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1563 - Blut-Geschwister

1563 - Blut-Geschwister

Titel: 1563 - Blut-Geschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es gab keine andere Möglichkeit. Die Umgebung war für mich uninteressant geworden. Auch die Gerüche nahm ich kaum wahr. Es ging mir einzig und allein um den Blutsauger, der ein leises Knurren von sich gab, mich nicht aus den Augen ließ und plötzlich sah, dass etwas aus meinem Hemdausschnitt erschien, das silbern blinkte.
    Es war das Kreuz!
    Es hatte sich schon leicht erwärmt, doch darauf achtete ich nicht. Ich behielt nur Boris im Auge. Dessen Gesicht verzerrte sich. Angst stand darin. Er schien zu wissen, was dieser Anblick für ihn bedeutete. Das war jedem Vampir klar, wenn er mit dem Zeichen des Guten konfrontiert wurde. Boris erschauerte. Dann gab er einen Laut von sich, den auch ein Hund hätte ausstoßen können, so jaulend und klagend wehte er durch den Keller.
    Er versteifte plötzlich, als wäre er eingefroren. Sein Mund stand offen und die Augen weiteten sich, bevor er den Kopf zur Seite drehte, weil er den Anblick einfach nicht mehr ertragen konnte.
    Wir hörten ihn beide ächzen, wobei er den Kopf nach wie vor gesenkt hielt.
    Ich lächelte Harry kurz zu, bevor ich mich etwas nach vorn beugte und den Blutsauger ansprach.
    »Du weißt, was das Kreuz für dich bedeutet, Boris?«
    »Nimm es weg, verdammt!«
    »Nein, das werde ich nicht. Ich will, dass du Schmerzen spürst. Dass du daran denkst, wie du vergehen wirst, ohne dass du je einen Tropfen Menschenblut getrunken hast.«
    »Nein!«, heulte er auf.
    »Doch!«
    Wieder schrie er. Zugleich schleuderte er sich herum. In diesem Moment schien er das Kreuz vergessen zu haben. Jetzt erfasste er es wieder mit einem schnellen Blick, und seine Angst steigerte sich noch mehr. Er hielt den Mund weit offen, und die Augen wollten ihm beinahe aus den Höhlen treten.
    Ich ging noch näher an ihn heran, sodass ich von oben her auf ihn schaute und er mein Kreuz über sich pendeln sah.
    Er schloss die Augen. Dennoch wurde er die Folter nicht los. Dafür sorgte allein die Nähe des Kreuzes. Er warf sich auf dem Boden und auf den Kanten der Stufen wild hin und her, bis er meine Stimme hörte.
    Ich sagte: »Hör auf damit, es hat keinen Sinn!«
    Ein paar Zuckungen noch, und er lag still. Aber die Heullaute drangen nach wie vor aus seinem Mund. Die würde ich auch so schnell nicht abstellen können.
    »Willst du mit mir reden?«
    »Kann nicht.«
    Darauf ließ ich mich gar nicht erst ein. »Sicher kannst du das. Du musst es nur wollen. Reden bedeutet eine Chance für dich«, log ich. »Die willst du doch haben?«
    Boris gönnte sich eine Pause und überlegte. »Was willst du alles wissen?«, keuchte er dann.
    »Schon besser, Boris. Ich will gar nicht mal viel wissen. Ich möchte nur erfahren, wer dein Blut getrunken und dich zum Vampir gemacht hat. Man spricht von einer Frau. Stimmt das?«
    Er lachte.
    Ich wollte mich nicht verarschen lassen und brachte die Hand mit dem Kreuz näher an ihn heran. Obwohl er mich nicht anschaute, spürte er die Gefahr und fing an zu kreischen.
    Das war nicht gespielt. Ich hatte genug Erfahrungen mit Vampiren sammeln können. Ich wusste, dass ihm die Nähe des Kreuzes ungeheure Schmerzen bereitete, aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen, denn es ging hier um ein Monster, das nicht noch mal auf Menschen losgelassen werden durfte.
    »Nimm es weg! Weg damit!« Jedes Wort drang als schriller Schrei aus seinem Mund.
    »Du wirst reden?«
    Sein »Ja!« glich mehr einem Heulen.
    »Okay, dann los.« Ich tat ihm den Gefallen und brachte die Hand mit dem Kreuz hinter meinen Rücken.
    Boris merkte, dass es ihn nicht mehr direkt bedrohte. Er veränderte seine Haltung und schielte mich mit leicht zur Seite gedrehtem Kopf an.
    »Okay?«
    »Was soll ich sagen?«
    »Ich will wissen, wer dein Blut getrunken hat.«
    »Das weißt du. Eine Frau.«
    »Ja, aber sie muss auch einen Namen haben. Jeder hat einen Namen. Sogar ein Vampir.«
    Er öffnete den Mund weiter. Ich hatte das Gefühl, als wollte er mich auch jetzt noch anlügen, und bewegte meinen rechten Arm, sodass er damit rechnen musste, mein Kreuz zu sehen.
    »Ich sage ihn! Ich sage ihn!«
    »Gut. Und wie heißt sie?«
    »Lena.«
    »Aha.« Ich schaute zu Harry Stahl hin, der das Verhör bisher schweigend verfolgt hatte.
    Er hob die Schultern. Demnach sagte ihm der Name auch nichts.
    »Lena also.«
    »Ja!«
    »Und wie weiter?«
    »Keine Ahnung!«, sprudelte es aus ihm hervor, wobei sich die Worte fast überschlugen. »Ich weiß es nicht. Ich kenne nur diesen Namen. Sie heißt Lena.«
    »Okay. Sie hat

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