1565 - Feuerhand
»Jetzt bin ich an der Reihe.«
»Gern…« Ich schloss die Augen. Es tat gut, Janes Hände zu spüren, die den Gürtel geschickt öffneten. Ich hob meinen Körper etwas an, weil ich ihr behilflich sein wollte, wenn sie mir die Hose abstreifte, aber dazu kam es nicht.
Es erwischte uns beide wie der Einschlag einer Bombe.
»Leider muss ich euch den Spaß verderben, aber es geht nun mal nicht anders.«
Ich glaubte an einen Traum, aber es war leider keiner.
Gesprochen hatte Janes Mitbewohnerin, eine gewisse Justine Cavallo…
***
Als hätte ein starker Blitz eingeschlagen, so schnell war der Zauber des Augenblicks dahin.
Jane Collins stieß einen leisen Fluch aus und ließ mich los. Sie stellte sich normal hin, während ich mich aufrichtete und meine Hose ein Stück höher zerrte.
Wir hatten nicht geträumt. Justine war wie ein real gewordener Albtraum erschienen. Sie stand in der offenen Tür des Schlafzimmers und schaute zum Bett hin. Auf ihrem blassen, aber makellos geschnittenen Gesicht lag ein schmales Lächeln. Etwas, das man bei ihr nicht sehr oft zu sehen bekam. In diesem Fall schien sie die Situation zu amüsieren.
»Was willst du?«, fuhr Jane sie an. »Das ist nicht dein Zimmer, verdammt noch mal!«
»Ich weiß.«
»Dann verschwinde.«
Justine lachte. Wie immer trug sie ihre schwarze enge Lederkleidung, die in einem scharfen Kontrast zu ihrem hellblonden Haar stand. Sie war eine Person, die Männer verrückt machen konnte, aber sie war zugleich eine Frau ohne Gefühl, die nur ihren Vorteil kannte und über Leichen ging, wobei sie viele durch ihren Biss für kurze Zeit zu Geschöpfen der Nacht machte, um ihnen danach endgültig das Leben zu nehmen.
»Geh endlich!«, verlangte Jane.
Die Cavallo hörte auf zu lachen. »Nein, das geht nicht. Ich bin nicht grundlos zu euch gekommen.«
Dieser Satz ließ mich aufhorchen. Wenn sie so etwas sagte, dann war etwas im Busch.
Ich schloss meinen Gürtel und fragte mit noch leicht belegter Stimme:
»Worum geht es?«
»Das sage ich euch nebenan.« Sie drehte sich um und verließ das Schlafzimmer.
Jane trat mit dem Fuß auf. Sie knöpfte die Bluse wieder zu. »Das ist doch eine Schweinerei. Das macht sie extra. Sie will uns das Vergnügen nicht gönnen.«
»Kann sein.«
Jane runzelte die Stirn. »Zweifelst du daran?«
»Etwas schon.«
»Und was macht dich so sicher?«
Ich hob die Schultern. »Wenn ich ehrlich bin, dann glaube ich nicht daran, dass Justine nur gekommen ist, um uns den Spaß zu verderben. Ihr Erscheinen hat andere Gründe.«
»Und welche?«
»Die wird sie uns sagen.«
»Okay, dann schauen wir mal.« Jane küsste mich wieder. Danach sagte sie: »Manchmal verfluche ich unseren Job.«
»Ich auch.«
Wir gingen in den Wohnraum, wo Justine es sich in einem Sessel bequem gemacht hatte. Jane und ich setzten uns auf die Zweiercouch.
Die Detektivin war noch immer ziemlich angefressen. »Jetzt musst du dir eine verdammt gute Erklärung oder Ausrede für deine Störung einfallen lassen.«
»Das ist keine Ausrede.«
»Was ist es dann?«
»Ich muss euch mit ins Boot ziehen, und es wird euch verdammt interessieren, was ich herausgefunden habe. Ich war in der letzten Zeit nicht nur aus Spaß unterwegs.«
»Komm endlich zur Sache.«
»Keine Sorge, Jane, ich bin dabei. Ich muss euch über etwas in Kenntnis setzen, was ich herausgefunden habe.«
»Und was ist das?«
»Dracula II ist wieder da!«
Das also war es. Das hatte sie zu uns getrieben, und ich glaubte nicht, dass sie bluffte.
Der Supervampir Will Mallmann, der zugleich ein Feind der Cavallo war, hatte sich in letzter Zeit zurückgehalten, weil er mit dem strukturellen Aufbau seiner Vampirwelt beschäftigt war. Dass dies nicht ewig dauern konnte, war uns schon klar gewesen, doch diese Meldung kam sehr plötzlich.
»Er war nie weg«, sagte ich. »Abgesehen davon, dass er sich in seinem Bereich aufgehalten hat.«
»So kann man es auch sehen. Aber in der Vampirwelt steckt er nicht mehr. Er ist mal wieder auf Besuch in unserer Welt.«
»Und was bedeutet das?«, fragte Jane, bei der der Zauber der großen Vorfreude verschwunden war.
»Ich kann es nicht so genau sagen. Ich habe seine Aura gespürt. Ich weiß, dass er hier ist und sich dabei auf eine bestimmte Suche begeben hat.«
»Was will er denn finden?«, fragte ich.
»Da bin selbst ich überfragt«, gab die Cavallo zu. »Aber wir müssen schon mit gewissen Vorfällen rechnen.«
»Und wo könnte er sein?«
»John, du
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