1562 - Totentanz im Tanga-Club
zahlreiche Sterne, die funkelten wie Diamantensplitter.
Ihr kam der Gedanke, dass dies wohl das letzte schöne Bild war, das sie in ihrem Leben zu sehen bekam. Sie würde sterben. Sie glaubte nicht mehr an eine Rettung, denn wer sollte ihr in dieser Einsamkeit zu Hilfe kommen?
Killer sprang mit einem Satz auf den Wagen. Sie fürchtete, dass er ihr an die Kehle gehen würde, doch einer der Männer gab der Dogge einen Befehl.
Sie hockte sich so hin, dass sie Cora Bendix im Blick behalten konnte. Ihre Augen schimmerten wie Eisstücke. Cora brauchte erst gar nicht daran zu denken, sich aufzurichten und sich über die Ladekante zu werfen. Killer würde das nicht zulassen.
Die vier Männer stiegen in das geräumige Fahrerhaus.
Cora hörte, wie die Türen zugeschlagen wurden.
Wenig später durchlief den Wagen ein Zittern, als jemand den Motor anließ. Und wiederum dauerte es nur Sekunden, bis er sich in Bewegung setzte.
Wenn der Pickup über einen unebenen Untergrund rollte, wurde Cora von einer Seite zur anderen geschleudert.
Natürlich durchzuckten zahlreiche Gedanken ihren Kopf. Einer allerdings stand an erster Stelle.
Es würde eine Reise in den Tod werden…
***
Wie lange Cora auf der Ladefläche verbracht hatte, wusste sie nicht zu sagen. Durch die sich immer wiederholenden Bewegungen war sie hin und her geschleudert worden. Sie hatte jede Bodenwelle mitbekommen, jede Kurve, in denen sie der Fliehkraft nichts hatte entgegensetzen können, und sie war sogar beinahe froh gewesen, als der Pickup schließlich anhielt.
Wo das genau war, sah sie nicht. Sie konnte ja nicht über die Ladekanten schauen.
Der Motor verstummte.
Dafür hörte Cora ein anderes Geräusch. Es war das Hecheln der Dogge. Sie konnte es wohl kaum erwarten, wieder in Aktion zu treten, aber noch hielt sich der Hund zurück.
Es wurde still, sehr still, weil die Männer noch im Fahrerhaus blieben. Cora schaute aus ihren verweinten Augen zum Himmel und sah ihn nicht mehr so klar.
Cora umgab eine Stille, die schon der auf einem Friedhof glich. Und da würde sie bald landen.
Die Türen des Pickups wurden aufgestoßen.
Stimmen klangen an Coras Ohren, aber auch Gelächter. Die Hundesöhne fühlten sich anscheinend wohl in ihrer Haut. Es würde ihnen Spaß bereiten, sie brennen zu sehen.
Damit hatte sie auch jetzt noch ihre Probleme. Nicht dass sie es als einen Bluff ansah, aber was trieb vier Männer, die ein normales Leben geführt hatten, dazu, sich in grausame Mörder zu verwandeln? Wenn man sie mit Schimpf und Schande aus dem Ort gejagt hätte, das hätte sie noch verstanden, aber nicht so etwas. Das war einfach zu absurd.
Ein Pfiff ertönte. Killer reagierte sofort. Die Dogge sprang mit einem Satz von der Ladefläche und blieb leise hechelnd neben dem Pickup stehen.
Die hintere Ladeklappe wurde herabgelassen. Die Hände des Affen griffen nach Coras Füßen und zogen sie auf die Klappe zu. Wenig später half der Teufel mit, sie von der Ladefläche zu heben und sie auf den Boden zu stellen.
Schwindel erfasste sie, und so musste sie festgehalten werden, damit sie nicht stürzte.
»He, was ist mit dir los?«
»Bitte, ich…«
Der Affe fauchte sie an. »Das hättest du dir früher überlegen sollen. Wir haben euch gewarnt.«
»Ja, aber…«
»Es bringt nichts mehr, wenn du es mit Ausreden versuchst. Du bist fällig. Das musste dir klar sein.«
Ja, es war Cora jetzt klar. Deshalb sagte sie auch nichts mehr. Sie überließ sich ihrer Angst, die ihr Herz in eine heftig klopfende Pumpe verwandelt hatte.
Aus einer gewissen Entfernung hörte sie die Stimme eines der anderen Peiniger.
»Ihr könnt kommen.«
»Na denn«, sagte der Teufel und stieß Cora vor.
Trotz ihrer Angst war sie noch fähig, einen Blick in die Umgebung zu werfen. In der herrschenden Dunkelheit war nicht viel zu erkennen. Da der Himmel inzwischen völlig klar war, sah sie wenigstens, dass sie und die vier Männer zusammen mit dem Hund in einer tiefen Einsamkeit gelandet waren.
Hierher verirrte sich bestimmt nur selten jemand, und in der Nacht schon gar nicht.
Sie wurde an einen Ort geführt, der jetzt zu sehen war. Die anderen beiden Typen waren vorangegangen und hatten für Licht gesorgt. Feuer brannten, keine Lampen.
Flammen züngelten in die Höhe und zerrissen die Finsternis. Sie schlugen aus zwei Tonnen hoch und beleuchteten etwas, das Cora beim ersten Blick noch nicht erkannte.
Dann sah sie, dass es ein Pfosten war, den man auf einer grauen kahlen Fläche
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