Platz darunter, und sie verschwanden, als Assunga ihn zusammenklappte.
Noch in der selben Sekunde war keiner von ihnen mehr zu sehen…
***
Ich war Zeuge gewesen, doch ich hatte nicht eingreifen können, und daran hatte ich ziemlich zu knacken.
Es war mir vor Augen geführt worden, wie groß meine Hilflosigkeit sein konnte, und das nur durch diesen Schlag in den Nacken, der mich paralysiert hatte.
Aber war es nur der
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