1564 - Report der Unsterblichkeit
Freundes nicht unnötig strapazieren", sagte Atlan und übergab an den Autopiloten, der den Gleiter nach den Anweisungen des musealen Leitsystems in die vorgesehene Parknische steuerte. Daß er überhaupt das abgesicherte Gelände hatte überfliegen dürfen, das sich mit den bis zum Horizont reichenden Parks wie eine kleine Welt für sich gab, hatte Atlan wieder einmal jenem Galaman zu verdanken, der ihn nach der Geschichte am Raumhafen eigentlich nie wieder hatte unterstützen wollen.
Galaman erwartete ihn und Theta beim Haupteingang des Trichters, wo sich an diesem sonnigen Tag ganze Scharen von Touristen drängten. Die beiden Ankömmlinge wurden beiseite genommen und an Wärtern vorbei durch eine getarnte Seitentür direkt in das Büro des Museumsdirektors geführt. Der Mann war schätzungsweise einhundert Jahre alt, sah aber aus, als hätte er schon auf die doppelte Lebensspanne zurückzublicken.
Er begrüßte Atlan etwas zu überschwenglich für jemanden, dem die Sorge um sein Anvertrautes deutlich genug im Faltengesicht geschrieben stand. Er buckelte und dienerte und baute darauf, daß aus Atlan doch noch einmal Gonozal der Neunte werden würde.
Atlan hatte seine liebe Not, ihn endlich zum Schweigen zu bringen und das Anliegen vorzutragen, das er durch Galaman schon Stunden vorher hatte vorbringen lassen. Es lautete kurz und bündig: „Ich möchte nichts anderes als dieses Museum der arkonidischen Geschichte besuchen - eine fachkundige Führung zur Seite. Vor allem aber möchte ich, daß nichts von meinem Besuch an die Öffentlichkeit dringt.
Ich will ungestört kommen und ebenso ungestört wieder gehen."
Atlan wollte es nicht so drastisch ausdrücken, daß das Museum für die Dauer seines Besuchs für den normalen Publikumsverkehr ganz geschlossen werden sollte. Auch das hätte zu Fragen und Aufsehen geführt. Doch der Museumsdirektor, seines Zeichens Imperialer Denkmalsbewahrer, hatte ihn auch so durchaus verstanden und in aller Eile und mit Hilfe des Verwaltungssyntrons einen Plan ausgearbeitet, der es gestatten sollte, daß Atlan und seine Begleitung von den Besucherscharen getrennt und unbemerkt die sie interessierenden Bereiche des Artefakts besichtigen konnten.
Der Plan war allerdings so kompliziert, daß Atlan schon daran dachte, doch lieber die weniger bekannte Theta allein zu den Geheimnissen der Vergangenheit zu entsenden, als die Prozedur auf sich zu nehmen. Schließlich überzeugte ihn der Direktor doch noch, wobei die Erwähnung, daß es sich bei dem Trichterbau um ein hauptsächlich technisches und weit in die Vergangenheit zurückreichendes Museum handelte, keine geringe Rolle spielte.
Atlan ergab sich in sein Schicksal, wozu auch gehörte, daß ihm und Theta ein blaßhäutiger Denkmalsbewahrer namens Momeron zur Seite gestellt wurde. Momeron glich einer Mumie, die selbst Denkmalsschutz zu beanspruchen hatte. Er war nur knapp sechzig Jahre alt, aber er hätte rein äußerlich ein Zwillingsbruder des Direktors sein können. Die silberweißer!
Haare waren mindestens dreißig Zentimeter lang und auf dem Rücken zu einem Zopf geflochten. Die Augäpfel verbargen sich hinter rubinrot eingefärbten Schalen aus glitzernden Mikrokristallen, und die Bekleidung des Imperialen Denkmalsrats war eine Phantasieausgabe jener Gewänder, die Atlan selbst noch aus seiner Zeit als Kristallprinz kannte. Hier mußte Momeron wohl einige Geschichtsepochen durcheinandergebracht haben.
Natürlich hütete Atlan sich, ihm dies zu sagen, denn Momeron strahlte die sanfte Würde eines Mannes aus, der es gewohnt war, philosophierend auf Wolken zu schreiten.
Momeron stellte sich vor, nicht ohne darauf hinzuweisen, daß er jeden, der an den Heiligtümern der Vergangenheit Frevel beging, mit Feuer und Schwert bekämpfen würde.
Und so, wie er das sagte, nahm ihm Atlan das ohne weiteres ab.
Momeron zeigte sich immerhin als äußerst beschlagen in fast allen Epochen der arkonidischen Kultur, soweit eben überhaupt Wissen vorhanden war, das sich irgendwo gespeichert fand oder aus bislang verborgenen Quellen rekonstruiert werden konnte. Er führte Atlan, Theta und Galaman zunächst durch Galerien, die Kunstwerke altarkonidischer Maler, Bildhauer und Computerkünstler vorzuweisen hatten. Entsprechend dem Alter des Trichterbaus, stammten sie in der Regel aus dem 10.
Jahrtausend vor der Jetztzeit und priesen die damalige Technologie. Viele der Künstler waren nicht nur durch ihre Werke verewigt, sondern daneben auch noch
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