1562 - Totentanz im Tanga-Club
Wieder völlig unvorbereitet, sodass sie aufschrie.
Diesmal öffnete sie auch die Augen.
Es gab Licht in ihrer Umgebung. Taschenlampen waren so hingestellt worden, dass die Umgebung einigermaßen erhellt wurde.
Cora riss die Augen weit auf, nachdem das Wasser an ihrem Gesicht hinab gelaufen war.
Sie sah vier Gestalten ohne menschliche Gesichter.
Eine Affenmaske!
Dann die Fratze eines Teufels!
Die dritte Maske bestand aus einem Gesicht, das durch zahlreiche Messerstiche verletzt worden war, sodass der Betrachter in widerlich rote Wunden schaute.
Und der Tod war auch vorhanden. Ein bleichgelbes Skelettgesicht mit einem offenen Maul.
Der Schreck traf Cora tief, obwohl ein anderer ebenso schlimm war. Erst jetzt stellte sie fest, dass man ihr die Hände auf dem Rücken gefesselt hatte. Klebebänder umschlossen die Handgelenke, sodass sie sie nicht mehr bewegen konnte.
Die vier Männer hatten sich vor ihr aufgebaut. Die Dogge hockte an der Seite und ließ sie ebenfalls nicht aus den Augen. In ihren Pupillen fing sich das Licht einer Taschenlampe, und ihr Hecheln hörte sich an wie die Vorfreude auf ein köstliches Mahl.
»Die Flucht hat dir nichts gebracht«, sagte der Tod. »Aber das haben wir dir vorher schon gesagt. Du hast deine Chance verpasst. Und ich sage dir, du wirst die Warnung für alle anderen Nutten werden. Wir wollen euch nicht hier haben, aber ihr habt ja gedacht, stärker zu sein als wir Provinztypen. Falsch gedacht.«
Cora Bendix zog die Nase hoch und atmete keuchend.
»Bitte«, flehte sie, »ich konnte nicht weg, versteht ihr das nicht? Ich kann nicht so einfach verschwinden. Ich habe einen Job, einen Vertrag und…«
»Ja, im Tanga-Club«, sagte der Affe. »Damit wird es bald vorbei sein. Wenn wir mit dir fertig sind, wird der Club explodieren, das schwöre ich dir.«
»Was - was - soll das denn?«
»Das wirst du sehen!«, flüsterte der Teufel. Seine Maske war dreieckig und an Hässlichkeit kaum zu überbieten.
Cora ahnte, dass sich die vier Männer für sie ein schreckliches Schicksal ausgedacht hatten. Sie versuchte zu retten, was noch zu retten war.
»Bitte, lasst mich gehen. Ich verspreche euch, dass ich nicht mehr zurück in den Club gehen werden und…«
Die Blutmaske unterbrach sie. »Dazu ist es zu spät. Du wirst keine Menschen mehr verhexen, damit ist es vorbei. Aber ich kann dir versprechen, dass du sterben wirst wie eine Hexe.«
»Ja«, zischte der Tod. »Erinnere dich daran, was früher geschehen ist. Da hat man die Hexen auf einen Scheiterhaufen gestellt und sie verbrannt. Manchmal sind die alten Methoden doch die besten, und ich kann dir versprechen, dass wir sie nicht vergessen haben. Auch du bist für den Scheiterhaufen vorgesehen. Es ist schon alles vorbereitet. Die Bühne steht: Es fehlt nur noch die Hauptperson, aber die haben wir ja jetzt.«
Cora hatte jedes Wort verstanden, aber sie konnte es nicht fassen. Es war zu schlimm, und das Schlimmste war, dass diese vier Kerle nicht blufften. Sie waren bereit, zu eiskalten Mördern zu werden. Die Gnadenlosigkeit stand in ihren Augen, die hinter den Schlitzen funkelten.
»Aber das ist Mord!«, stammelte sie.
Die Männer lachten. Sie gaben sogar zu, dass es Mord sein würde.
Die Affenmaske sagte: »Man muss die Welt von Typen wie dich befreien! So etwas wie du hat kein Recht zu leben. Du ziehst andere ins Unglück. Du bist Dreck, Abschaum, eine Nutte, die Geld dafür nimmt, dass sie mit Menschen perverse Dinge treibt.«
Cora sah ein, dass sie gegen die Argumente nicht ankam. Da hätte sie reden können, so viel sie wollte. Die andere Seite würde sich von ihrer grauenhaften Tat nicht abbringen lassen.
»Fahren wir!«, sagte der Tod.
Der Affe und der Teufel reagierten sofort. Es waren kräftige Männer, die eine Frau leicht anheben konnten. Und das geschah mit Cora Bendix. Sie wurde in die Höhe gerissen.
Erst jetzt, als sie den Kopf drehte, sah sie, dass sie bisher an der Seitenwand eines Pritschenwagens gelehnt hatte.
Auch der Hund blieb nicht mehr an seinem Platz. Er lief die wenigen Schritte bis an die Rückseite des Pickups neben ihnen her.
Noch einmal wurde sie angehoben. Man gab ihr Schwung und schleuderte sie wie einen Sack auf die Ladefläche.
Hart prallte Cora auf. Sie stieß sich den Kopf, spürte die Schmerzen wie Messerstiche und sah Sterne vor ihren Augen aufsprühen.
Cora blieb nicht allein auf der Ladefläche.
Sie lag auf dem Rücken. Hoch über ihr am Himmel rissen die Wolken auf. Sie sah
Weitere Kostenlose Bücher