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1563 - Blut-Geschwister

1563 - Blut-Geschwister

Titel: 1563 - Blut-Geschwister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dich also geholt und gebissen.«
    »Es war so herrlich. Ich - ich - habe mich gefreut. Ich war plötzlich ein Anderer. Ich kann ewig leben, wenn ich will. Ewig!«, schrie er und warf sich herum.
    Ich hatte zwar etwas von ihm gehört, aber das reichte mir bei Weitem nicht. Ich musste wieder daran denken, was Harry Stahl mir von Walter Quirins Beobachtungen berichtet hatte.
    »Man hat dich mitgenommen, nicht wahr?«
    »Ja, das hat man.«
    »Und wohin? Wohin hat dich Lenas Begleiter verschleppt? Wo bist du mit ihnen gewesen?«
    »Ich war bei ihm.«
    »Ach. Hat er auch einen Namen?«
    »Leon. Er heißt Leon.«
    »Und weiter?«
    »Er und Lena sind ein Paar.« Er bäumte sich wieder auf. »Auch er hat mein Blut getrunken. Sie hat ihm etwas übrig gelassen. Ja, das hat sie.«
    Harry und ich tauschten einen Blick. Was wir soeben erfahren hatten, war uns neu.
    Ich spürte in meinem Innern die Erregung und bekam einen schlechten Geschmack in der Kehle.
    »Zwei also«, flüsterte Harry.
    Ich wandte mich wieder an den Blutsauger, der mich immer noch anstierte. In seinem bleichen Gesicht zuckte es. Die Augen waren tief in die Höhlen zurückgetreten. Er hielt den Mund noch immer offen, und aus der Kehle drang ein röchelndes Geräusch.
    »Wo hat dich diese Lena hingebracht?«, flüsterte ich scharf.
    »Weg von hier!«
    »Wohin? Ich will alles genau wissen!«
    »In ein Haus. Ja, in ein altes Haus.«
    »Sehr schön, und wo finde ich es?«
    »Keine Ahnung. Im Wald. Ich war benommen. Aber nicht sehr weit weg von hier.«
    Ich schaute meinen Freund Harry an. »Kannst du mit dieser Aussage was anfangen?«
    »Nein, kann ich nicht. Ich weiß nichts. Ich kenne mich hier auch nicht aus.«
    »Ja, das habe ich mir fast gedacht.«
    »Glaubst du denn, dass er lügt?«
    »Nein, das traut er sich nicht. Nicht in einer Situation wie dieser, wo es um seine Existenz geht.«
    »Was willst du tun?«
    »Ich frage ihn noch mal.«
    Boris hatte uns zugehört. »Ich weiß nicht, wo dieses Haus steht. Es war Nacht und stockdunkel. Warum glaubt ihr mir denn nicht?«
    »Ist schon okay, Boris«, sagte ich. »Wir glauben dir ja. Du hast also auch diesen Leon bei ihr gesehen.«
    »Er war da.«
    »Und er hat dich ebenfalls gebissen.«
    »Er trank die andere Hälfte meines Blutes.«
    »Gut. Aber man hat dich nicht dort behalten. Du konntest wieder gehen. Oder bist du geflohen?«
    »Nein, sie ließen mich frei.«
    Im Laufe der Jahre bekommt man ein Gefühl dafür, ob Menschen oder auch Vampire die Wahrheit sagen oder lügen. Das war auch in diesem Fall so. Ich war davon überzeugt, die Wahrheit gehört zu haben, nickte ihm zu und sagte mit leiser Stimme: »Dann bist du also wieder losgeschickt worden, um dir Blut zu holen.«
    »Ja.«
    »Und du wolltest es dir hier holen. Es gibt ja genügend Menschen hier im Haus. Klar.«
    Er antwortete nicht. Nur sah er, dass Harry und ich einen Blick tauschten. Mein deutscher Freund fragte mit leicht belegter Stimme: »Ist es so weit?«
    »Ich denke schon.«
    »Was ist so weit?«, kreischte der Vampir, der wohl ahnte, dass es um ihn ging. Und da hatte er sich nicht geirrt, denn wenig später schaute er wieder auf mein Kreuz.
    Er riss den Mund auf, um zu schreien.
    Er kam nicht mehr dazu.
    Sein Schrei wurde im Ansatz erstickt. Ich hatte ihm blitzschnell mein Kreuz gegen die Stirn gedrückt.
    Dann schrie er doch noch!
    Obwohl er eigentlich schon tot war, hörte es sich für mich wie ein Todesschrei an.
    Sein Echo zitterte an den Wänden entlang, als wollte es die Flaschen in den Regalen und Kisten zerspringen lassen.
    Harry und mir war nicht wohl bei dieser Aktion, doch es gab keinen anderen Weg.
    Wir hatten handeln müssen.
    Wir sahen zu, wie Boris von seinem Fluch erlöst wurde. Er krachte noch mal mit dem Rücken gegen die Stufenkanten. Dann drehte er seinen Kopf, und wir schauten in sein Gesicht.
    Auf der Stirn hatte mein Kreuz einen Abdruck hinterlassen, der sich sichtbar in die Haut eingegraben hatte. Aber zugleich hatten sich die Gesichtszüge des Vampirs entspannt. Sein Mund klappte zu wie eine Luke, und das war es dann.
    Er lag bewegungslos vor uns. Nur machte er jetzt einen friedlichen Eindruck. So wie er hätte auch ein schlafender Mensch aussehen können. Seine Augen glichen denen eines Toten. Ich schloss sie ihm und erhob mich dann.
    »War's das?«, fragte Harry.
    »Nur für den Anfang. Es geht jetzt erst richtig los, denn wir kennen nun zwei Namen. Lena und Leon. Es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir sie

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