1562 - Totentanz im Tanga-Club
Gäste umschauten. Fast alle Männer schienen ein schlechtes Gewissen zu haben. Besonders das Killer-Quartett am runden Tisch.
Die vier Männer hatten die Köpfe zusammengesteckt. Sie sprachen mit so leisen Stimmen, dass sie schon am Nebentisch nicht mehr verstanden wurden. Sie waren das personifizierte schlechte Gewissen.
Auch wenn sie hinter Gitter gehörten, fühlte ich mich trotzdem für sie verantwortlich. Ich konnte nicht zulassen, dass die Hexen sie so bestraften wie Alan Sutler.
Ich konnte mir auch vorstellen, dass Assunga und ihre Bande bereits in der Nähe lauerten und nur auf eine Chance warteten, eingreifen zu können. Und das würden sie dann mit aller Konsequenz tun.
Einer hielt es nicht mehr aus. Es war Larry, der Besitzer der Dogge. Er sprang in die Höhe, schüttelte sich und schrie mit schriller Stimme: »Verdammt noch mal, ich lasse mich hier nicht fertigmachen! Ich nicht!« Er klopfte gegen seine Brust und nickte. »Ich gehe jetzt. Ich schaue nach, ob Killer bei mir zu Hause ist. Da könnt ihr sagen, was ihr wollt.«
Sie sagten nichts.
Dafür mischte ich mich ein. »Ihr Hund ist tot. Er kann nicht zu Ihnen zurückgekehrt sein.«
Mit einer wütenden Bewegung drehte sich Larry zu mir um. Sein Pferdegesicht war nicht nur totenbleich geworden, es war auch verzerrt.
»Halt dein verdammtes Maul!«, brüllte er mich an. »Mit dir werden wir hier schon noch abrechnen.«
»Das habe ich mir fast gedacht. Es ist nie gut, wenn man Zeugen für ein Tat hat, nicht wahr?«
Larry sagte nichts mehr. Er stieß nur schnaufend den Atem aus und rannte davon.
Nichts konnte ihn aufhalten, und das wollte auch niemand.
Ich dachte für einen Moment darüber nach, dass er möglicherweise in sein Unglück lief, aber das war nicht mehr mein Problem.
Alle Gäste zuckten zusammen, als er mit einem wuchtigen Knall die Tür zuhämmerte.
Seine drei Verbündeten waren am Tisch sitzen geblieben, schauten sich an und wagten nicht ein Wort zu sagen. Aber sie sahen alle irgendwie angeschlagen aus. Es war deutlich zu erkennen, dass in ihren Augen die Angst vor der Zukunft schimmerte.
Ich hatte genug gesagt und wollte die Stimmung nicht noch weiter anheizen. Aber ich merkte auch, dass ich im Zentrum des Interesses stand. Mir wurde scheue Blicke zugeworfen, in denen ich nicht die Spur von Freundlichkeit erkannte. Man sah mich als Fremden und Eindringling an, der die Dorfruhe störte.
Nur der Wirt war neugierig, doch er sprach so leise, dass nur ich ihn verstand.
»Stimmt das denn alles, was Sie da erzählt haben?«
»Ja. Warum fragen Sie das immer wieder?«
»Weil ich es nicht fassen kann.« Ich verzog den Mund. »Das Leben besteht nicht nur aus Sonntagen. Und in Orten wie hier brodelt es öfter unter der Oberfläche. Dass ich hier bin, verdanke ich einem Zufall. Hätte ich das Feuer nicht gesehen und wäre ich nicht hingelaufen, wären die Killer ungeschoren davongekommen. Denn wer hätte sich schon um eine der Frauen gekümmert, die im Club arbeiteten? Ihr habt sie doch alle gehasst.«
Der Wirt senkte den Blick. »Sie gehören nicht hierher. Wir wollten auch keinen Kontakt.«
»Aha. Hatten sie denn niemals Besuch bekommen von jemandem aus dem Ort hier?«
»Das weiß ich nicht.« Rocky zog sich in sein Schneckenhaus zurück.
Ich hatte allerdings begriffen. Es gab sicherlich den einen oder anderen männlichen Bewohner, der dort war, um seine Neugier oder Lust zu befriedigen: »Wollen Sie die Polizei holen?«
»Es wird sich nicht vermeiden lassen. Ich hätte sie schon längst informieren können, wenn es da nicht die andere Gefahr geben würde, von der ich vorhin gesprochen habe.«
»Diese - diese Hexen?«
Er schaute mich schief an.
»Ja.«
»Dann war das doch nicht so verkehrt, dass sie diese Cora verbrannt haben.« Die Bemerkung stieß mir sauer auf. Ich holte tief Luft und schaute ihm dabei ins Gesicht. Die Narbe auf seiner Stirn schien zu pulsieren.
»Sie war keine Hexe, noch nicht, verstehen Sie? Cora Bendix hätte vielleicht eine werden können, aber das ist nicht sicher. Es wurde eine normale Frau verbrannt.«
»Ja, schon gut.« Er nickte heftig. Danach wurde sein Blick lauernd. »Sie wissen ziemlich gut Bescheid. Sogar mehr als wir, die wir hier in der Gegend wohnen.«
»Das hat sich so ergeben. Leider weiß ich noch nicht genug. Aber das lässt sich ändern. Zudem mache ich mir Sorgen um diesen Larry, der seinen Hund suchen will.«
»Er kann sich wehren.«
»Ach, glauben Sie? Auch gegen
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